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"Patient Null": HIV und Aids: Wie gelangte der HIV-Erreger nach Amerika?

"Patient Null"

HIV und Aids: Wie gelangte der HIV-Erreger nach Amerika?

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    Wie HIV in die USA gelangte, wollen Wissenschaftler in einer neuen Studie herausgefunden haben.
    Wie HIV in die USA gelangte, wollen Wissenschaftler in einer neuen Studie herausgefunden haben. Foto: Daniel Bockwoldt/Symbolbild (dpa)

    Über 2000 Blutproben, die Ende der Siebzigerjahre im Rahmen von Hepatitis-B-Studien gesammelt worden waren, wurden für die Studie untersucht. Die Forscher der University of Arizona in Tucson wollten herausfinden, wie HIV in die USA kam. Die Wissenschaftler haben die Verbreitungsgeschichte des HI-Virus in den USA rekonstruiert. Demnach sei das Virus um 1970 nach New York gekommen.

    Die Blutproben waren in New York und San Francisco von Männern gewonnen worden, die Sexualkontakte mit dem gleichen Geschlecht hatten. Die Untersuchungen zeigten: Schon damals enthielten in New York 6,6 Prozent und in San Francisco 3,7 Prozent der Proben Antikörper gegen jene HIV-Variante, die heute weit verbreitet ist. Ihre Studie veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Nature.

    "Patient Null" und Aids: So gelangte HIV in die USA

    Kampf gegen Aids - Von der ersten Infektion zur effektiven Therapie

    1900: Vermutlich um die Jahrhundertwende geht ein HIV-Urtyp (SI-Virus) in Afrika vom Affen auf den Menschen über.

    1959: Ärzte entnehmen einem Mann im Kongo eine Blutprobe. Jahrzehnte später wird festgestellt, dass sich darin HIV-Antikörper befinden.

    1981: Die US-Gesundheitsbehörden melden, dass immer mehr Homosexuelle unter bis dahin seltenen Infektionen und Hauttumoren leiden. 

    1982: Krankheitsfälle treten auch bei Drogenabhängigen und Blutern auf. Die Krankheit bekommt den Namen Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom). In Deutschland wird die erste Aids-Diagnose gestellt.

    1983: Luc Montagnier und seinen Kollegen vom Pasteur-Institut in Paris gelingt es, das Aids-Virus zu isolieren. Der New Yorker Arzt Joseph Sonnabend benutzt erstmals den Begriff "Safer Sex". Auch in Deutschland wird verstärkt über das Thema Aids berichtet.

    1984: Robert Gallo entwickelt ein Zellkultursystem und schafft damit die Voraussetzung für die Entwicklung erster Aids-Tests.

    1985: Die erste internationale Aids-Konferenz tagt. 27 Millionen deutsche Haushalte bekommen Informationsbroschüren zugeschickt.

    1986: Experten bezeichnen den Erreger einheitlich als HIV (Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwächevirus).

    1987: Das erste Aids-Medikament AZT wird in den USA und wenig später auch in Deutschland zugelassen. Es kann die Virus-Vermehrung etwas bremsen.

    1991: Die rote Schleife (Red Ribbon) wird zum internationalen Aids-Symbol. Queen-Sänger Freddie Mercury stirbt an HIV.

    1996: Für Aufsehen sorgt die Entdeckung, dass einige Menschen eine genetisch bedingte, wenn auch nicht vollständige HIV-Resistenz haben.

    1999: Schweizer Ärzte haben außergewöhnlichen Erfolg mit einer Hochdosis-Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten (HAART), in der Folge wird diese Strategie zur Standardbehandlung.

    2002: Der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria wird zur Finanzierung nationaler Maßnahmen gegen diese Krankheiten gegründet.

    2003: Mit dem Fusionshemmer Enfuvirtid (Handelsname Fuzeon) kommt in den USA und der EU eine vierte Klasse von Aids-Medikamenten auf den Markt, nach den sogenannten Nukleosiden, Protease-Hemmern und Transkriptase-Hemmern.

    2008: Luc Montagnier wird gemeinsam mit Françoise Barré-Sinoussi für die Entdeckung von HIV der Medizin-Nobelpreis verliehen.

    2010: Barack Obama hebt das in den USA seit 1987 geltende Einreiseverbot für HIV-Positive auf.

    2014: Bei dem zunächst als "funktionell geheilt" geltenden "Mississippi-Baby" entdecken Ärzte erneut das HI-Virus. Das Mädchen war kurz nach der Geburt mit drei Medikamenten behandelt worden, nach einem halben Jahr entzog es die Mutter einer weiteren Therapie. Monate später war das Kind dennoch virenfrei gewesen. Dies bezeichneten Mediziner als Sensation - bis der Erreger doch wieder auftauchte.

    2016: Die Vereinten Nationen sprechen von einem Wendepunkt der Aids-Epidemie in Afrika. Zum ersten Mal würden auf dem Kontinent mehr Betroffene behandelt als sich neu infizieren.

    Damit wäre auch die Theorie um den "Patient Null", der das Virus eingeschleppt haben sollte, widerlegt. Der Eintritt von HIV in die USA war für die Geschichte der Immunschwächekrankheit ein wichtiger Punkt. Von dort konnte sich die Epidemie schnell verbreiten.

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    Die Forscher rekonstruierten auch das Erbgut der damaligen HIV-Erreger. Sie wiesen Ähnlichkeiten mit den Virusvarianten in der Karibik auf. Demnach erhärtet sich der Verdacht, dass das Virus von Afrika aus, wo es bereits ein halbes Jahrhundert zuvor vorkam, über Haiti in die USA gelangte. Die Wissenschaftler errechneten, dass HIV die USA zwischen 1969 und 1973 erreicht haben müsste.

    HIV tauchte in den USA laut Studie zuerst in New York City auf

    Alle späteren, aus den1980er Jahren bekannten Formen von HIV sind laut den Untersuchungsergebnissen mit den bereits Ende der 1970er Jahre zirkulierenden Gruppen verwandt. Und die Untersuchungen ergaben zudem, dass das Virus offenbar zuerst in New York City auftauchte. Nach San Francisco gelangte es wohl erst um 1976. Die Forschungsergebnisse widerlegen damit auch den Mythos um den "Patienten Null", der angeblich für die Ausbreitung des Virus in den USA verantwortlich ist. Derhomosexuelle Steward sei Anfang der 1980er Jahre nur ein Opfer in den USA von vielen gewesen.

    Die Forscher fanden keine Beweise dafür, dass er der erste Aids-Patient in den USA gewesen ist.  Aids wurde erstmalig 1981 in den USA beschrieben. HIV wurde zwei Jahre später als Ursache identifiziert. AZ

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    1900: Vermutlich um die Jahrhundertwende geht ein HIV-Urtyp (SI-Virus) in Afrika vom Affen auf den Menschen über.

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    1981: Die US-Gesundheitsbehörden melden, dass immer mehr Homosexuelle unter bis dahin seltenen Infektionen und Hauttumoren leiden. 

    1982: Krankheitsfälle treten auch bei Drogenabhängigen und Blutern auf. Die Krankheit bekommt den Namen Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom). In Deutschland wird die erste Aids-Diagnose gestellt.

    1983: Luc Montagnier und seinen Kollegen vom Pasteur-Institut in Paris gelingt es, das Aids-Virus zu isolieren. Der New Yorker Arzt Joseph Sonnabend benutzt erstmals den Begriff "Safer Sex". Auch in Deutschland wird verstärkt über das Thema Aids berichtet.

    1984: Robert Gallo entwickelt ein Zellkultursystem und schafft damit die Voraussetzung für die Entwicklung erster Aids-Tests.

    1985: Die erste internationale Aids-Konferenz tagt. 27 Millionen deutsche Haushalte bekommen Informationsbroschüren zugeschickt.

    1986: Experten bezeichnen den Erreger einheitlich als HIV (Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwächevirus).

    1987: Das erste Aids-Medikament AZT wird in den USA und wenig später auch in Deutschland zugelassen. Es kann die Virus-Vermehrung etwas bremsen.

    1991: Die rote Schleife (Red Ribbon) wird zum internationalen Aids-Symbol. Queen-Sänger Freddie Mercury stirbt an HIV.

    1996: Für Aufsehen sorgt die Entdeckung, dass einige Menschen eine genetisch bedingte, wenn auch nicht vollständige HIV-Resistenz haben.

    1999: Schweizer Ärzte haben außergewöhnlichen Erfolg mit einer Hochdosis-Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten (HAART), in der Folge wird diese Strategie zur Standardbehandlung.

    2002: Der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria wird zur Finanzierung nationaler Maßnahmen gegen diese Krankheiten gegründet.

    2003: Mit dem Fusionshemmer Enfuvirtid (Handelsname Fuzeon) kommt in den USA und der EU eine vierte Klasse von Aids-Medikamenten auf den Markt, nach den sogenannten Nukleosiden, Protease-Hemmern und Transkriptase-Hemmern.

    2008: Luc Montagnier wird gemeinsam mit Françoise Barré-Sinoussi für die Entdeckung von HIV der Medizin-Nobelpreis verliehen.

    2010: Barack Obama hebt das in den USA seit 1987 geltende Einreiseverbot für HIV-Positive auf.

    2014: Bei dem zunächst als "funktionell geheilt" geltenden "Mississippi-Baby" entdecken Ärzte erneut das HI-Virus. Das Mädchen war kurz nach der Geburt mit drei Medikamenten behandelt worden, nach einem halben Jahr entzog es die Mutter einer weiteren Therapie. Monate später war das Kind dennoch virenfrei gewesen. Dies bezeichneten Mediziner als Sensation - bis der Erreger doch wieder auftauchte.

    2016: Die Vereinten Nationen sprechen von einem Wendepunkt der Aids-Epidemie in Afrika. Zum ersten Mal würden auf dem Kontinent mehr Betroffene behandelt als sich neu infizieren.

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