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Leseschwäche im Land der Dichter und Denker

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Leseschwäche im Land der Dichter und Denker

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    Beim Lesen könnten deutsche Schüler besser sein. Foto: dpa
    Beim Lesen könnten deutsche Schüler besser sein. Foto: dpa Foto: dpa

    Im Lesen und Textverständnis zeigen die Schüler des einstigen Lands der Dichter und Denker dafür deutliche Schwächen. Norbert Bergmeier, Rektor der Erhard-Vöhlin-Hauptschule in Illertissen wundert sich nicht: "Das mit der Leseschwäche ist für uns nichts Neues." Schon vor zwei Jahren begann die Schule deshalb mit einer modularen Leseförderung. Der Rektor erklärt: "In kleinen Gruppen, nach Lesefertigkeit eingeteilt, werden die Schüler unterrichtet." Eine Leseschwäche könne nicht nur bei bestimmten Bevölkerungsgruppen ausgemacht werden, betont Norbert Bergmeier. Stattdessen hänge es davon ab, wie in den Familien schon von klein auf mit Texten umgegangen werde. Einen Blick in die Zukunft wagt er nicht: "Es steht ein Umbruch an: Aus Haupt- werden Mittelschulen." Damit seien auch andere Lerninhalte verbunden. Ob dies Erfolg zeige, lasse sich nun noch nicht prognostizieren.

    Anders als Norbert Bergmeier sieht Roland Hunger, Rektor des Illertal-Gymnasiums in Vöhringen, sehr wohl einen Zusammenhang zwischen Herkunft und Problemen beim Lesen. Deutschland sei ein Migrationsland, so Hunger. "Von den Migranten in Deutschland sind nun mal nur fünf bis zehn Prozent hoch- oder gut qualifiziert.", erklärt er. In anderen Ländern liege diese Quote bei um die 80 Prozent.

    Leseschwäche ist früh nachweisbar

    "Momentan stellt es sich so dar, dass Deutschland für die Einwanderung sehr niedrige Ansprüche stellt", so Roland Hunger. Was Gymnasien angehe, könne Deutschland im Weltvergleich ganz oben mithalten, betont er. Beim Pisa-Test werden in Deutschland 5000 15-jährige Kinder aus allen Schularten getestet. Daher könne die Studie sehr unterschiedlich interpretiert werden, so Roland Hunger.

    "Wir freuen uns allgemein darüber, dass die bayrischen Realschulen Fortschritte gemacht haben", antwortet Renate Rudhart, Konrektorin der Staatlichen Realschule Vöhringen. Der Leseproblematik wird hier mit einem Wettbewerb entgegengewirkt. Der Lesewettbewerb fand gerade am Donnerstag statt. Die Konrektorin beschreibt den Ablauf: "Schüler stellen Bücher vor, tragen Textabschnitte vor und zeigen später noch ihre Fähigkeit an einem fremden Text." Die Aktion werde von den Sechstklässlern sehr gut angenommen, so Renate Rudhart. Weiter sagt sie zum Pisa-Ergebnis: "Spitzenländer wie Finnland sind natürlich noch weit weg." Aber man könne Bayern und Finnland auch nur schwer vergleichen, betont sie. Um in den nächsten Jahren noch weiter vorne angreifen zu können, würde sich die bekennende Verfechterin des dreigliedrigen Schulsystems kleinere Klassen wünschen. "Außerdem ist es wichtig, dass Eltern und Lehrer gleichermaßen an einem Strang ziehen", so Rudhart.

    In seiner Rolle als stellvertretender Landesvorsitzender des bayrischen Realschullehrer-Verbands zeigt sich Martin Rister erfreut über die besseren Ergebnisse beim Pisa-Test. "Bayrische Realschulen können sich mit der Weltspitze messen", betont Rister, der auch Rektor an der Realschule in Babenhausen ist, stolz.

    Allerdings erklärt Rister auch: "Beim Test der 15-Jährigen lässt sich noch nichts über den endgültigen Lern-, Lebens- und Arbeitserfolg der Schüler sagen."

    Der stellvertretende Landesvorsitzende spricht sich klar gegen die Abschaffung von Realschulen aus. Das Angebot von Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien sei wichtig, um jedem Kind die richtige Förderung bereitzustellen, so Rister. "Der reine Besuch eines Gymnasiums ist noch kein Erfolg", sagt er. Ein arbeitsloser Akademiker sei schließlich nicht erfolgreicher als ein früherer Hauptschüler, der ein Unternehmen mit 30 oder 40 Angestellten leite.

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