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Asiatische Tigermücke: Neuer Lebensraum: Asiatische Tigermücke nun auch in Karlsruhe

Asiatische Tigermücke

Neuer Lebensraum: Asiatische Tigermücke nun auch in Karlsruhe

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    Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) findet neue Lebensräume: Die Mücke wurde nun auch in Karlsruhe entdeckt.
    Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) findet neue Lebensräume: Die Mücke wurde nun auch in Karlsruhe entdeckt. Foto: US CfDCaP//U.S. Center for Disease Control and Prevention (dpa)

    Die Asiatische Tigermücke ist die zugereiste, aggressive Variante unser zwar nervigen, aber doch wenig bedrohlichen Stechmücken. Das Insekt mit dem zoologische Namen Aedes albopictus kann gefährliche Viren übertragen, darunter Dengue, Zika und Chikungunya. Ziemlich genau vor zehn Jahren kamen die ersten Exemplare nach Deutschland.

    Die Mückenart sei nun auch in Karlsruhe nachgewiesen worden, sagte Norbert Becker von der kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) der Deutschen Presse-Agentur in Speyer. Mehrere Exemplare wurden demnach in einem Industriegebiet in der Nähe des Bahnhofs entdeckt. Das Gelände soll nun umfassend abgesucht werden.

    Asiatische Tigermücke in Karlsruhe

    "Wenn man auf dem Gelände ist, wird man von Tigermücken angeflogen.", so Becker zum Tigermückenfund von Karlsruhe. Er selbst habe am Sonntag drei Exemplare und zahlreiche Larven entdeckt, dazu Hunderte Asiatische Buschmücken, die aber auch weiter verbreitet seien als Tigermücken. Sie können Krankheiten wie das West-Nil-Virus übertragen. Mit den Karlsruher Tigermücken gebe es nun erstmals auch einen Fund in einer Kabs-Mitgliedsgemeinde.

    In der Nähe des Fundortes - jenseits der Autobahn - gebe es auch eine Gartenanlage, die sei bislang aber nur sporadisch auf Tigermücken untersucht worden, sagte Becker. "Wir hoffen, dass sie nur im Industriegebiet vorkommen." Das Insekt sei ein schlechter Flieger, der - im Gegensatz zur Rheinschnake - nur wenige Hundert Meter wandere. Nun wolle man herausfinden, wie lange es bereits in Karlsruhe ansässig sei. Am Mittwoch sollen deshalb Kabs-Mitarbeiter von Betrieb zu Betrieb gehen und die Brutstätten untersuchen.

    Asiatische Tigermücke kann in Freiburg überwintern

    Angesichts des Klimawandels scheinen sich die stechenden Tierchen, die an ihren weißen Tigerstreifen zu erkennen sind, einen neuen Lebensraum nördlich der Alpen dauerhaft erobern zu wollen. In Freiburg und Heidelberg überwintern sie bereits. Die erste größere brütende Population wurde im September 2015 im Heidelberger Stadtteil Wieblingen nachgewiesen. Ein Jahr zuvor war bereits eine kleinere Population in Freiburg entdeckt worden.

    Erstmals war die wärmeliebende Asiatische Tigermücke Ende September 2007 an einem Rastplatz der Autobahn A5 (Basel - Karlsruhe) bei Weil am Rhein gefunden worden. Aus dem Jahr 1979 stammt nach Angaben der European Mosquito Control Association (EMCA) der erste europäische Nachweis des Insekts in Albanien. 1990 wurde es in einer Ladung gebrauchter Reifen aus den USA in den italienischen Hafen Genua eingeschleppt.

    Sie stehen auf der Liste der Todesursachen ganz oben. An Pneumonie sterben jährlich nahezu 4 Millionen Menschen, vorwiegend Kinder. Die Lungenentzündung ist damit trauriger Spitzenreiter der Krankheiten, die die meisten Todesopfer fordern.
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    Unfruchtbare Männchen werden im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke eingesetzt

    Die Fachleute der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) und des Instituts für Dipterologie (IfD) in Speyer, das Zweiflügler erforscht, setzen bei der Mückenbekämpfung auf konventionelle Mittel. Dazu zählen das Austrocknen oder Abdecken von Brutstätten, wie Regentonnen, Vogeltränken oder Topfuntersetzern.

    Auch Fallen sollen helfen, die Zahl der Tiere zu reduzieren. Außerdem greifen die Experten auf das Bakterium BTI zurück, das die Larven tötet und in den Auen des Oberrheins die Mückenplage erfolgreich in Grenzen hält. Es wird unter per Hubschrauber verteilt.

    Größte Hoffnung ist aber eine biotechnologische List. Im italienischen Bologna werden einige aus Deutschland gebrachte Tigermücken vermehrt. Mit Hilfe von Gammastrahlen sterilisieren die Experten um Professor Romeo Bellini dann die männlichen Tiere. Ihre Puppen sind kleiner als die der Weibchen und können daher ausgesiebt werden. Nach der Behandlung sind sie unfruchtbar. Die sterilisierten Tigermücken werden in den neuen Lebensräumen in Deutschland ausgesetzt. Sie paaren sich mit den Weibchen - doch ihr Sperma führt kaum noch zu lebensfähigem Nachwuchs (lesen Sie auch: Kampf gegen Tigermücke: Unfruchtbare Männchen sollen helfen).

    Asiatische Tigermücke: Population in Baden-Württemberg drastisch reduziert

    Ob es auf diese Weise gelingt, die Populationen wieder auszurotten, muss die Zeit zeigen. Im vergangenen Jahr gab es erste Erfolge. Eine auf wenige Gärten begrenzte Population in Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis sei praktisch verschwunden, sagt der wissenschaftliche Direktor der Kabs, Norbert Becker. Dort habe die Beseitigung der Brutstätten und die Behandlung mit BTI gereicht.

    Die Populationen in Freiburg und Heidelberg seien um 80 bis 90 Prozent reduziert. "Den Rest wollen wir jetzt noch in die Knie zwingen." Gerade hole ein Mitarbeiter wieder 15 Kästen mit je 1000 sterilisierten Männchen aus Bologna ab, sagt der promovierte Biologe und unterstreicht die Bedeutung der Arbeit der italienischen Kollegen.

    Bei allen Erfolgen kommen aber auch die Mücken auf ihrem Eroberungszug voran. Im Juli seien die ersten Exemplare in Rheinland-Pfalz gesichtet worden, an der Autobahn 61 bei Speyer, sagt Becker. Es seien einzelne Exemplare auf Rasthöfen. Schlimm werde es laut Becker, wenn die Tigermücken in Siedlungs- und Gartenbereiche eingeschleppt werden, wie es nun auch in Karslruhe der Falls ein könnte. Der Kampf gegen die Asiatischen Tigermücken dürfte eine Daueraufgabe bleiben. Denn mit den endlosen Auto- und Lastwagenkolonnen werden immer wieder Exemplare nach Deutschland kommen.  dpa

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