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Schlaf-Studie: Schlaflos? Deutsche schlafen weniger als Menschen anderer Nationen

Schlaf-Studie

Schlaflos? Deutsche schlafen weniger als Menschen anderer Nationen

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    In einer Schlaf-Studie haben Forscher erstmals das durchschnittliche Schlafverhalten vieler Nationen gleichzeitig ermittelt. Die Deutschen schlafen weniger als der Durchschnitt.
    In einer Schlaf-Studie haben Forscher erstmals das durchschnittliche Schlafverhalten vieler Nationen gleichzeitig ermittelt. Die Deutschen schlafen weniger als der Durchschnitt. Foto: Patrick Pleul (dpa)

    Eine neue Studie hat das weltweite Schlafverhalten erstmals mittels einer App unter Tausenden Probanden ermittelt. Das Ergebnis: Die Deutschen liegen mit etwa 7 Stunden und 45 Minuten Schlaf pro Nacht unterhalb des Durchschnitts der 20 untersuchten Länder.

    Auch wenn die Spannbreite nicht so groß erscheine, bedeute jede halbe Stunde Schlaf einen deutlichen Unterschied in puncto Leistungsfähigkeit des Gehirns und auch Langzeitgesundheit, schreibt das Team um die US-Forscherin Olivia Walch von der University of Michigan in ihrer Schlaf-Studie im Journal Sciences Advances. Die Auswertung der Daten von rund 5500 Teilnehmern ergab zudem, dass vor allem der Zeitpunkt des Einschlafens durch Umgebung und soziale Normen bestimmt und - teils entgegen dem eigenen Schlafbedürfnis - nach hinten verschoben wird.

    Schlaf-Studie: Gesellschaft entscheidet über Schlafzeiten

    "Über alle Daten hinweg scheint es so zu sein, dass die Gesellschaft die Einschlafzeit regelt und die innere Uhr des Einzelnen die Aufwachzeit, und dass eine spätere Einschlafzeit zu einem Verlust an Schlaf führt", fasst Mitautor und Mathematiker Daniel Forger die Ergebnisse der Schlaf-Studie zusammen. Es gebe zwar Verpflichtungen wie Job, Kinder und Schule am Morgen, doch seien das nicht die einzigen Faktoren beim Aufstehen. Die biologische Uhr der Studienteilnehmer habe einen starken Effekt auf ihre Aufwachzeit gehabt, nicht nur ihre Wecker.

    Hinzu kämen noch die genetische Veranlagung, etwa bei Menschen mit sehr geringem Schlafbedürfnis, und der Chronotyp jedes Einzelnen - ob Frühaufsteher oder Nachteule, erläuterte Forger der Deutschen Presse-Agentur. "Diese inhärenten Faktoren müssen ebenfalls berücksichtigt werden." Sie spielten neben den sozialen Faktoren für die Einschlafzeit eine wichtige Rolle.

    Schlaf-Studie: Frauen schlafen mehr als Männer

    Außerdem zeigte sich: Männer mittleren Alters schlafen am wenigsten, oft weniger als die empfohlenen sieben bis acht Stunden pro Nacht. Frauen schlafen, vor allem zwischen 30 und 60 Jahren, durchschnittlich etwa 30 Minuten länger als Männer. Früher ins Bett gehen und damit mehr Schlaf bekommen zumeist die Menschen, die sich tagsüber unter freiem Himmel aufhalten, so stellt die Schlaf-Studie fest.

    Hauptautorin Walch betont auf Nachfrage, dass die Studie nicht ermittele, wie viel Schlaf der Einzelne braucht, sondern nur den Durchschnitt beschreibt. Zu kurzer Schlaf könne die Leistung stark einschränken: "Es braucht nur ein paar Tage Schlafdefizit und man ist wie betrunken." Übermüdete Menschen merkten das jedoch selbst kaum und schätzten ihre Leistungsfähigkeit regelmäßig zu hoch ein.

    An die Daten der Schlaf-Studie gelangten die Forscher über die von ihnen entwickelte, kostenlose App Entrain. Ursprünglich gedacht, um Menschen beim Umgang mit dem Jetlag zu helfen, geben die Teilnehmer neben ihrem Aufenthaltsort in der App regelmäßig ihre Schlafzeiten an und berichten, wie lange sie sich in Räumen oder unter freiem Himmel aufgehalten haben.

    Abendliche Aktivitäten bestimmen die Schlafdauer

    Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin, Alfred Wiater, nennt die Erhebungsmethode über Apps richtungsweisend für künftige Studien dieser Art. "Inhaltlich zeigt sich, dass bezüglich des Schlafverhaltens noch intensiver als bisher Alters- und Gender-spezifische Aspekte zu berücksichtigen sind." Die Kernaussage der Studie - dass abendliche Aktivitäten maßgeblich die Schlafdauer bestimmen - sollte auch mit Blick auf den abendlichen Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen zu denken geben. dpa

    Das hilft beim Schlafen

    Regelmäßige Zeiten Immer ungefähr zur selben Zeit zu Bett zu gehen und wieder aufzustehen, ist wichtig für den biologischen Rhythmus.

    Schlafdruck aufbauen Wer sich abends erst dann hinlegt, wenn er richtig müde ist, schläft in der Regel besser. Deshalb sollte man insgesamt nicht zu lange schlafen und auf längere Nickerchen tagsüber verzichten.

    Wenig Alkohol, kein Koffein Zwei Gläser Wein am Abend helfen zwar, schneller einzuschlafen. Insgesamt verschlechtert Alkohol die Schlafqualität aber gravierend. Zudem reagieren manche Menschen sehr empfindlich auf Koffein. Wer dazu gehört, sollte ab etwa 13 Uhr weder Kaffee noch Schwarztee trinken.

    Viel Bewegung Wer regelmäßig Sport treibt, schläft meistens besser. Empfehlenswert ist vor allem, sich bei Tageslicht an der frischen Luft zu bewegen.

    Maß halten Nach umfangreichen Menüs schläft es sich schlecht. Besser ist es, abends in Maßen zu essen und zu trinken. Manchen Menschen hilft es, tryptophanreiche Kost wie dunkle Schokolade, Nüsse oder Milch zu sich zu nehmen.

    Abendliche Rituale Von Einschlafritualen (etwa eine Bettlektüre oder ein Entspannungsbad) profitieren nicht nur Kinder. Sie helfen dem Körper, auf Entspannung umzuschalten.

    Nicht im Bett herumliegen Wer längere Zeit nicht mehr einschlafen kann und deshalb unruhig wird, sollte besser aufstehen und einer ruhigen Tätigkeit nachgehen (etwa Bügeln, Musik hören). Sich im Bett herumzuwälzen und zu ärgern, ist eher kontraproduktiv. (toll)

    Schlafstudie in Scienes Advances via Eurekalert

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