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Privatpatient oder Kassenpatient: Facharzt-Wartezeit: Wenn sich ein Kassenpatient als Privatpatient ausgibt

Privatpatient oder Kassenpatient

Facharzt-Wartezeit: Wenn sich ein Kassenpatient als Privatpatient ausgibt

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    Privatpatient? Kassenpatient? Das kann beim Arzt einen Unterschied machen.
    Privatpatient? Kassenpatient? Das kann beim Arzt einen Unterschied machen. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Die lange Wartezeiten für einen Termin beim Facharzt sind ein allgemein bekanntes Übel. Besonders ärgerlich: Oft erhalten Privatpatienten bei Ärzten schneller einen Termin als Kassenpatienten. Da liegt der Gedanke nahe, sich am Telefon als Privatversicherter statt als Kassenpatient auszugeben. Wieso sich das Flunkern am Telefon nicht auszahlt, erklärt Christiane Lange von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick. 

    Kassenpatient oder Privatpatient: Muss das am Telefon verraten werden?

    Nein, als Patient hat man nicht die Verpflichtung, von sich aus mitzuteilen, ob man gesetzlich oder privat krankenversichert ist. Sofern man aber am Telefon gefragt wird, welchen Versicherungsstatus man besitzt, sollten Patienten die Wahrheit sagen.

    Was passiert, wenn vor Ort rauskommt, dass der angebliche Privatpatient ein Kassenpatient ist?

    Wenn der Patient am Telefon angibt, dass er privat krankenversichert ist, und der Arzt ihm in einem Zeitraum einen Termin gibt, in dem er ausschließlich Privatpatienten behandelt, darf er den Patienten nach Hause schicken und auf andere Sprechzeiten verweisen. Der Arzt ist nur bei einem Notfall verpflichtet, sofort zu behandeln.

    Inwiefern muss der Arzt prüfen, ob jemand die Wahrheit sagt?

    Hausarztmangel - wie schlimm ist es wirklich?

    Ausgangslage: Seit gut zehn Jahren geistert der Begriff „Ärztemangel“ durchs Land. Meist wird er in Zusammenhang mit Allgemeinmedizinern diskutiert. Unbestritten ist: Mit 3,4 niedergelassenen Ärzten (alle Fachrichtungen) je 1000 Einwohner steht Deutschland sehr gut da. Der Durchschnitt aller OECD-Länder beträgt 3,0. Auch steigt die Gesamtzahl der Ärzte – in den vergangenen zehn Jahren um 53 000 auf zuletzt 357 000. Einen Rückgang gab es 2013 nur bei Allgemeinmedizinern – um 0,13 Prozent.

    Die Lage im Freistaat: Eine Übersichtskarte der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zur hausärztlichen Versorgung zeigt, dass weite Teile des Freistaats derzeit gut oder gar überversorgt sind. Sie weist aber auch rund 125 freie Stellen aus. Allein in Ingolstadt sind es 13,5, in Schwaben insgesamt 17,5, davon vier im Raum Schwabmünchen. 2013 waren bayernweit 7450 Allgemeinmediziner tätig, rund 150 weniger als im Vorjahr. In Schwaben waren es 1065 (minus 23), in Oberbayern 1641 (minus 26).

    Das sagen die Ärzte: Die Bundesärztekammer verweist auf das binnen zehn Jahren rapide gestiegene Durchschnittsalter der niedergelassenen Mediziner von knapp 46,7 auf 53,1 Jahre. Außerdem geht die Zahl der Ruheständler nach oben, zuletzt um 3,8 Prozent auf 72 540. Schon 2010 legte die Ärzteschaft eine Studie vor, wonach viele Hausärzte in ländlichen Gebieten keine Nachfolger mehr finden. Grund für diese Entwicklung seien unter anderem der wachsende Frauenanteil, der damit verbundene Wunsch nach mehr Teilzeitarbeit und die Tatsache, dass etwa zwölf Prozent der Universitäts-Absolventen nicht in Praxen oder an Kliniken arbeiten, sondern beispielsweise in die Forschung gehen.

    Das sagen die Krankenkassen: Statistisch betrachtet gibt es in Deutschland mehr Ärzte, als für die Versorgung nötig wären, sagt Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Allerdings gebe es Regionen im Land, wo es „punktuell“ zu Problemen komme. Im Klartext: Es gibt mehr als genügend Ärzte, sie sind nur ungleich verteilt. Das zeigen auch die Zahlen der Bundesärztekammer. In Hamburg kommen 151 Einwohner auf einen Arzt, in Bayern 217 und in Brandenburg schon 276. GKV-Mann Lanz sieht ein „gravierendes Problem“ darin, dass die Hausärzte auch innerhalb der Ärzteschaft „keine große Unterstützung finden“. Die universitäre Ausbildung sei zu sehr auf die anderen Fachärzte konzentriert.

    Das sagen Wirtschaftswissenschaftler: Das Institut der deutschen Wirtschaft kommt zu dem Ergebnis, dass in den nächsten Jahren zwar 6600 Ärzte pro Jahr aus dem Berufsleben ausscheiden. Diesen stünden aber jährlich etwa 10 000 Uni-Absolventen gegenüber. Von einem akuten Ärztemangel könne also keine Rede sein. Aufgrund der demografischen Entwicklung könnte jedoch ab dem Jahr 2025 ein Engpass entstehen. Dann müssten jährlich 9500 Ärzte ersetzt werden. Außerdem würden dann durch die Alterung der Gesellschaft mehr Ärzte benötigt, weil ein größerer Behandlungsbedarf bestehe

    Der Arzt hat keine Nachforschungspflicht. Sofern man sich als Privatpatient am Telefon ausgibt, darf der Arzt auch davon ausgehen, dass diese Angaben zutreffen. dpa/tmn

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