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H5N8: Vogelgrippe-Virus erstmals in Europa bei Wildvogel nachgewiesen

H5N8

Vogelgrippe-Virus erstmals in Europa bei Wildvogel nachgewiesen

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    Die Vogelgrippe-Gefahr schien nachzulassen. Nun gibt es einen neuen Fall auf der Insel Ummanz in Mecklenburg-Vorpommern - bei einem Wildvogel.
    Die Vogelgrippe-Gefahr schien nachzulassen. Nun gibt es einen neuen Fall auf der Insel Ummanz in Mecklenburg-Vorpommern - bei einem Wildvogel. Foto: Stefan Sauer/dpa

    Erstmals in Europa ist das gefürchtete Vogelgrippe-Virus H5N8 bei einem Wildvogel nachgewiesen worden. Entdeckt wurde es in einer Krickente, die im Rahmen der Wildvögel-Überwachung bei Rügen in Mecklenburg-Vorpommern geschossen wurde, wie Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Samstag in Schwerin sagte. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass die Ausbrüche der vergangenen Wochen in europäischen Nutztierställen auf Wildvögel zurückgehen. Für Montagvormittag berief die Bundesregierung ein Krisentreffen in Berlin ein. In den Niederlanden wurde der Erreger in einem dritten Geflügelbetrieb nachgewiesen.

    Krickente brachte Vogelgrippe-Erreger H5N8 offenbar nach Europa

    Die Krickente, die selbst keine Krankheitssymptome aufwies, wurde auf der Insel Ummanz bei Rügen gefunden. Diese Vögel, die in weiten Teilen Eurasiens leben, brachten möglicherweise den hochansteckenden Erreger nach Europa. "Es ist ein weiterer Hinweis, dass Wildvögel daran beteiligt sein könnten", sagte Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems.

    Vogelgrippe H5N8, H5N1 H7N9, H5N8: Zahlen und Fakten

    Viele Vogelgrippe-Viren können Symptome beim Menschen auslösen. Als besonders gefährlich haben sich in den vergangenen Jahren H5N1 und H7N9 erwiesen.

    Durch natürliche Genveränderungen entstehen fortwährend neue Varianten der Vogelgrippe-Viren.

    Die Ziffern hinter H und N stehen für Oberflächenstrukturen, anhand derer die Viren Subtypen zugeordnet werden.

    Eine Infektion eines Menschen mit H5N1 war erstmals 1997 in Hongkong nachgewiesen worden.

    Von 2003 bis 2013 seien etwa 650 Infektionen mit dem Erreger registriert worden, berichten Wissenschaftler. In insgesamt 15 Ländern seien mehr als 380 Menschen daran gestorben.

    Bei H7N9 ist der erste Nachweis im März 2013 erfolgt.

    Im Januar 2014 starb in Nordamerika erstmals ein Mensch an der Vogelgrippe. Eine Kanadierin, die China besucht hatte, erlag den Folgen einer Infektion mit dem Virus H5N1.

    China ist wegen des oft engen Miteinanders von Mensch und Vieh besonders von Übertragungen auf den Menschen betroffen.

    Experten befürchten, dass auf diese Weise einmal eine globale Pandemie ihren Ursprung nehmen könnte.

    Auf einem Geflügelhof im Münsterland wurden bei einer Pute im Herbst 2014 Vogelgrippe-Erreger vom Typ H5N2 entdeckt. Einige Tiere waren zuvor auch in den Handel gelangt.

    Im Herbst 2016 wurde in mehreren europäischen Ländern eine gefährliche Vogelgrippen-Variante vom Typ H5N8 nachgewiesen.

    Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) rief alle Bundesländer zur Vorsorge auf. So solle etwa Hausgeflügel in Ställen untergebracht werden, erklärte er. "Unklare Krankheits- oder Todesfälle müssen schnellstmöglich untersucht und bei Verdachtsfällen dem jeweils zuständigen Veterinäramt gemeldet werden." Konsequente Hygiene sei das A und O, um eine Verbreitung der Geflügelpest zu verhindern. 

    Mecklenburg-Vorpommern erlässt strenge Regeln für Geflügelbesitzer

    Für Mecklenburg-Vorpommern ordnete Backhaus noch am Samstag die sofortige Unterbringung aller rund 13 Millionen Hühner, Puten und Enten sowie von anderem Nutzgeflügel in Ställen oder überdachten Volieren an. Rund 40.000 Halter sind von dem Erlass betroffen, dessen Einhaltung von Veterinärämtern und der Polizei kontrolliert werden soll. Die Tiere dürfen auch nicht mit Wasser etwa aus Seen, Kanälen oder Pfützen getränkt werden. Damit soll jeder Kontakt mit Wildvögeln und deren Ausscheidungen verhindert werden.

    Bei dem Virus in der Krickente bei Rügen handele es sich um exakt den gleichen Erreger, der bei den bisherigen Ausbrüchen in Deutschland und den Niederlanden nachgewiesen wurde, sagte Backhaus. Zu dem H5N8-Virus, das in Großbritannien festgestellt wurde, gebe es nur sehr geringe Abweichungen.

    Ausbruch der Vogelgrippe auch in Großbritannien

    Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt will die Länder auffordern, ein aktives Wildvogel-Monitoring zu veranlassen - also Wildvögel zu erlegen und zu untersuchen. Damit könnten die Kenntnisse zum Vorkommen von Vogelgrippeviren vertieft werden, sagte er. In einem Drei-Kilometer-Umkreis um den Fundort der Krickente auf der Insel Ummanz stehen die Geflügel-Haltungen seit Samstag unter besonderer Beobachtung. "Ein Sperrbezirk wurde aber nicht eingerichtet", betonte Backhaus.

    In einem Putenmastbetrieb in Heinrichswalde im Landkreis Vorpommern-Greifswald - mehr als 50 Kilometer entfernt von dem Ort, an dem die Krickente geschossen wurde - war die Vogelgrippe Anfang November ausgebrochen. Weitere Ausbrüche der Geflügelpest gab es später in den Niederlanden und Großbritannien.

    Dritter Geflügelbetrieb in den Niederlanden befallen

    In den Niederlanden wurde das Virus in einem dritten Geflügelbetrieb nachgewiesen. Wie das Wirtschaftsministerium in Den Haag mitteilte, handelt es sich um einen Zuchtbetrieb in Kamperveen bei Zwolle. Dort wurde am Freitag mit der Keulung von 10.000 Tieren begonnen. Damit war der aus Asien stammende H5N8-Typ in drei Provinzen der Niederlande bestätigt.

    Auch auf einer Entenfarm in Kamperveen wurden Tiere getötet, nachdem dort Vogelgrippe-Erreger entdeckt worden waren. Um welchen Typ es sich dort handelte, war am Sonntag noch unklar. Für mehr als 30 Betriebe in der Umgebung wurden Untersuchungen angeordnet. dpa/AZ

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