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Antibiotika: WHO: Warnung vor Antibiotika-resistenten Killer-Keimen

Antibiotika

WHO: Warnung vor Antibiotika-resistenten Killer-Keimen

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    Antibiotika verlieren zunehmend ihre Wirkung. Die WHO warnt vor schweren Folgen für das Gesundheitswesen.
    Antibiotika verlieren zunehmend ihre Wirkung. Die WHO warnt vor schweren Folgen für das Gesundheitswesen. Foto: Lukas Schulze, dpa (Symbolbild)

    Wenn Antibiotika nicht mehr anschlagen, sind Ärzte machtlos und Patienten ihrem Schicksal ausgeliefert. Schuld sind Bakterien, die gegen alle verfügbaren Medikamente resistent geworden sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist alarmiert.

    Jetzt hat sie erstmals eine Liste mit den zwölf für die Menschheit gefährlichsten Bakterienfamilien veröffentlicht. Sie rief Regierungen am Montag in Genf auf, Anreize für Forscher in Universitäten und Pharmafirmen zu schaffen, um neue Antibiotika zu entwickeln. 

    Betroffen von der Gefahr multiresistenter Keime seien Millionen Patienten in aller Welt, sagte Evelina Tacconelli, Mitglied der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ESCMID). 60 Prozent der Patienten mit schweren Infektionen, die sich nicht mit Antibiotika behandeln lassen, sterben nach ihren Angaben. An Schätzungen über die weltweite Zahl von tödlichen Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien wolle die WHO sich aber nicht beteiligen. Britische Forscher nannten 2014 eine Zahl von weltweit 700.000 im Jahr.

    WHO sucht nach neuen Antibiotika - Resistenz steigt an

    Die WHO entwickelte die Liste mit Forschern der Universität Tübingen. Das Thema soll bei einem G20-Treffen von Gesundheitsexperten nächste Woche in Berlin zur Sprache kommen. "Wir brauchen heute und in Zukunft wirksame Antibiotika, um übertragbare Krankheiten gut behandeln zu können", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). "Mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie gehen wir im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen voran." Krankheiten und resistente Erreger würden keine Grenzen kennen und müssten global bekämpft werden.

    Tuberkulose bei Mensch und Tier

    Die Infektionskrankheit befällt vor allem die Lunge, kann aber auch andere Organe treffen.

    Häufigster Infektionsweg für Menschen ist die Tröpfcheninfektion durch die Luft.

    Die Erkrankung ist medikamentös sehr gut behandelbar.

    Dem Landesamt für Gesundheit zufolge besteht keine erhöhte Infektionsgefahr durch die Rinder-Tbc. Nur bei direktem Kontakt zu kranken Tieren ist eine Ansteckung denkbar.

    Die Tbc bei Menschen ist meldepflichtig. Seit 2001 ging die Fallzahl in Bayern um die Hälfte zurück.

    Rinder-Tbc ist anzeigepflichtig. Tiere bleiben meist lange unauffällig; Organveränderungen fallen oft erst bei der Fleischuntersuchung auf.

    Die Rinder-Tbc ist eine Zoonose: Der Erreger überträgt sich vom Tier auf Menschen und umgekehrt.

    Das Mykobakterium bovis findet sich auch bei Dachsen (in England) und Weißwedelhirschen (USA) oder das Mykobakterium caprae bei Rotwild in Deutschland und Österreich.

    Milch für Verzehr und Verarbeitung muss von Tbc-freien Tieren stammen. Rohmilch, die ab Hof verkauft wird, ist abzukochen.

    Rohmilchkäse darf nur aus Milch von amtlich als Tbc-frei geltenden Herden hergestellt werden.

    Europaweit wird jedes Rind für den menschlichen Verzehr einer Tier- und Fleischuntersuchung unterzogen. Es darf nur verwendet werden, wenn die gesundheitliche Unbedenklichkeit feststeht.

    Betriebe unter Tbc-Verdacht sind mindestens sechs Wochen gesperrt.

    Verdächtige Tiere werden getötet, die Milch der anderen muss erhitzt werden. Tiere dürfen in dieser Zeit nicht verkauft werden.

    "Die Antibiotika-Resistenz wächst, und wir haben bald keine Behandlungsmöglichkeiten mehr", sagte WHO-Expertin Marie-Paule Kieny. "Wenn wir es allein den Marktkräften überlassen, werden die neuen Antibiotika nicht rechtzeitig entwickelt." Die Liste enthalte bewusst nicht die Tuberkulose-Erreger, weil die Entwicklung neuer Medikamente dafür bereits im Gange sei. Nach WHO-Angaben entwickeln allein 480.000 Menschen im Jahr eine Resistenz gegen Anti-Tuberkulose-Mittel. Zu den von der WHO als "prioritär" eingestuften "Killer-Keimen", für die nun neue Behandlungsmöglichkeiten gefunden werden müssen, zählen der Staphylococcus aureus, die Salmonellen und Enterobakterien einschließlich Escherichia coli.

    Besonders gefährlich seien Keime, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind, so die WHO. Diese Bakterien veränderten sich ständig und werden so auch gegen neue Medikamente immun. Diese Immunität könnten sie auch an andere Bakterien weitergeben. Zu den Gattungen der gefährlichsten Keime, gegen die bekannte Antibiotika nicht mehr helfen, gehören laut WHO etwa Acinetobacter, Pseudomonas und Enterobacter. Zu letzteren gehören Kolibakterien, die Durchfälle auslösen können.

    Die WHO betont, dass die Suche nach neuen Antibiotika wichtiger sei als die Gefahr der Erreger. "Wir wollen jetzt keine Panik über neue Supererreger verbreiten", sagte Kieny. "Es geht darum, die Forschungsanstrengungen zu fokussieren." Anreize könnten etwa Prämien für Pharmafirmen sein, wenn ihr Medikament auf den Markt kommt. Neue Antibiotika werden angesichts der steigenden Resistenzen dringend benötigt.

    Im Januar war in den USA eine Patientin an einer Infektion gestorben, nachdem alle 26 zugelassenen Antibiotika keine Wirkung gezeigt hatten. Ein besonders gravierendes Problem sind die so genannten nosokomialen oder auch behandlungs-assoziierten Infektionen. Es handelt sich um Infektionen, die Patienten sich im Rahmen einer medizinischen Behandlung zuziehen können.

    Resistente Keime durch unkontrollierten Einsatz von Antibiotika

    Neben Transplantations- und Chemotherapiepatienten sowie Kranken, die Katheter haben oder beatmet werden müssen, seien Bewohner von Pflegeheimen besonders betroffen von resistenten Krankheitserregern, gegen die bekannte Antibiotika nicht mehr helfen, sagte ESCMID-Mitglied Tacconelli.

    Problem dort sei unter anderem "der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika". Nicht immer sei ein Arzt vor Ort, und Bewohner bekämen teils Antibiotika, wenn es nicht nötig sei. Das führt dazu, dass umso mehr Erreger resistent werden. Ältere Menschen hätten oft ein geschwächtes Immunsystem und seien infektionsanfällig.

    In der Europäischen Union sterben jährlich etwa 25.000 Menschen an den Folgen einer von resistenten Bakterien ausgelösten Infektion. In einem Bericht der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) wurde deutlich, dass die Widerstandsfähigkeit der Bakterien regional variiert. Im Norden und Westen Europas ist sie geringer als im Süden und Osten. Die Forscher führen dies vor allem auf eine unterschiedlich starke Anwendung von Antibiotika zurück. In Ländern, in denen die Verschreibung der antimikrobiellen Medizin zurückgefahren wurde, wiesen Bakterien eine geringere Resistenz auf.  Christiane Oelrich, dpa

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