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Mobilität: Kostenloser Nahverkehr: Würden die Deutschen auf ihr Auto verzichten?

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Kostenloser Nahverkehr: Würden die Deutschen auf ihr Auto verzichten?

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    Ein Anblick, der bald der Vergangenheit angehört? Zumindest wenn die Regierung ihren Vorstoß für kostenfreien Nahverkehr durchsetzen kann.
    Ein Anblick, der bald der Vergangenheit angehört? Zumindest wenn die Regierung ihren Vorstoß für kostenfreien Nahverkehr durchsetzen kann. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Kostenlos mit Bus und Bahn durch die Stadt fahren? Aus der Utopie könnte bald Realität werden. Zumindest wenn man einem Brief von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) und Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) an den EU-Umweltkommissar Glauben schenken darf. Doch lassen sich die Deutschen von „ihrem liebsten Kind“, dem Auto, überhaupt so schnell abbringen? Oder bleibt der Weg in den eigenen vier Karosseriewänden komfortabler als mit Bus, Bahn oder Tram?

    Der Augsburger Marco Schleehuber ist Verkehrspsychologe und steht dem Vorstoß der Regierung positiv gegenüber. „Ich denke, dass mit dem kostenlosen Nahverkehr eine schrittweise Umgewöhnung stattfinden könnte“, sagt er. Von einem Tag auf dem anderen passiere das nicht. Aber Schleehuber ist überzeugt, dass die Autofahrer nach und nach ihr Verhalten ändern und auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen würden.

    Keine Fahrkarte ziehen, kein Geld ausgeben

    Denn nach Ansicht von Schleehuber beseitigt ein kostenfreier Nahverkehr die größten Hürden: „Man muss vorher nicht schauen, ob man das nötige Kleingeld dabei hat“, sagt der Inhaber einer Augsburger Verkehrspsychologen-Praxis. „Und eine Fahrkarte müsste man dann auch nicht mehr lösen, was eine schöne Erleichterung wäre.“ Es gehe den Menschen nicht darum, zwei Euro zu sparen, aber viele wollen sich Schleehuber zufolge nicht vor der Fahrt damit auseinandersetzen, wie der Fahrkartenautomat funktioniert oder welche Tarife es gibt.

    Ähnlich sieht es auch der Donauwörther Verkehrspsychologe Johannes Vetter. Ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr ergibt für ihn ebenfalls Sinn. Doch die Autofahrer würden nur unter bestimmten Bedingungen umsteigen: Zum einen müsste der Nahverkehr zum Beispiel durch ein dichteres Streckennetz und kürzere Bus-Intervalle aufgewertet werden. Zum anderen muss nach Sicht des Verkehrspsychologen das Autofahren teurer werden. „Autofahrer reagieren leider nur auf Druck“, sagt Vetter. Höhere Benzinpreise und Abgaben wären zwei Faktoren.

    Virtuelle Mobilität ersetzt die räumliche Mobilität

    Doch eine andere gesellschaftliche Entwicklung könnte der Idee, einen kostenlosen Nahverkehr anzubieten, in die Hände spielen: Der eigene Wagen verliert als Statussymbol zunehmend die Bedeutung, sagt Schleehuber. „Gerade junge Menschen zeigen mehr Interesse an einem Tablet oder Smartphone“, sagt der Inhaber einer Verkehrspsychologen-Praxis. Einen Führerschein zu machen und sich das erste Auto zu kaufen, das werde durch die virtuelle Mobilität ersetzt. Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen Stadt und Land, wie Schleehuber sagt: „In ländlichen Gebieten hat ein schönes Auto bei den jungen Fahrern noch einen höheren Stellenwert.“

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