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Kommentar: Autobosse bei Trump: Erpresste reisen zum Erpresser

Kommentar

Autobosse bei Trump: Erpresste reisen zum Erpresser

Stefan Stahl
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    Dieter Zetsche nach einem Treffen mit US-Präsident Trump.
    Dieter Zetsche nach einem Treffen mit US-Präsident Trump. Foto: Evan Vucci, AP/dpa

    Im trumpistischen Zeitalter scheint nichts unmöglich zu sein: Da müssen die Erpressten, also deutsche Auto-Bosse, wie Schulbuben zum Erpresser, eben zum US-Präsidenten, in die USA reisen. Als wäre das nicht demütigend genug, ließ es der Mann aus Washington gegenüber seinen Gästen zunächst offen, ob er das bizarre Treffen überhaupt mit seiner Anwesenheit beglückt oder nur einen Unter-Erpresser schickt. In der Trump-Un-Ära wird die Realität zur Satire. Der Wahnsinn hat Methode. Am Ende erschien der Zampano dann doch selbst.

    Die milden Trump-Gaben kommen aus US-Sicht zur rechten Zeit, hat doch der amerikanische Auto-Riese General Motors dem Präsidenten die Folgen seiner Kamikaze-Wirtschaftspolitik auf drastische Weise aufgezeigt. Denn GM baut im Trump-Land Arbeitsplätze ab. Zölle sind wie ein Bumerang: Sie kommen zu ihren Urheber immer wieder mit Wucht zurück und verletzen ihn. In einer auf internationaler Arbeitsteilung ausgelegten Wirtschaftswelt stellen Handelssanktionen stets Masochismus dar.

    Trump leidet unter Phobie gegen deutsche Premium-Autos auf US-Straßen

    So heilen - und damit wird das Theaterstück endgültig bizarr - deutsche Automanager Wunden des großen Wirtschafts-Naiven Trump, die ihm im eigenen Land von GM zugefügt wurden. Dabei erniedrigen sich die Abgesandten der deutschen Industrie, denn sie haben schon bisher massiv in den US-Markt investiert, ja sie sind auch Chefs wichtiger amerikanischer Arbeitgeber. So steht das größte BMW-Werk nicht in Bayern, sondern in den USA. Da Trump aber ein Nimmersatt ist und unter einer massiven Phobie gegen deutsche Premium-Autos auf New Yorker Straßen leidet, geben die Auto-Männer dem Präsidenten nach, um Schlimmeres, nämlich fette Strafzölle zu verhindern.

    Der Auftritt unserer Giganten, die im Trump-Country zu eingeschüchterten Bittstellern schrumpfen, verstößt gegen die Kleiderordnung europäischer Politik. Denn eigentlich wäre es der Job der EU-Größen, sich des Wüterichs aus Washington zu erwehren. Nun macht Wirtschaft Politik, gibt dem Druck Trumps nach und schwächt dadurch die Position der Politik.

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