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Kommentar: Die beste Konjunktur-Spritze ist eine Abwahl Trumps

Kommentar

Die beste Konjunktur-Spritze ist eine Abwahl Trumps

Stefan Stahl
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    Wegen der Ukraine-Affäre weiter unter Beschuss: US-Präsident Trump.
    Wegen der Ukraine-Affäre weiter unter Beschuss: US-Präsident Trump. Foto: Alex Brandon/AP/dpa

    Die gegenwärtige Schwäche der Weltwirtschaft ist nicht vergleichbar mit der schweren Rezession während der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008 und 2009. Damals standen Volkswirtschaften am Abgrund. Pessimisten befürchteten, es könne wieder eine von den USA ausgehende Depression wie in den Jahren ab 1929 aufziehen. Zwar blieb den Menschen eine lange währende Weltwirtschaftskrise wie vor 90 Jahren erspart, die Erschütterungen waren aber immens und weckten berechtigte Zweifel an einem ungezügelten Finanzkapitalismus.

    Donald Trump verhält sich teils wie ein bizarrer Comic-Bösewicht

    Denn vor gut zehn Jahren fielen Geldinstitute wie Dominosteine um, weil sie sich mit bösartigen Finanzprodukten vergiftet hatten. Die Frankenstein-Konstrukte wurden aus notleidenden Hypothekenkrediten in Labors des Rendite-Wahnsinns zusammengepanscht und auch noch weltweit verkauft.

    Es kam zum Kollaps. Banken hatten kein ausreichendes Eigenkapital und ihnen wurde von Behörden nicht energisch auf die Finger geklopft. In einem internationalen Kraftakt und dank umsichtiger Politiker wie hierzulande Merkel und Steinbrück gelang jedoch der Weg aus der Krise. Banken müssen seitdem mehr Eigenkapital vorhalten und sehen sich einem wirkungsvolleren Regelwerk ausgesetzt.

    Die Weltwirtschaft hat sich seitdem Schritt um Schritt vom Abgrund zurückgerobbt, bis US-Präsident Donald Trump wie ein bizarrer Comic-Bösewicht die Bühne betrat und Handelskriege anzettelte. Seitdem geht die Weltwirtschaft rückwärts und auf den Abgrund Zentimeter um Zentimeter zu.

    Trump ist das globale Haupt-Konjunkturrisiko. Er schubst die Weltwirtschaft twitternd und geifernd an das Absprungbrett zum Nichts. Doch die gute Nachricht ist: Der Mega-Populist mag China und Deutschland von einst 100 Metern Abstand weiter an die gefährliche Krisen-Kante gedrängt haben. Noch existieren aber 50 Meter Sicherheitsabstand. Damit ist die aktuelle weltwirtschaftliche Schwächephase bei weitem nicht so gefährlich wie der Einbruch in den Jahren 2008 und 2009. Und zwischen ihr und der vor 90 Jahren mit Börsencrashs in den USA und Deutschland losdonnernden Weltwirtschaftskrise liegen Lichtjahre.

    Eine Besinnung auf die Rationalität ist nicht zu erwarten

    Das gilt, obwohl der Internationale Währungsfonds davon ausgeht, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft von 3,6 auf 3,0 Prozent in diesem Jahr verringert, auch weil Trump-Opfer wie China und Deutschland die Power abhandenkommt. Dennoch glauben die IWF-Spezialisten, dass es 2020 global aufwärtsgeht und 3,4 Prozent drin sind. Wenn im kommenden Jahr Trump als Stimmungskiller einer globalisierten, arbeitsteiligen Weltwirtschaft abgewählt würde, könnte es zu einem ökonomischen Comeback kommen. Was wäre das für ein großes Geschenk der amerikanischen Wähler an den vernünftigen Teil der Menschheit.

    Doch die Experten der US-Analyse- und Ranking-Firma Moody’s machen wenig Hoffnung auf eine derartige Wiedergeburt der Rationalität. Egal nach welchem Modell sie ihre Berechnungen vorgenommen haben, Trump geht bei den Präsidentschaftswahlen als Sieger hervor. Bis auf eine Ausnahme lagen die Moody’s-Prognostiker hier seit 1980 richtig. Gewinnt der kalte Handelskrieger Trump, steht die Weltwirtschaft wohl wieder einige Meter vom Abgrund entfernt.

    Deutschland braucht für den Fall einen Plan B. Den Weg dazu weist der Internationale Währungsfonds, indem er Berlin dringend empfiehlt, deutlich mehr Geld zur Ankurbelung der Wirtschaft zu investieren. Dagegen sträuben sich Kanzlerin Merkel und Finanzminister Scholz noch. Aber in Zeiten eines Trump-Notstandes würde Widerstand irgendwann zwecklos.

    News zu Donald Trump lesen Sie hier bei uns im News-Blog.

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