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Kommentar: Wahlkampf von Laschet und Merz: Ein Pakt zur Domestizierung von Söder

Kommentar

Wahlkampf von Laschet und Merz: Ein Pakt zur Domestizierung von Söder

Rudi Wais
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    CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (r.) zusammen mit Markus Söder.
    CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (r.) zusammen mit Markus Söder. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Mit Niederlagen zu leben, hat Friedrich Merz gelernt – besser jedenfalls als Markus Söder. Während der CSU-Chef seinen Frust über die entgangene Kanzlerkandidatur in immer neue Sticheleien packt, mit denen er Armin Laschet triezt, macht Merz aus der Not eine Tugend. Wenn er schon selbst nicht Kanzler werden kann, will er wenigstens der sein, der Laschet zur Kanzlerschaft verhilft. Ihre neue strategische Allianz ist allerdings nicht nur ein Beitrag zur Befriedung der CDU nach den erbitterten Auseinandersetzungen um Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur. Sie ist, salopp formuliert, auch ein Pakt zur politischen Domestizierung von Markus Söder.

    Armin Laschet (r) möchte Friedrich Merz im Wahlkampf an seiner Seite wissen.
    Armin Laschet (r) möchte Friedrich Merz im Wahlkampf an seiner Seite wissen. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)

    So populär der Ministerpräsident aus Bayern zuletzt auch gewesen sein mag: Dass ein führender Unionsmann klingt, als trete er demnächst bei den Grünen ein und für einen bewährten Partner wie die FDP nur noch Verachtung übrig hat, kann Laschet und Merz nicht gefallen. Sie wollen keinen Wahlkampf führen, in dem Fridays for Future ihnen die Themen diktiert und der Klimaschutz alles andere beiseite drängt, sondern die Union als Kraft der bürgerlichen Vernunft präsentieren: Solide Staatsfinanzen, keine neuen Belastungen für die Wirtschaft, weniger Bürokratie und eine bessere Bildungspolitik. Auch bei ihnen steht der Klimaschutz auf der Liste des Unerledigten weit oben, allerdings spielt er dort keine derart beherrschende Rolle wie neuerdings bei Söder, der leicht reden hat, wenn er einen zügigeren Ausstieg aus der Kohle fordert: Bayern beträfe der nicht, Laschets Heimatland Nordrhein-Westfalen dafür umso mehr.

    Die Union will per "Merz-Effekt" frustrierte Anhänger mobilisieren

    Die schlechten Umfragewerte für den Kanzlerkandidaten persönlich und die Union insgesamt scheinen Söder zwar auf den ersten Blick recht zu geben in seiner Forderung nach radikaler Erneuerung - tatsächlich jedoch ist die Lage längst nicht so aussichtslos, wie es bei ihm immer wieder durchklingt. Die CDU war im Zweifel stets loyal zu ihren Vorsitzenden – selbst auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, als viele Mitglieder über Angela Merkels Politik der offenen Grenzen nur noch entsetzt den Kopf schüttelten.

    Die Gefahr, das Kanzleramt im Herbst an die Grünen zu verlieren, ist für die Partei schon Motivation genug, Laschet jetzt nicht hängen zu lassen. Dazu kommt der Merz-Effekt: Der frühere Fraktionschef kann frustrierte Anhänger der Union genauso mobilisieren wie treue Söder-Fans. Ja, vielleicht ist er sogar der bessere Söder, weil er sich zumindest für den Moment mit einem Platz in der zweiten Reihe zufriedengibt.

    Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern.
    Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Natürlich braucht Laschet beide, um Kanzler zu werden - Merz und Söder. Das tägliche Tremolo aus München allerdings ist ihm bisher keine Hilfe, sondern eher das Gegenteil davon. Es manifestiert das Trennende, anstatt das Verbindende zu betonen. Auf seinen alten Rivalen Merz dagegen kann Laschet sich offenbar verlassen. Die beiden ungleichen Verbündeten eint jenseits ihrer ehrgeizigen politischen Ziele auch ein gewisses Grundmisstrauen Söder gegenüber. Schon deshalb werden sie dem CSU-Chef vom Klimaschutz bis zu den Lockerungen für Geimpfte nicht mehr bei jedem Thema das Feld überlassen können. Ein Wahlkampf, in dem der selbst ernannte Kandidat der Herzen dem eigentlichen Kandidaten die Schau stiehlt, nutzt am Ende nur den Grünen.

    Am Samstag treten Laschet und Merz zum ersten Mal seit der Entscheidung in der K-Frage gemeinsam auf - beim Landesparteitag der baden-württembergischen CDU, in der Söder besonders viele Fans hat. Man kann das als symbolischen Akt verstehen, der die neue Einigkeit der beiden Parteigranden für alle sichtbar macht – oder als Kampfansage an Markus Söder.

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