
Tagelang ohne Heizung: Familie sucht verzweifelt neue Wohnung

Plus Es ist kalt und in beinahe allen Zimmer finden sich große Schimmelflecken. Eine fünfköpfige Familie aus Altenmünster sucht verzweifelt nach einer neuen Bleibe. Bislang ohne Erfolg.

Es ist ein Hilferuf, der unsere Redaktion aus Altenmünster erreichte: "Wir haben neun Grad in unserer Wohnung, kein warmes Wasser", schreibt Mathilde Millereux. "Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen." Die Liste der Probleme ist lang: Da ist die kaputte Heizung im Keller, der Schimmel an den Decken, der Streit mit ihrer Vermieterin. Die Mutter dreier Kinder ist verzweifelt. Seit Monaten sucht sie eine neue Wohnung. Doch das Geld ist knapp, ebenso wie günstige Wohnungen. Das Schicksal der Familie aus Altenmünster ist kein Einzelfall.
Der Traum vom eigenen Haus ist für Familie aus Altenmünster geplatzt
Dabei ging es der Familie einmal besser. Vor acht Jahren kam sie aus Frankreich nach Deutschland, erzählt die 37-jährige Mathilde Millereux. Ihr Mann habe Verwandtschaft in Zusmarshausen. Bei einem Urlaub hätten sie sich in das Augsburger Land verliebt. Dort wollten sich die Familie ein neues Leben aufbauen. Millereux: "Wir wollten, dass unsere Kinder hier groß werden." Alles lief nach Plan. Ihr Ehemann habe eine gut bezahlte Stelle in Zusmarshausen gefunden, erzählt die 37-Jährige. Sie hatte einen Nebenjob und zog die Kinder groß. Nach ein paar Jahren wollte sich die Familie den Traum von einem eigenen Haus erfüllen. "Wir hatten schon ein Grundstück in Altenmünster", berichtet Millereux. Doch der Traum ist geplatzt.

Zu Beginn der Pandemie habe ihr Ehemann seinen Job verloren. An Hausbau war da nicht mehr zu denken. Millereux: "Wir haben alles abgesagt und viel Geld verloren." Die Familie lebt aktuell mit ihren drei Kindern im Alter zwischen fünf und 14 Jahren in einer Wohnung in Altenmünster. Vier Zimmer für 750 Euro warm. Die Wohnung sei groß genug, meint die Mutter. Inzwischen hat ihr Mann einen neuen Arbeitsplatz. Doch nach einiger Zeit begannen die Probleme. Millereux erzählt, dass die Heizung immer wieder ausgefallen sei. Um das Heizöl musste sich die Familie nach eigener Aussage selbst kümmern. Schließlich habe es einen Termin vor Gericht gegeben. Millereux hat Unterlagen, die das bestätigen. Das Gericht entschied, dass die Familie keine Miete mehr zahlen muss, solange die Schäden im Haus nicht behoben sind, sagt die Mieterin. Der ehemalige Vermieter bestätigt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass das Haus seiner Tochter überschrieben worden sei. Seither gibt es offenbar Streit.
Weil die Heizung ausfiel, bildete sich Schimmel
Die aktuelle Eigentümerin sieht sich im Recht. Da keine Miete gezahlt würde, müsse die Familie so schnell es geht ausziehen. Fest steht, dass die Wohnung in einem schlechten Zustand ist. Auf dem Küchentisch stapeln sich die Unterlagen. Eines der Dokumente sei ihr Wohungsberechtigungsschein, erzählt die Mutter. Damit sind Mieter berechtigt, in eine Sozialwohnung zu ziehen. Doch die zu finden, ist nicht einfach. Etwa 80 Bewerbungen habe sie in den vergangenen Monaten geschrieben. Ein Erfolg blieb aus. "1200 Euro sind unser Maximum", sagt die Mutter. Doch dafür sei aktuell keine Wohnung mit drei oder vier Zimmer zu finden. Millereuex: "Wir sind nicht wählerisch."

Der Mietmarkt im Raum Augsburg gilt wegen des Zuzugs als angespannt, vor allem günstiger Wohnraum fehlt. Der Deutsche Mieterbund spricht von einer Wohnungskrise. Vergleichsweise günstige Sozialwohnungen sind deshalb besonders gefragt. Es gibt Wartelisten und kaum Leerstände. Ganze 0,2 Prozent betrug die Leerstandsquote im Sommer bei der auf Sozialwohnungen spezialisierten Wohnungsbaugesellschaft WBL. Im Landkreis ist anhand der Zahlen des statistischen Landesamtes insgesamt ein Rückgang beim Wohnungsneubau zu verzeichnen. Für 2021 meldet das Landesamt für das Augsburger Land die Fertigstellung von 1000 Wohnungen. 2020 waren es rund 1100.
Hilferufe von in Not Geratenen nehmen zu
Doch nicht nur die Wohnungsnot macht aktuell vielen Menschen zu schaffen. Die Kartei der Not, das Hilfswerk der Augsburger Allgemeinen, unterstützt bedürftige Menschen jeglichen Alters in der Region, die unverschuldet in Not geraten sind. Auch im Falle der Familie aus Altenmünster wurde vermittelnd Hilfe angeboten. Geschäftsführer Arnd Hansen stellt fest: "In letzter Zeit erreichen uns mehr Anträge." Die steigenden Preise durch Energiekrise und Inflation machten vor allem denen zu schaffen, die ohnehin schon wenig haben. "Oft sind es ältere Menschen, die nur eine kleine Rente haben und bislang gerade so über die Runden gekommen sind", stellt Arnd Hansen fest. Wie ihnen geholfen werden kann, müsse stets im Einzelfall entschieden werden. Entscheidend sei, sich rechtzeitig Hilfe zu holen und sich an die örtlichen Beratungsstellen zu wenden.
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