
Ein Monat Lockdown: Was haben die strengen Regeln in Augsburg bewirkt?

Plus Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Augsburg gesunken. Die Kliniken rechnen aber nicht mit einer dauerhaften Entspannung.

Der seit Mitte Dezember herrschende harte Lockdown hat einen Monat nach Inkrafttreten in Augsburg die Infektionszahlen sinken lassen. Diese vorläufige Bilanz zieht das Gesundheitsamt. Lag der Inzidenzwert (Zahl der Neuerkrankungen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) für den 13. Dezember bei 257,4, vermeldete die Stadt am Donnerstag für den 13. Januar eine Inzidenz von 157,5. Zur Erinnerung: Anfang November erreichte dieser Richtwert eine Spitze von 383. Allerdings, so Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), seien auch die aktuellen Zahlen noch deutlich zu hoch. Man sei noch nicht am Ziel, habe es mit dem Vermeiden von Kontakten und dem Einhalten der Regeln aber selbst in der Hand. "Wenn wir weiterhin alle zusammen die Regeln einhalten, wird es weiter aufwärtsgehen", so Weber.
Lockdown: Augsburger sind weniger unterwegs und haben weniger Kontakte
In den vergangenen Wochen, so Dr. Thomas Wibmer, kommissarischer Leiter des Gesundheitsamtes, hätten sich mehrere Faktoren überlagert, sodass eine Interpretation der Zahlen schwierig gewesen sei. Nach den Weihnachtsfeiertagen gingen die Inzidenzwerte in den Keller, was aber zunächst vor allem an der niedrigeren Zahl der Tests über die Feiertage lag. Die seit einigen Tagen errechneten Werte zwischen 140 und 160 seien aber eine aussagekräftige Größe. Betrachte man, in welchem Ausmaß die Augsburger in den vergangenen Wochen unterwegs waren und somit Kontakte hatten, passten die Entwicklungen zusammen. Sowohl aus anonymisierten Mobilfunkdaten als auch aus den Laserscanner-Messungen zur Passantenfrequenz in der Innenstadt sei ersichtlich, dass die Augsburger nach Weihnachten deutlich häuslicher wurden als vor einem Jahr. "Mit einer gewissen Verzögerung von ein bis zwei Wochen hat sich das bei den Inzidenzwerten niedergeschlagen", so Wibmer.
Corona in Augsburg: Beim Infektionsschutz nicht lockerlassen
Inwieweit sich der zuletzt beobachtbare Trend zu niedrigeren Zahlen in Augsburg fortsetzt, ist freilich offen. Zuletzt kamen in Augsburg pro Tag um die 70 Neuinfektionen dazu. Um den Inzidenzwert von 50 zu unterschreiten (er galt ursprünglich als kritische Marke), dürften es nur noch um die 20 sein. Wibmer sieht erhebliche Herausforderungen für die nahe Zukunft. Betrachte man deutschlandweit die Zahl der Atemwegsinfektionen im Jahresverlauf, gebe es in den ersten beiden Kalenderwochen typischerweise einen leichten Rückgang, gefolgt von einem rasanten Anstieg. "Insofern ist auch der aktuelle Rückgang der Corona-Inzidenzen mit Vorsicht zu interpretieren, da der alljährliche erneute Anstieg der Raten von Atemwegserkrankungen mit ähnlichem Übertragungsweg aktuell noch bevorsteht", so Wibmer. Man müsse auch abwarten, welche Folgen die Corona-Mutationen auf die Infektionszahlen hätten. "Insofern ist es gerade jetzt von besonderer Wichtigkeit, bereits im Vorfeld die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern", so Wibmer.
In den Kliniken in Augsburg lässt der Zustrom wegen Corona etwas nach
Die Entwicklung bei den Infektionszahlen macht sich inzwischen auch in den Krankenhäusern bemerkbar. In der Uniklinik als größter Corona-Klinik im Raum Augsburg waren Anfang der Woche über 100 Patienten (75 auf Normalstation, 33 auf Intensivstation) in Behandlung. Zum Vergleich: Kurz vor Weihnachten lag die Zahl bei 157 Patienten. Allerdings hatte sich die Lage damals aufs Äußerste zugespitzt und war nur noch im Griff zu behalten, weil Patienten aus übervollen Krankenhäusern in Kliniken verlegt wurden, die gerade wieder etwas Luft hatten. Insgesamt wurden seit November zwischen den Krankenhäusern aus Augsburg, den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries knapp 300 Patienten - davon gut 100 Intensivpatienten - umverlegt. Teils wurden Patienten auch in entferntere Krankenhäuser in Regionen mit damals niedrigeren Corona-Fallzahlen geflogen.
Patienten aus anderen Regionen Bayerns werden nach Augsburg kommen
Aktuell, so Prof. Axel Heller, Chefarzt für Intensivmedizin an der Uniklinik und regionaler Koordinator der Corona-Versorgung, lasse der Patientenzustrom etwas nach. Heller warnt aber eindringlich davor, zu glauben, dass man Corona nun auf die leichte Schulter nehmen könne. Die Lage könne sich jederzeit sprunghaft verschlechtern, etwa wenn es regionale Ausbrüche in Pflegeheimen gebe. Gerade im Intensivbereich könne von Entspannung noch keine Rede sein. Was man an Kapazitäten gewonnen habe, brauche man immer noch dringend als Puffer für Tagesschwankungen.
Auf Verlegungen zur Entlastung werde man nicht verzichten können. Zudem rechnen die Kliniken damit, in den kommenden Wochen verstärkt Patienten aus anderen Regionen Bayerns aufzunehmen. "Da wir früh und hart getroffen wurden, ist meine Hoffnung, dass wir auch früher durch die Welle durch sind. Dann müssen wir aber solidarisch sein mit denen, die uns in der ersten Phase entlastet haben und jetzt deren Patienten bei Bedarf übernehmen", so Heller. Dass die medizinische Versorgung für Patienten aus dem Raum Augsburg bisher geklappt habe, sei dem Engagement aller Beschäftigten aus Krankenhäusern und dem Rettungsdienst sowie der guten Zusammenarbeit zwischen den Krankenhäusern zu verdanken. "Die Mitarbeitenden in den Kliniken sind in der Krise trotz immenser Belastung in der Gewissheit zusammengerückt, dass sie sich auch in schwierigen Situationen aufeinander verlassen können", so Heller.
Lesen Sie dazu den Kommentar: Der Corona-Winter wird auch in Augsburg nicht mehr ewig dauern
Lesen Sie dazu auch:
Die Diskussion ist geschlossen.
Ich halte es für sinnvoll in Anbetracht der schlechten Vorhersehbarkeit der Ausbreitung des Virus, schnell größere Bettenkapazitäten aufzubauen und schnell mehr Personal auszubilden. Bei der Ausbildung und Pflege könnte man die Tätigkeit in leichte und schwerere Tätigkeiten aufsplitten und somit auch Hilfskräfte einstellen die schnell angelernt werden können, es könnte sich auch um Angehörige handeln die mithelfen wollen. Berlin hat in einer Messhalle für alle Fälle Betten aufgestellt. Somit wäre man besser für Eventualitäten vorbereitet. Es muss jetzt mehr mobilisiert werden damit sich diese Infektion nicht immer noch verschlimmert. Auch sollte viel geforscht und untersucht werden damit Schwachstellen des Virus herausgefunden werden können um in schneller und besser zu bekämpfen selbst wenn schon jemand infiziert ist. Zusammen mit den Impfungen und strengen Lockdown Regeln könnte man erfolgreich in der Bekämpfung sein. Diese Krankheit ist zur Zeit das größte Problem und es muss alles unternommen werden um weitere Ausbreitungen zu verhindern und Erkrankte zu heilen. Auch sollte die Bevölkerung mit Anleihen mithelfen oder die Steuern sollten bei denen erhöht werden die trotz Pandemie noch reich sind oder gerade wegen der Pandemie immer reicher werden. Letztendlich sind doch 175 belegte Betten im Krankenhaus bei dem großen Einzugsbereich eher wenig.