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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Die Suiten im Hotel Drei Mohren sind besonders hochwertig ausgestattet. Dennoch ist das Haus nicht als Fünf-Sterne-Hotel klassifiziert. Es verzichtet ganz bewusst auf eine solche Einordnung.

Augsburg
09.02.2019

Warum das Drei Mohren keine Hotel-Sterne haben will

Von Jan Kandzora

Ist eine Unterkunft schlicht oder teuer? Die Sterne-Anzahl zeigt es an. Ausgerechnet die Herberge in der Maxstraße hat keine Klassifizierung. Was dahinter steckt.

Wer in Augsburg eine noblere Unterkunft sucht, ist beim Steigenberger-Hotel Drei Mohren in der Maxstraße nicht falsch. Augsburgs wohl bekanntestes Hotel wirbt auf seiner Internetseite mit „einzigartigen Suiten“, 50 bis 80 Quadratmeter groß, mit dem Wellnessbereich „Relax Max“, mit den zwei Restaurants. „Das Hotel Drei Mohren ist ein Vier-Sterne-Superior-Hotel in Augsburg“, lautet der erste Satz in den Internet-Enzyklopädien zum Eintrag des Steigenberger-Hotels.

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Ist das Drei Mohren ein Vier- oder ein Fünf-Sterne-Hotel?

Und es klingt ja auch nur logisch, dass das Drei Mohren ein paar der Sterne hat, mit denen Hotels klassifiziert werden. Jene Sterne, die Gästen anzeigen, um welche Art Hotel es sich handelt. Eine Unterkunft für „einfache Ansprüche“, dafür vermutlich recht günstig? Ein Stern. Ein Hotel für „hohe Ansprüche“, dafür recht teuer? Vier Sterne. Eine Luxusherberge: fünf. In Bewertungsportalen im Internet ordnen Gäste das Drei Mohren teils auch in der Luxus-Kategorie ein.

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Ob vier oder fünf Sterne: Beides stimmt jedenfalls nicht. Wer auf der offiziellen Seite „Hotelsterne.de“ nachschaut, findet ein paar Hotels mit vier Sternen in der Stadt: das Arthotel Ana, das Dorint, das Bio Hotel Bayerischer Wirt, das Ringhotel Alpenhof. Kein Drei Mohren allerdings weit und breit, auch nicht in der Fünf-Sterne-Kategorie. Tatsächlich hat das Nobel-Hotel gar keinen offiziellen Stern, und das wohl schon eine ganze Weile nicht.

Wer bei der Bayern Tourist GmbH (BTG) nachfragt, die für die Qualitätsbewertungen der Hotels im Freistaat zuständig ist, erfährt, dass das Steigenberger-Hotel wohl schon seit 20 Jahren keine offiziellen Sterne mehr besitzt. Wenn ein Hotel eine Klassifizierung wünscht, wendet es sich an die BTG, eine Tochter des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, bezahlt eine Grundgebühr von 680 Euro, dazu neun Euro für jedes Zimmer, lässt die Prüfer ins Haus und erhält am Ende anhand eines Kriterienkatalogs ein bis fünf Sterne. Die Klassifizierung gilt für drei Jahre, dann kann man erneut eine beantragen – oder eben nicht. Mit den Sternen, sagt Dehoga-Pressesprecher Frank-Ulrich John, hätten die Hotels etwas, mit dem sie werben könnten. Viele Menschen suchten auch bewusst nach Ein- oder Zwei-Sterne-Häusern. In vielen europäischen Ländern sei die Sterne-Klassifizierung ähnlich wie in Deutschland, in manchen allerdings schwerer vergleichbar, Italien etwa. Grundsätzlich gelte: Je mehr Sterne, desto besser ausgestattet.

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Viele Luxus-Hotels verzichten auf Sterne

Dass ausgerechnet das üppig ausgestattete Drei Mohren auf Sterne verzichtet, könnte verwundern. Es sei aber nicht unüblich, dass Häuser dieser Kategorie keine Klassifizierung beantragten, sagt Michael Artner, stellvertretender Direktor im Drei Mohren. Die Qualität des Hotels spreche für sich, zudem werde die internationale Ausrichtung des Steigenberger-Hotels immer größer, bei ausländischen Gästen spielten die Sterne vielfach keine Rolle mehr. Artner verweist auf die Marriott-Gruppe, die sich kaum noch über Sterne definiere.

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Möglicherweise gibt es aber auch noch andere Gründe, warum einige Luxus-Hotels auf eine Klassifizierung verzichten. Und der hat mit einem Kodex der Pharma-Branche zu tun, genauer: eines Vereins von Pharmaunternehmen, der sich „Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie“ nennt. Es ist in dem Kodex unter anderem geregelt, in welchen Unterkünften die für Hotels recht lukrativen Tagungen der Branche stattfinden dürfen. Zwar heißt es, Unternehmen sollten „Tagungsstätten vermeiden, die für ihren Unterhaltungswert bekannt sind oder als extravagant gelten“, Tagungen in Luxus-Hotels sind allerdings nicht von vornherein verboten. Doch der Kodex habe dazu geführt, dass manche Hotels, die eine hohe Klassifizierung „locker erfüllten“, auf die Sterne verzichten, um die Tagungen nicht zu verlieren, sagt Dehoga-Sprecher John.

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