
Wenn Schatzsucher zur Plage werden


Geocaching ist in - immer mehr Menschen gehen mit GPS-Gerät auf moderne Schnitzeljagd. Doch die Natur leidet.
Für die einen ist es ein spannendes Hobby. Für andere wird es immer mehr zum Ärgernis. Die Rede ist von Geocaching, einer Art Schatzsuche mit GPS-Gerät. Diese moderne Form der traditionellen Schnitzeljagd in freier Natur ist im Großraum Augsburg so beliebt geworden, dass es gerade in den Wäldern immer öfter Probleme gibt. Umweltreferent Rainer Schaal sieht Anlass, Alarm zu schlagen.
Brisante Beispiele gebe es viele, sagt Schaal. Forstleute entdeckten im Revier Mittelneufnach eine der Schatzdosen, die Geocacher finden müssen, in einer Buche in elf Metern Höhe. Was passieren kann, wenn jemand herunterfällt, will sich Schaal lieber nicht ausmalen. „Wenn ein Baum öffentlich zum Spielzeug wird, kann der Eigentümer in Haftung genommen werden“, sagt er.
In einem anderen Fall wurde im Wald bei Schwabmünchen eine Schatzdose direkt unter einem Vogelnistkasten gefunden. „Das geht gar nicht, für Vögel mitten Brutgeschäft ist das eine ständige Störung, sagt Fachjournalist Dieter Emhofer, der sich ebenfalls mit negativen Auswirkungen von Geocaching in der Region beschäftigt.
Emhofer nennt noch weitere problematische Fälle. Im Wald westlich von Schwabmünchen seien teilweise alle 150 Meter „Radlcaches“ im Boden versteckt. Trampelpfade schlagen dort breite Schneisen. Am Lechfeld sei vor einigen Monaten sogar eine Schatzdose mit dem Logbuch, in das sich Finder eintragen müssen, im militärischen Sperrgebiet angebracht gewesen.
Laut Schaal entstehen wirtschaftliche Schäden im Wald, etwa, wenn Geocacher mit Steigeisen Bäume hochklettern und dabei die Stämme verletzen. Noch schlimmer sei aber der ökologische Schaden. Viele der modernen Schatzsucher sind nachts unterwegs. Dabei stören sie laut Schaal die Ruhephase von Wildtieren. Nach Einschätzung des städtischen Forstamtschefs Hartmut Dauner geht es dabei nicht um Einzelfälle. Geocaching sei zum Modesport geworden. „Es sind viel mehr Leute unterwegs, als wir uns vorstellen können.“ Das belegen auch Zahlen im Internet. Allein beim Online-Portal opencaching.de waren Ende Mai fast 47000 Nutzer verzeichnet. Dort sind über 57000 versteckte Schatzkisten auf Landkarten aufgelistet.
Landschaftspflege: Positiver Einfluss ist möglich
Viele schwimmen inzwischen mit im Trend. Sie bieten eigene Geocaching-Ausflüge an, angefangen bei Pfadfindern und Jugendverbänden über Tourismusorganisationen und Volkshochschulen bis hin zu Reiseveranstaltern. Selbst der städtische Landschaftspflegeverband in Augsburg hat bei einem von Schülern entwickelten Geocaching-Angebot mitgewirkt. Nahe den Rothirschen im Stadtwald ist eine Schatzkiste versteckt. Allein diese Tour wurde inzwischen 644 mal im Internet angeklickt. Schaal beklagt, dass die Caches angebracht werden, ohne eine Genehmigung der Waldeigentümer einzuholen. Die Probleme seien inzwischen so groß, dass er den Freistaat gefordert sieht, damit geltende Regeln im Umgang mit der Natur besser eingehalten werden. Gerade die Tourenanbieter müssten mehr in die Pflicht genommen werden, fordert er.
Weniger dramatisch beurteilt Norbert Pantel vom Landschaftspflegeverband die Lage. „Man kann sich einer neuen Entwicklung verschließen oder mitmachen.“ Gerade wenn man selbst unproblematische Touren anbiete, könne man Einfluss auf den Trend nehmen. Er ist auch überzeugt: Man kann damit sogar erreichen, dass moderne Schatzsucher bewusster in der Natur unterwegs sind.
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