Er baut Brücken zwischen den Religionen
Ein neuer Verein will im Sinne von Henry G. Brandt wirken. Es geht um Verständigung mit dem Judentum
Er hat sein Haus bestellt. Das Lebenswerk von Rabbiner Henry G. Brandt geht in den kürzlich gegründeten Verein „Brücken bauen für interreligiöse Verständigung e.V.“ ein. Dieser ermöglicht es dem 92-jährigen jüdischen Geistlichen und Gelehrten, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst an der Synagoge ein Büro in Augsburg aufrechtzuerhalten. Und es eröffnet der Stadtgesellschaft und jungen Menschen die Möglichkeit, in einen authentischen Dialog mit dem Judentum einzutreten.
Schließlich verfolgt der Verein nach den Worten seiner Vorsitzenden Tanya Smolianitski nicht allein akademische Ziele, sondern möchte sich auch sozial engagieren, etwa in der Hilfe für Obdachlose. Welche Ausstrahlung von dem neuen Verein ausgeht, zeigte sich an der prominenten Beteiligung bei der Gründungsfeier. Dem Augsburger Ehrenbürger Brandt (seit 2015) erwiesen die Bürgermeister Eva Weber und Stefan Kiefer ihre Reverenz, außerdem Vertreter der Religionsgemeinschaften wie Pfarrer Frank Kreiselmeier namens der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen. Nicht zuletzt der Vorstand des Sozialverbands SKM, für dessen Wärmestube Brandt eine Benefizlesung gab, der weiteres Engagement folgen soll. „Es ist uns ein Anliegen, das kostbare Erbe von Rabbiner Brandt, der nach der Shoa um der Vermittlung des Judentums willen wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, zu bewahren“, sagte Professor Franz Sedlmeier, der Altes Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät lehrt. Als Brandt vor 15 Jahren nach Augsburg kam, wollte er sofort mit Studenten und Schülern in Kontakt treten, um ihnen aus persönlichem Erleben das Judentum und seinen geistigen Reichtum zu erschließen. Es lag ihm daran, sowohl die jüdische Lebensweisheit der deutschen Gesellschaft zurückzugeben, als auch die Menschen für eine wehrhafte Demokratie zu rüsten, die sich gegen Antisemitismus und Ausgrenzung wendet.
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