
Badeunfälle: Rettungstaucher im Dauereinsatz

34-Jähriger ertrinkt im Proviantbach. Schwimmer in Not: heißes Wochenende für Helfer, die fünf Mal ausrücken mussten
Temperaturen über 30 Grad – optimales Badewetter in Augsburg. Die Menschen zog es vor allem am Samstag an die Seen und in die Schwimmbäder. Getrübt wurde das Vergnügen allerdings durch einen schlimmen Badeunfall. In der Nacht zum Samstag war ein 34-jähriger Mann im Proviantbach ertrunken. 75 Rettungskräfte, darunter etliche Taucher, waren im Einsatz, konnten den Mann aber nicht mehr retten. Der Nichtschwimmer war wohl zum Abkühlen in den Kanal gestiegen und wurde von der Strömung mitgerissen.
Auch sonst war es für die Rettungstaucher in Augsburg ein arbeitsreiches Wochenende: „Vier Einsätze in 24 Stunden – das ist sicher nicht die Regel“, sagte Gerhard Neuz von der Berufsfeuerwehr. „Aber an so heißen Tagen, an denen viele zum Baden gehen, muss man damit rechnen.“ Am Sonntagmorgen rückten die Spezialisten dann sogar ein fünftes Mal aus. Am Friedberger See hatte eine Tauchergruppe einen Kameraden als vermisst gemeldet. Der Einsatz endete glimpflich, der Taucher war längst wieder an Land.
Ganz anders in der Nacht zum Samstag, als es für den 34-Jährigen keine Rettung mehr gab. Nach Polizeiangaben war der Mann gegen 23 Uhr in den Kanal gestiegen. Retter fanden den Mann etwa 650 Meter von der Einstiegsstelle entfernt zwischen Johannes-Haag-Straße und dem nördlich davon gelegenen Kraftwerk leblos im Wasser. Trotz Wiederbelebung starb der Mann kurz nach 2 Uhr im Klinikum.
Viele unterschätzen die starke Strömung in den Kanälen
Mit im nächtlichen Einsatz waren auch viele Ehrenamtliche. Darunter Michael Messtorff, Alexander Euringer und Julian Flöther von der Wasserwacht. Sie saßen am nächsten Morgen bereits wieder an ihrer Wachstation am Kuhsee. So wie sie sind an vielen Badestellen im Stadtgebiet Mitglieder der Wasserwacht und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) im Einsatz, um für die Sicherheit der Badegäste zu sorgen.
Am Kuhsee hatten sie am Samstag einiges zu tun. Bei 22 Grad Wassertemperatur herrschte Hochbetrieb. „Es ist das erste richtige Badewochenende“, berichtete Messtorff. 15 Kräfte waren den ganzen Tag über im Einsatz. Trotz des Riesenandrangs verlief alles problemlos – abgesehen von ein paar kleineren Erste-Hilfe-Leistungen nach Insektenstichen oder Fahrradunfällen.
Doch so ruhig ist es nicht immer. 2011 musste die Wasserwacht allein am Kuhsee vier Personen aus dem Wasser ziehen. Meist waren es ältere Leute, die aufgeheizt durch die Sonne beim Baden im kühlen Wasser Kreislaufprobleme bekommen hätten, berichtete Messtorff.
Neben ihrem Dienst an den Wachstationen sind viele Ehrenamtliche auch in sogenannten Schnelleinsatzgruppen aktiv, die bei größeren Einsätzen die Taucher der Berufsfeuerwehr unterstützen. So wie am Proviantbach.
Dass die Kanäle in Augsburg eine besondere Gefahr darstellen, weiß man bei der Wasserwacht. Denn die Ehrenamtlichen überwachen den einzigen Abschnitt, an dem das Schwimmen erlaubt ist: den Stadtbach im Spickel. Hier müssten die Retter öfter eingreifen als anderswo. „Viele unterschätzen die Strömung“, sagt Wasserretter Euringer. „Es reißt einen richtig mit.“ Wer sich außerhalb des gesicherten Bereichs verbotenerweise in einen Kanal wagt, gehe ein hohes Risiko ein.
Bereits am Freitagnachmittag waren Taucher der Berufsfeuerwehr an einer Suchaktion in einem See bei Reinhartshofen (Kreis Augsburg) beteiligt, wo Kinder beobachtet haben wollen, wie ein Mann untergeht. Die Suche verlief erfolglos.
Da jedoch bislang niemand vermisst wird, geht die Polizei nicht davon aus, dass jemand ertrunken ist. Von Reinhartshofen ging es für die Taucher direkt zu einem Einsatz in der Augsburger Wohnanlage Klein Venedig. Dort mussten sie Stühle aus dem Kanal fischen. Gegen 18 Uhr wurde in der Schillstraße Alarm geschlagen. Unweit eines Wehrs war ein Schwimmer im Lech in Not geraten. Passanten zogen den Mann aus dem Wasser, ehe die Rettungskräfte vor Ort waren. Die suchten den Lech sicherheitshalber nach weiteren Personen ab.
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