Anwohnende zu Süchtigentreff: "Wer schaut auf unsere Lebensqualität?"
Ordnungsreferent Frank Pintsch stellt sich Bürgern in Oberhausen. Es geht um den geplanten neuen Standort für den Süchtigentreff im Stadtteil.
Es ist ungemütlich am Donnerstagmittag, der Wind pfeift und es regnet. Das Wetter ist mies. Es passt zur Stimmung von Bürgern, die in Oberhausen leben. Zumindest bei denjenigen, die sich gegen den geplanten neuen Standort für den Süchtigentreff im Stadtteil aussprechen. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) stellt sich ein weiteres Mal den Bürgern in Oberhausen. Pintsch versucht, die Position der Stadt zu verdeutlichen. Sie möchte am Areal rund um die Kirche St. Johannes ein Zentrum schaffen, das Süchtigen zusätzliche Unterstützung bietet. Viele Anwohner sind empört, das sagen sie deutlich. Pintsch nimmt die geäußerten Sorgen zur Kenntnis. Wiederholt betont er: "Es ist noch nichts entschieden."
Seit die Pläne der Stadt bekannt wurden, die Drogenszene vom Helmut-Haller-Platz in Richtung Donauwörther Straßen zu verlagern, formiert sich in Teilen der Bevölkerung Widerstand. Das Areal an der Kirche St. Johannes wird als "Friedensplatz" in Oberhausen bezeichnet. Dieser Ort werde von Familien und Anwohnern hervorragend angenommen, heißt es am Donnerstag mehrfach. Man könne nicht verstehen, warum die Stadt ausgerechnet diesen Platz bevorzuge. Pintsch sagt, dass die Räume für eine bessere Betreuung der Süchtigen geeignet seien. Besser zumindest, als dies derzeit am Oberhauser Bahnhof möglich sei.
Süchtigentreff in Oberhausen: Riedingerpark wird als Standort vorgeschlagen
Für Anwohner ist dies kein Argument, das überzeugt. "Es wird auf die Aufenthaltsqualität von Drogensüchtigen geschaut, aber wer sieht die Lebensqualität von uns Anwohnern und Geschäftsleuten?", sagt jemand aus der Runde. Ein Mann, der sich mehrfach zu Wort meldet, bringt einen alternativen Standort ins Gespräch: Der Riedingerpark nahe der MAN sei eine bessere Option, sagt er. Die Süchtigen müssten in diesem Fall eben mit Shuttle-Bussen dorthin gebracht werden.
Pintsch nimmt den Vorschlag als Anregung auf. Er zweifelt jedoch, dass die Lage in einem Gewerbepark geeignet sei, um Süchtige zu betreuen. Dass die jetzige Situation am Helmut-Haller-Platz nicht dauerhaft zu akzeptieren sei, bestätigt der CSU-Politiker. Er glaubt, dass ein Umzug zum Areal an der St. Johannes-Kirche die Situation in Oberhausen verbessern werde: "Wenn ein entsprechendes Angebot für die Szene vorhanden ist, wird es auch angenommen." Man könne zumindest davon ausgehen, dass es dauerhaft nicht zwei Anlaufstationen für Süchtige geben werde. Menschen, die derzeit am Oberhauser Bahnhof leben, beschreiben die aktuelle Situation "als unerträglich". Ein jüngerer Mann schildert, dass er in seinem Haus regelmäßig gebrauchte Spritzen entsorge und Fäkalien beseitige. Ordnungsreferent Pintsch nickt.
In der Fragerunde kam wiederholt zur Sprache, dass die Stadt ihre Entscheidung längst getroffen habe. Man sei auf Oberhausen fixiert. Ordnungsreferent Pintsch widersprach. Bis zu einer endgültigen Weichenstellung für oder wider den geplanten Süchtigentreff im Pfarrzentrum St. Johannes werden wohl noch Monate vergehen. Man werde keinen Schnellschuss hinlegen bei diesem Thema. Zunächst findet am 17. April eine gemeinsame Sitzung von städtischen Ausschüssen statt. Ordnungs-, Gesundheits- und Sozialausschuss besprechen das Konzept. Es werde aber keinen Beschluss geben, der sich für einen Standort ausspricht, wird betont. Vielmehr bliebe es dabei, dass die Verwaltung beauftragt sei, den bestmöglichen Standort auszuloten. Dazu meinte Pintsch bereits vor einigen Tagen: "Wir werden noch viel Zeit für Gespräche brauchen. "
Die Reihe der Vor-Ort-Termine in Oberhausen ist zunächst abgeschlossen. In den zurückliegenden Wochen gab es zahlreiche Veranstaltungen im Stadtteil. Der Widerstand bei Geschäftsleuten und Anwohnern ist unverändert groß. Dies hat Pintsch auch bei der Abschlussveranstaltung erlebt.
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Warum muss den auf Biegen und Brechen überhaupt etwas geändert werden. Am Oberhauser Bahnhof ist man die Situation gewöhnt und soweit sich alles weitestgehend im hinteren linken Eck beim ehemaligen Spielplatz abspielt ist das doch besser als direkt in ein Wohngebiet zu gehen. Ich fahre seit Jahren mit dem Zug über den Oberhauser Bahnhof zur Arbeit und hatte da noch nie das geringste Problem. Die Leute bleiben doch, wenn man sie nicht provoziert, unter sich.
Und auch von der Infrastruktur her ist die bisherige Situation weitaus besser geeignet: wenn Polizei- oder Rettungswageneinsätze erforderlich sind, beeinträchtigt dies am Oberhauser Bahnhof den Straßenverkehr in keinster Weise.
Ob das in der Donauwörther Straße (morgens und abends zu den Stoßzeiten eine sehr, sehr stark frequentierte Straße) bei Polizei- und Rettungswageneinsätzen so reibungslos läuft, darf bezweifelt werden. Regelmäßiges Verkehrschaos zu den Stoßzeiten ist da schon jetzt vorprogrammiert.
Dem muss ich leider widersprechen. Auch am Helmut-Haller-Platz ist es nicht immer so einfach mal kurz einen Rettungseinsatz zu fahren. Mir ist es im "schlimmsten Fall" passiert, dass in einer Woche 3 Rettungseinsätze waren und es weder vor noch zurück ging. Außerdem ist das jetzige "BeTreff" wirklich zu klein. Letzen Sommer hatten die auch noch 3 Wochen zu, weil se auch noch Urlaub gemacht haben. (Ist keine Kritik, aber die Probleme der Leute machen auch keinen Urlaub!). Und mal ehrlich: Wir haben uns daran gewöhnt? Mit nichten! Was ich gerade nur schade finde ist ein Fakt, man redet ÜBER die Menschen da und nicht MIT denen.
Wenn doch alles so gut geregelt werden kann damit keine Belästigungen vorkommen. Warum war oder ist das denn bisher am Oberhauser Bahnhof nicht geschehen?
Mehr Streetworker braucht das Land. Am besten ehemalige Konsumenten die die Leute betreuen, Gespräche anbieten, sauberes Besteck dabei haben und beratend zur Seite stehen.
Wie wäre es einfach fortlaufend Polizeikontrollen durchzuführen und dann jeden wegzusperren, bei dem Drogen gefunden werden? Schließlich ist Drogenbesitz Strafbar.
Ihr Posting zeugt leider von Unwissenheit. Die Abhängigen nehmen Heroin schon längst nicht mehr weil es soviel Spass macht, es setzen Entzugserscheinungen ein, dafür wird die eigene Oma verkauft um an den Stoff zu kommen.
Jahrelanger Sozialdarwinismus, klammer Sozialstaat und Phantasiemieten drängen diverse Leute an den gesellschaftlichen Rand.
Da braucht sich niemand wundern. Angefangen hat es zumeist mit einem Joint... bzw. davor mit der Droge an deren Folgen man garantiert stirbt: Nikotin.
Markus, Ihr Vorschlag ist abstrus. Wir reden teils von massiv kranken Leuten. Ein kleiner Teil ist derart erkrankt und gezeichnet, daß es kaum bis nicht mehr möglich ist, von den Drogen wegzukommen. Was soll Einsperren für einen Sinn ergeben, weil sie krank sind in den Knast?
@Andreas B.
Was es bringen soll?
Die Allgemeinheit schützen. Zum Beispiel vor Beschaffungskriminalität. Oder die Tramfahrer davor, dass einem die Junkies vor die Bahn fallen oder torkeln. Oder vor Störungen des ÖPNV, weil es mal wieder einen Rettungs und Polizeieinsatz gibt, der alles blockiert. Oder einfach davor das man andauernd angeschnorrt oder in sonstiger Weise belästigt wird.
"Da braucht sich niemand wundern. Angefangen hat es zumeist mit einem Joint... bzw. davor mit der Droge an deren Folgen man garantiert stirbt: Nikotin."
Studien haben gezeigt, dass auch der Konsum von reinstem Quellwasser und biologischer Kost zum garantierten Tod führen wird.
"klammer Sozialstaat und Phantasiemieten drängen diverse Leute an den gesellschaftlichen Rand."
Die Gesellschaft sollte nicht die Verantwortung übernehmen, die Drogensucht einzelner Personen zu finanzieren. Unterstützung, um von der Sucht loszukommen, ist jedoch angebracht.
"Wir reden teils von massiv kranken Leuten. Ein kleiner Teil ist derart erkrankt und gezeichnet, daß es kaum bis nicht mehr möglich ist, von den Drogen wegzukommen."
Es ist möglich, den kleinen Teil der Betroffenen durch betreute Angebote weiterhin zu unterstützen, mit dem Ziel, ihnen beim Entzug zu helfen. Es ist jedoch nicht akzeptabel, zuzuschauen und zu warten, bis es zu spät ist.
Drogensucht ist eine Krankheit. Wegsperren? Das hatten wir zuletzt im 3. Reich. Es gibt anscheinend immer noch Sympathisanten.