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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

Anton Lagger war ein Original in Augsburg. Der Toni, wie ihn jeder nannte, ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

Augsburg
08.07.2022

Abschied von einem Augsburger Original: Der "Lagger Toni" ist tot

Von Michael Hörmann

Plus Als Faschingsfigur wurde Anton Lagger in Augsburg bekannt. Er war ein Mensch, der Herzlichkeit ausstrahlte. Beeindruckend war sein Umgang mit einer schweren Erkrankung.

Begegnungen mit ihm hatten stets hohen Unterhaltungswert. An Anton Lagger vorbeizulaufen, ohne mit ihm zu reden, war nahezu unmöglich. Der "Lagger Toni", wie er von allen genannt wurde, war jemand, der sehr gerne unter Menschen war, mit ihnen redete und stets ein offenes Ohr für andere hatte. Für einen kleinen Ratsch musste die Zeit einfach da sein. Als Figur im Augsburger Fasching war Anton Lagger bekannt geworden. Mitunter etwas spitzbübisch bewegte er sich durch die Welt. Die letzten Jahre tat er dies unter erschwerten Bedingungen. Eine Herz- und Lungenerkrankung machte ihm zu schaffen, Lagger benötigte ein Sauerstoffgerät. Dies hielt ihn nicht davon ab, weiterhin in die Innenstadt zu gehen. "Was gibt's Neues?", hieß es im persönlichen Plausch. Vor wenigen Wochen war die Frage zu hören. Es war das letzte Mal. Anton Lagger ist am Dienstagabend im Alter von 83 Jahren gestorben.

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Foto: Alexander Kaya
Foto: Alexander Kaya

Toni Lagger nahm als Stoinerner Ma das lokale Geschehen aufs Korn.

Es gibt nicht mehr viele Originale in Augsburg. Wir sprechen von Menschen, die abseits ihrer gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Funktion auffallen. Der "Lagger Toni" war ein Original. Die Rolle des Stoinernen Ma war ihm auf den Leib geschrieben. Mit 1,52 Meter Körpergröße brachte er ideale Voraussetzungen mit. Im Kabarett fühlte er sich ebenfalls wohl. Auch im hohen Alter hatte der Mann, der im Textilviertel lebte, stets einen Witz parat. Er war vielleicht nicht immer der Brüller, doch man freute sich einfach, weil der "Lagger Toni" selbst den größten Gefallen daran fand.

Schon in seiner Jugend war Anton Lagger stets der "Toni"

Dass niemand Anton zu ihm sagte, habe ihn nie gestört. Lagger erzählte gerne, dass er bereits während seiner Jugend nur Toni gerufen wurde. Dass später der Nachname zuerst genannt wurde, ist zumindest ungewöhnlich. "Ich weiß gar nicht, wie dies passierte", berichtete der "Lagger Toni" einmal, "es war eben so und mich hat es nicht gestört."

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Foto: Sebastian Hofmann
Foto: Sebastian Hofmann

"Toni Lagger" an der Figur des Stoirnernen Ma.

Falsch wäre es zu glauben, es habe lediglich den Komödianten gegeben. Anton Lagger konnte sehr ernsthaft sein. Sei es im Familienkreis oder bei der Politik, die er über Jahrzehnte intensiv begleitete. Er war überzeugtes SPD-Mitglied. Nicht alles, was in seiner Partei gelaufen ist, begeisterte ihn. Lagger behielt sein Parteibuch und freute sich diebisch, dass die SPD jetzt wieder den Bundeskanzler stellt.

Über sich selbst zu sprechen lag Anton Lagger bei Weitem nicht so. Nur die wenigsten Personen wussten zunächst, dass er seit vielen Jahren herz- und lungenkrank war. Als Lagger das Sauerstoffgerät deswegen erhielt, war die Erkrankung nicht zu verbergen. Für ihn sei es eine ganz neue Erfahrung gewesen, erzählte er anlässlich seines 80. Geburtstags. Das Sauerstoffgerät hätte ausgelöst, dass ihn wildfremde Menschen auf der Straße angesprochen hätten. „Wie machen Sie das?“, lautete die Frage. Lagger antwortete mit dem angeborenen Optimismus: „Immer hoffnungsvoll sein, man darf sich nicht gehen lassen."

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Die Folgen der Corona-Pandemie machten auch dem "Lagger Toni" zu schaffen

Die vergangenen Jahre waren am "Lagger Toni" nicht spurlos vorübergegangen. Die Folgen der Corona-Pandemie hatten ihn, der sich so gerne unter Menschen bewegte, ausgebremst. Gesellige Runden wie aus der Vergangenheit gewohnt waren nicht mehr möglich. Umso wichtiger war ihm, Stadtmarkt und Innenstadt regelmäßig anzusteuern. Die Erkrankung machte sich zunehmend bemerkbar. Der "Lagger Toni" ließ sich davon lange nicht unterkriegen. Jetzt schwanden die Kräfte. Die Frage "Was gibt's Neues?" wird vielen Augsburgerinnen und Augsburgern fehlen. Man wird sich jedoch noch lange an den "Lagger Toni" erinnern.

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