
Schließung des Hubertushofs lähmt die ganze Firnhaberau

Plus Ohne den Hubertushof lassen sich viele Veranstaltungen im Augsburger Stadtteil Firnhaberau nicht realisieren. Hilft eine Notlösung?

Seit Anfang dieses Jahres ist der Hubertushof in der Firnhaberau geschlossen. Gastwirt Josef Riß hatte sich nach 29 Jahren zurückgezogen und wollte sein Lokal an Ramy Boles übergeben. Doch die Pandemie machte diese Pläne zunichte. Die langfristige Schließung der Gastronomie lähmt inzwischen den gesamten Stadtteil. Dabei ist der Siedlungsgenossenschaft an nichts mehr gelegen, als daran, die Attraktivität und vor allem das gesellschaftliche Umfeld zu erhalten.

Rainer Beyer, geschäftsführender Vorstand der Siedlungsgenossenschaft, hat mit seinen Projekten vor allem Familien, aber auch Senioren im Blick. Deshalb konzentriert er sich auf die Schaffung von passendem Wohnraum für jede Altersgruppe, aber auch auf die Pflege des nachbarschaftlichen Miteinanders und Vereinslebens. Und dafür, sagt er, sei nun einmal eine gastronomische Versorgung unabdingbar. Schon die Nachricht vom Rückzug des langjährigen Gastronomen Josef Riß war ein Einschnitt. Dass dann Ramy Boles, bekannt als Wirt der Maximilians Klause in der Jesuitengasse, wegen der pandemiebedingten Umstände zurückzog, weil ihm das Risiko zu hoch war, machte die Situation im Stadtteil nicht besser.
Was Ramy Boles abhielt, den Hubertushof in der Firnhaberau zu übernehmen
Boles aber muss auf sein Risiko schauen. "Ich muss wirtschaftlich denken", sagt der Gastronom mit Blick auf die Ukraine und die kriegsbedingt explodierenden Energiekosten. Auch die Personal-Akquise werde seit Corona nicht leichter. All das hätte ihn davon abgehalten, seine Unterschrift unter den Pachtvertrag zu setzen. Dabei stünde er nach Bewältigung all dieser Übel nach wie vor für eine Übernahme zur Verfügung, sagt er, fügt aber hinzu: "Wenn man mich noch will." An den Stadtrand zog es ihn auch deshalb, weil sich die innerstädtischen Nachbarn nicht nur über größere Gesellschaften, sondern "schon übers Schnitzelklopfen" beschwert hatten.
Für Rainer Beyer beginnt nun die Suche nach einem geeigneten Kandidaten von Neuem. Man sehe sich zunächst im Kreise der lokalen und regionalen Brauereien um. Von den meisten, wenn auch nicht von allen, habe man auch eine Rückmeldung erhalten. Der Siedlervorstand ist sich der aktuell schwierigen Situation bewusst und weiß, dass viele derzeit Vorsicht bei neuen Engagements walten lassen.
Wirte erwarten Kostenexplosion wegen steigender Energiepreise
So müsse ein Gastronomiebetrieb von der Größe des Hubertushofs mit ausreichend Personal operieren können. Außerdem gebe es eine gewisse Unsicherheit auf dem Energiesektor wegen des Ukrainekrieges, der in eine mehr als wahrscheinliche Kostenexplosion münde. Auch deshalb müsse wegen der Größe des Objektes gut kalkuliert werden. Schließlich gehören zu der geräumigen Wirtschaft auch ein Biergarten und ein schwer zu beheizender Saal.

Der gastronomische Ausfall am Hubertusplatz lähmt augenscheinlich das gesamte gesellschaftliche Leben in der Firnhaberau. So sind die Theaterleut' des TSV nach Auskunft von Mitglied Karl Kiefl um eine Lösung bemüht, die Theatersaison bis zum Herbst ins Laufen zu bringen. Zur Not, sagt er, solle die Bewirtung aus eigener Kraft mit den Mitgliedern gestemmt werden. Auch Rainer Beyer meint, dass das eine Möglichkeit wäre. Er verweist jedoch darauf, dass es bei einem Gastronomiebetrieb auch immer um Konzessionen gehe. Er könne sich sogar vorstellen, Josef Riß noch einmal zu reaktivieren und um temporäre Hilfe zu bitten. Denn sogar das Siedlerfest als zentrale Sommer-Veranstaltung des Stadtteils im Juli sei in Gefahr und könne nur durch diese Notlösung auf die Beine gestellt werden. Der Unterstützung des TSV Firnhaberau ist er sich gewiss. Auf eine Antwort von Josef Riß, mit dem er Kontakt aufgenommen hat, wartet er noch.
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