Umstrukturierung bei Rübsamen: So geht es mit dem Modehaus weiter
Das Traditionsunternehmen Rübsamen muss sich neu aufstellen und tut das in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Für das Stammhaus hat das Folgen.
Das Augsburger Modehaus Rübsamen muss umstrukturieren und hat deshalb ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Gericht hat dieser Art der Sanierung nun voll zugestimmt, das Unternehmen erfüllt dabei mehr Auflagen als gesetzlich vorgegeben. Trotzdem wird es spürbare Veränderungen geben. Das trifft vor allem das Stammhaus in der Karolinenstraße.
Wer derzeit bei Rübsamen in der Augsburger Innenstadt einkaufen will, muss sich erst einmal durch die Baustelle in der Karolinenstraße drängen – sie steht in zweierlei Hinsicht fast schon sinnbildlich für die derzeitige Lage des Traditionsunternehmens. Es muss sich selbst neu ausrichten und hat diesen Fakt, so sehen es Geschäftsführer Marcus Vorwohlt und Generalbevollmächtigter Paul Abel, neben Corona und Inflation auch dem Zustand der Karolinenstraße zu verdanken. "Über die Jahre ist die Straße immer unattraktiver geworden, es sind immer mehr Geschäfte wie Ihle, die Drogerie Müller, Pustet oder auch das Eiscafé Dolomiti ausgezogen, die Immobilien blieben leer. Dann brannte auch noch eines der Häuser in der Straße, es ist seither eingerüstet", schildert Vorwohlt. Gründe für Passanten, in die Karolinenstraße zu kommen, habe es immer weniger gegeben. Das habe er an den Umsätzen in seinem Stammhaus deutlich gespürt. "Wäre das nicht so gewesen, hätte ich wohl die Entscheidung für eine Neustrukturierung nicht fällen müssen." Doch wenn das Stammhaus Grippe habe, bekämen auch die 13 Filialen Husten.
Neugestaltung der Karolinenstraße ist für Rübsamen wichtig
Er klingt ruhig und optimistisch, wenn er darüber spricht. "Herr Vorwohlt nimmt die Herausforderung, sein Unternehmen und die Mitarbeiter wieder in eine sichere Zukunft zu führen, mit allem, was dazugehört, an", lobt Paul Abel, der Rübsamen auch juristisch berät. Die letzten Tage seien äußerst arbeitsintensiv gewesen, unter Zeitdruck musste mit drei Gläubigergruppen verhandelt und dazu dem Gericht glaubhaft belegt werden, dass die kommenden sechs Monate durchfinanziert sind. "Wir wollten aber ganz sichergehen und haben das nun für ein Jahr geschafft", sagt Paul Abel. Man wolle sich jetzt schließlich so aufstellen, dass man nach der Neugestaltung der Karolinenstraße – es wird ein Pflaster verlegt, breitere Gehwege sollen Platz für Außengastronomie und Bänke schaffen – wieder voll handlungsfähig sei. Denn sei die Straße erst einmal optisch attraktiv, kämen auch die Mieter und Passanten zurück, ist Vorwohlt sicher. Mit dem Supermarkt, der 2025 im Erdgeschoss des Pustethauses öffnen soll, sei bereits ein Anziehungsmagnet fix. Die Karolinenstraße soll – mit Umbaupausen – im Sommer 2024 fertig sein.
Doch auch Rübsamen selbst muss seine Hausaufgaben machen. "Wir werden die Fläche des Stammhauses verkleinern", sagt Abel. Man wolle hin zu einer kleineren Verkaufsfläche, mit mehr persönlicher Beratung und Aufenthaltsqualität, erzählt Vowohlt. Das Geschäft soll mehr Boutique-Flair bekommen – so wie es in den Filialen bereits der Fall ist. "Das ist das, was die Kunden wollen. Wir bauen also nicht nur aus der Not heraus um, sondern setzen eine Strategie um, die wir eigentlich schon in der Schublade hatten. Sie war nur für einen späteren Zeitpunkt geplant", so der Geschäftsmann. Außerdem soll das Angebot in der Karolinenstraße künftig hochwertiger und premiumlastiger werden, um auch hier eine individuellere Handschrift zu bekommen.
Kunden und Partner stärken Rübsamen den Rücken
Auch bei den Filialen wird es vermutlich Flächenanpassungen geben, sagen Vorwohlt und Abel. In welchem Umfang sei aber noch nicht klar. Das würden die weiteren Planungen zeigen. "Wir essen den Elefanten scheibchenweise", gibt der Unternehmer als Devise aus. Es sei eine herausfordernde Aufgabe, sagt der erfahrene Abel. Es bleibe damit auch ein gewisses Restrisiko für das Stammhaus. Die Modebranche sei derzeit kein einfaches Pflaster, der innerstädtische Handel generell einem Wandel unterlegen. Was heute angenommen wird, könne in fünf Jahren schon wieder unattraktiv sein. Damit müsse man umzugehen lernen.
Für Rübsamen mit derzeit 150 Beschäftigten ist Abel dennoch optimistisch. Im Kern sei das Unternehmen gesund, in der Branche anerkannt und erfahre große Unterstützung. Dies sei nicht selbstverständlich, immerhin – so ehrlich müsse man sein – würden Gläubiger mit Rübsamen als Partner auch Geld verlieren. Damit müsse man verantwortungsvoll umgehen. Auch die Kundschaft stärke dem Modehaus den Rücken. "Unsere Umsätze liegen derzeit trotz Baustelle über unseren Erwartungen. Es ist toll, dass uns unsere Kunden so unterstützen." Wenn das so weitergehe, helfe das auf dem Weg in eine sichere Zukunft, freut sich Vorwohlt.
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Mal Schauen ob sich die Leute das neue, PREMIUMLASTIGE Angebot auch leisten können!
"Umstrukturieren", "Neu aufstellen", "Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung" - hört sich alles so griffig und neutral an, noch dazu, wenn man glaubt Gründe bei anderen zu finden. Trotzdem man kann es auch - und das gilt generell - bezeichen als "Pleite", "unternehmerischens Versagen" und vorallem als Entschuldung zu Lasten Dritter.
Unterm Strich ist es grundsätzlich ja gut, wenn zukunftsfähige Firmen und damit verbunden gute Arbeitsplätze erhalten bleiben. Nur muß deswegen nicht eine Hochglanzfassade zur Relativierung des Desasters aufgebaut werden.