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Foto: Jörg Heinzle
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Weil ein Camp-Teilnehmer immer wieder kleine Feuerwerkskörper zündete, gab es Streit im Klimacamp.

Augsburg
10.10.2022

Streit unter Augsburger Klimacamp-Aktivisten: "Das ist eine Orgie"

Von Jörg Heinzle

Plus Seit mehr als zwei Jahren halten die Klimaschützer mit ihrem Protest neben dem Augsburger Rathaus schon durch. Vor Kurzem aber flogen intern die Fetzen.

Es ist ruhig am Dienstagmittag im Augsburger Klimacamp. Ein junger Mann zupft an einer Gitarre, er versucht sich am Klassiker "Stairway to heaven". Ab und zu trinkt er einen Schluck aus einer Dose mit Energy-Drink. Vor wenigen Tagen war die Stimmung deutlich weniger friedlich. Am vergangenen Mittwoch sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Camps untereinander in Streit geraten. Jugendliche hatten kleine Feuerwerkskörper gezündet, ein anderer Camp-Aktivist rief deshalb die Polizei. Die Polizisten zogen schnell wieder ab - mit dem Hinweis, die Klimacamper sollten ihre internen Streitigkeiten bitte selbst lösen. Als die Polizisten weg waren, folgte ein Streitgespräch unter den Teilnehmern, das mit dem Vorwurf endete: "Das ist kein Klimacamp mehr, sondern eine Orgie." Seit zwei Jahren und drei Monaten halten die Klima-Aktivisten nun bereits mit ihrem Protest neben dem Rathaus durch. Zuletzt aber hat die Außenwirkung gelitten.

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Foto: Christof Paulus
So ist das Klimacamp in Augsburg
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Die Camper sind mit einer Küche ausgestattet. Sie verbringen ihren Tag mit verschiedenen Aktionen, etwa mit Adbusting oder Vorträgen. Jede Nacht schlafen mehrere Aktivisten im Camp.

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Die Camper sind mit einer Küche ausgestattet. Sie verbringen ihren Tag mit verschiedenen Aktionen, etwa mit Adbusting oder Vorträgen. Jede Nacht schlafen mehrere Aktivisten im Camp.

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Die Camper sind mit einer Küche ausgestattet. Sie verbringen ihren Tag mit verschiedenen Aktionen, etwa mit Adbusting oder Vorträgen. Jede Nacht schlafen mehrere Aktivisten im Camp.

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Die Camper sind mit einer Küche ausgestattet. Sie verbringen ihren Tag mit verschiedenen Aktionen, etwa mit Adbusting oder Vorträgen. Jede Nacht schlafen mehrere Aktivisten im Camp.

Das Lager aus Zeltplanen, Paletten und Sperrholz polarisierte von Beginn an. Es gab viele Befürworter, aber auch Gegner, die von einem "Schandfleck" sprachen. Die Stadt, die keine Dauer-Demo neben dem Rathaus zulassen wollte, scheiterte in zwei Instanzen vor Gericht. Sie unternimmt deshalb nichts mehr, um das Camp loszuwerden. Die Aktivisten hielten auch durch, als die Klimabewegung während der Corona-Krise an Zulauf verlor. In diesem Sommer wirkte das Camp zeitweise ebenfalls ziemlich verlassen. Erst in den vergangenen Wochen schien wieder mehr los zu sein. Aktivistinnen und Aktivisten bereiteten sich auf mehrere Demonstrationen vor. Sie bastelten Schilder und schraubten an Fahrzeugen für Fahrrad-Demos. Während des Sommers hatten offensichtlich verstärkt Jugendliche aus der linken Szene und der Punkerszene im Camp übernachtet - und so dabei geholfen, es am Leben zu halten. Denn das Lager muss rund um die Uhr besetzt sein, um rechtlich als vom Grundgesetz geschützte Demonstration zu gelten.

Augsburger Klimacamp: Der Versammlungsleiter rief die Polizei

Mit einem Teil dieser Jugendlichen kam es in der vorigen Woche nun aber zum Streit. Einer der Beteiligten hatte zunächst immer wieder sogenannte Knallerbsen geworfen und hörte damit auch nicht auf, als eine Frau aus einer der Schlafboxen des Lagers kam und ihn zur Rede stellte. Der Jugendliche argumentierte, er habe die Knallerbsen in einem Geschäft gekauft, sie seien legal. Ingo Blechschmidt, ein Klimacamper der ersten Stunde, sagt hingegen, die kleinen Feuerwerkskörper seien im Camp gelagert gewesen - man wolle sie demnächst bei einer an die CSU adressierten Kunstaktion einsetzen. An jenem Abend habe es ein Missverständnis gegeben. Einige im Camp hätten gedacht, die Knallerbsen seien ein Geschenk von Passanten. Der Versammlungsleiter habe die Polizei gerufen, weil er mit Gesprächen nicht weitergekommen sei. Blechschmidt war an dem Abend selbst nicht im Camp. Er sagt: "Wieso sich die Missverständnisse im Gespräch nicht auflösen ließen, versuchen wir zeitig mit allen Betroffenen zu besprechen."

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Foto: Jörg Heinzle
Foto: Jörg Heinzle

Das Klimacamp neben dem Augsburger Rathaus gibt es seit über zwei Jahren.

Dass die Polizei gerufen wurde, hat die Gräben zumindest kurzzeitig noch tiefer gemacht. Ein Jugendlicher schimpfte danach lautstark darüber, dass er im Camp die Stellung gehalten und oft genug weggeschaut habe in den vergangenen Wochen - etwa wenn zu viel Alkohol getrunken worden sei. Eigentlich ist Alkohol tabu - das ist eine der städtischen Auflagen. Das Camp sei eine Orgie, sagte der Jugendliche. Offenbar an den Versammlungsleiter gerichtet rief er noch: "Also entweder er kriegt auf die Fresse und verpisst sich - oder er geht freiwillig." Passanten, die am Camp vorbeigingen, reagierten irritiert auf den Streit. Ingo Blechschmidt erklärt, man nehme das Thema ernst und wolle es aufarbeiten. "Das bedeutet insbesondere, dass wir Ursachen immer vor allem in unseren sozialen Strukturen sehen und uns fragen, wie wir diese verbessern können, damit sich Fehler nicht wiederholen."

Klimacamp in Augsburg: Bierkästen wurden beseitigt

Anders als bei einem Verein gebe es beim Klimacamp keine Mitgliederliste. Es sei durch die offene Struktur schwierig, genau abzugrenzen, wer Teilnehmer sei und wer nicht. Grundsätzlich könne sich einer Demonstration jeder anschließen. Die Unterstützer kämen aus verschiedenen Gruppen - darunter Schüler, Studentinnen, Azubis und auch Rentnerinnen. Sie alle eine der Einsatz für das bedrohte Klima. Nach mehreren Aktionen im September wolle man nun mit einem "Klima-Oktober" für mehr Klimaschutz werben, sagt Ingo Blechschmidt.

Weniger Werbung ist der Müll, der an manchen Tagen im Umfeld des Camps zu sehen ist. Teils stammt er gar nicht von Camp-Teilnehmern, manchmal nehmen sie es aber mit dem Aufräumen und der Müllentsorgung offenbar auch selbst nicht allzu genau. Der städtische Ordnungsdienst müsse die Aktivisten immer wieder mal dazu auffordern, aufzuräumen, heißt es bei der Stadt. Das werde aber in aller Regel dann auch schnell erledigt. Auch Alkohol ist ein Thema. "Bei unseren Kontrollen wurden gelegentlich Bierkästen festgestellt", sagt Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU). "Zunächst wurde seitens des Klimacamps verneint, dass diese zum Camp gehören würden." Die Kästen seien aber entfernt worden, als man die Versammlungsleitung dazu aufgefordert habe.

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