Jung und obdachlos: Notschlafstelle für junge Erwachsene öffnet bald
Eine Anlaufstelle in Hochzoll richtet sich an 18- bis 26-Jährige, die wohnungslos sind. In der Einrichtung sollen Problemlagen erkannt und Hilfestellungen gegeben werden.
Die Wände sind geweißelt, Betten und Schränke stehen in den drei Wohnungen in der Hochzoller Höfatstraße bereit. Am 15. April nimmt dort auf Initiative der Stadt Augsburg erstmals eine Notschlafstelle für junge Erwachsene im Alter von 18 bis einschließlich 26 Jahren ihre Arbeit auf. Der Caritas-Stadtverband wird sich um das Projekt kümmern und den jungen Frauen und Männern Unterstützung bieten, die dort ankommen. Die Stadt baut damit ihr Angebot für wohnungslose Menschen weiter aus.
In dem großen Wohnblock in der Höfatstraße leben Familien, die zuvor obdachlos waren. Nun kommen bis zu ein Dutzend junger Menschen hinzu, die diese Situation kennen. Drei dieser Wohnungen bieten künftig eine Anlaufstelle für junge Erwachsene, die zuvor jeden Abend bei einem anderen Freund oder Bekannten untergekommen waren oder - wenn sich keine Übernachtungsmöglichkeit bot - auf der Straße leben mussten. Vier Frauen können in einer Wohnung untergebracht werden, bis zu acht junge Männer in einer anderen. Daneben gibt es noch eine Wohnung, in der die pädagogischen Fachkräfte beziehungsweise Werkstudenten übernachten; schließlich findet 24 Stunden täglich, an sieben Tagen die Woche eine Betreuung statt.
"Das ist eine Altersgruppe, die sich im Umbruch befindet. Einerseits geht es um Verselbstständigung, andererseits auch um Ausbildung und den weiteren Lebensweg", sagte Caritas-Geschäftsführer Otto Bachmeier bei einem Rundgang durch die neue Einrichtung. Dort, wo die Jugendhilfe nicht mehr tätig werde, soll dieses Angebot eine Brücke bauen und jungen Menschen Hilfe bieten. "Es ist ein pädagogisches Angebot ohne Zeitdruck. Lernen und Weiterentwicklung ist nur in einem angstfreien Raum möglich", betonte er. Neben vier pädagogischen Fachkräften werden zahlreiche Werkstudenten in dem Projekt mitarbeiten, um Betreuung rund um die Uhr stemmen zu können. Es werde die Möglichkeit für gemeinsame Treffen und Unternehmungen geben, aber auch für Einzelgespräche.
Zwölf Notschlafplätze für junge Erwachsene sollen ein Anfang sein
Für Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU) ist die Notschlafstelle für junge Menschen ein wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung des städtischen Angebots für wohnungslose Menschen. Neben dem Übergangswohnheim für wohnungslose Männer in der Johannes-Rösle-Straße gebe es das Übergangswohnheim für Frauen - die Casa Donna - in der Stadtberger Straße. Im vergangenen Sommer wurde eine Notschlafstelle für junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren bei einer bestehenden Einrichtung des Trägers Condrobs in Oberhausen angedockt. Zwei weitere Notschlafplätze für diese Zielgruppe sind in einer anderen Sozialregion in Planung. Nun können die ersten zwölf Plätze für junge Erwachsene angeboten werden. "Wir werden hier wichtige Erfahrungen sammeln und feststellen, wie groß das Angebot sein müsste", sagte Schenkelberg.
Oliver Munding, der seit Monaten für sein geplantes Wohnprojekt „J*Cube“ die Werbetrommel rührt und damit das Problem der Wohnungs- und Obdachlosigkeit junger Erwachsener (U25) in Augsburg anpacken will, spricht stets von bis zu 1000 jungen Menschen in dieser Zielgruppe, die von dem Problem im Stadtgebiet betroffen sind. Von diesen "Fantasiezahlen" sei die Stadt weit entfernt, so Schenkelberg. Seiner Meinung nach wären womöglich maximal 150 junge Menschen in Augsburg wohnungslos. Mit den Erkenntnissen der neuen Caritas-Einrichtung könnten künftig weitere Strukturen aufgebaut werden.
Jeder Bewohner ist ein Einzelfall, mit eigenen Problemlagen und Hilfsbedarf
Julia Hüther, Sachgebietsleiterin "Besondere Wohnformen" im Amt für Wohnbauförderung und Wohnen, war an der Konzeption der Notschlafstelle beteiligt. Sie weiß um die Bedürfnisse der jungen Menschen und wie wichtig die eigene Einrichtung für sie ist, da der Großteil die bestehenden Übergangswohnheime für Frauen und Männer meiden würde. Die ersten drei Nächte sollten die jungen Erwachsenen künftig Zeit haben, um in der Notschlafstelle "an- und runterzukommen". Ab der vierten Nacht müsse der Anspruch auf Unterbringung überprüft werden. Jeder Klient sei ein "Einzelfall".
Bei einem Clearing, also einer Klärung von Problemlagen und Hilfsbedarf, werde ermittelt, in welcher Situation sich die Person befinde. "Da gibt es viele Möglichkeiten, die nach solch einem Clearing in Fragen kommen. Gibt es womöglich eine Vermittlungsmöglichkeit zu den Eltern, gibt es Probleme mit Drogen oder eine psychische Erkrankung, auf die eingegangen werden muss, besteht der Wunsch nach einer Ausbildung oder soll das Augsburger Netzwerk genutzt werden, weil die Person womöglich woanders besser aufgehoben ist", zählte Julia Hüther Möglichkeiten auf, die ab Mitte April auf die pädagogischen Fachkräfte zukommen können. Sie wisse bereits von Interessierten, die in die Notschlafstelle ziehen wollen. "Die Streetworker des Stadtjugendrings haben bereits ein paar junge Erwachsene auf dem Schirm, die dafür infrage kommen."
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Herr Schenkelberg hat recht.. es gibt in Deutschland ganz viele junge Menschen die Obdachlos sind.. man sollte mal in die Jugendgefängnisse, Bahnhöfe usw. gehen da kann man das ganze Ausmaß dieser jungen Menschen sehen.. Eine Bekannte sagte immer zu mir wenn ich ins Gefängnis zu den jungen Mädchen, Frauen ging.. " Gehst du zu den Mädchen die den lieben Gott aus der Hand gefallen sind.." Ich bin 14 Jahre dorthin gegangen und habe unvorstellbares Leid und Not kennengelernt.. und wie sich 14- 16 jährige aus dem Leben stehlen.. durch den goldenen Schuss, Selbstmord.. die mit 12 Jahren auf der Straße und durch Drogen auf dem
Straßen Strich gelandet sind..
Christian P.... ich denke dass sie keine Ahnung haben und ihr Kommentar nur dumm gedacht ist..
Mit der Generation Z wird es gut besucht sein, wie wäre es mit einem eigenem Viertel, für solch hilflose Personen?