Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Augsburger Philharmoniker: Das gibt es nicht oft: eine Uraufführung für Kinder

Augsburger Philharmoniker

Das gibt es nicht oft: eine Uraufführung für Kinder

    • |
    Die treibenden Kräfte im Hintergrund: (v.l.) Cellist Johannes Gutfleisch, Komponist Hauke Berheide und Regisseurin Amy Stebbins.
    Die treibenden Kräfte im Hintergrund: (v.l.) Cellist Johannes Gutfleisch, Komponist Hauke Berheide und Regisseurin Amy Stebbins. Foto: Oliver Wolff

    Die Augsburger Philharmoniker bieten zum 1. Familienkonzert etwas Besonderes: Neue Musik mit einer märchenhaften Geschichte für Grundschulkinder ab 6 Jahren. Der 38-jährige Komponist Hauke Berheide erzählt: „Das Stück handelt von Einar, der Leute aller Art nicht leiden kann und seine Ruhe haben möchte. Deswegen ist er Leuchtturmwärter geworden.“ Als ein heftiger Sturm aufzieht, klopft es an der Tür. Draußen ist ein kleiner hungriger Vogel auf der Suche nach einem warmen, sicheren Platz. Einar ist gerührt und lässt ihn bei sich wohnen. Der Sturm wird heftiger, der Leuchtturm droht einzustürzen. Einar und der Vogel müssen sich nun entscheiden, was zu tun ist.

    Die 33-jährige Regisseurin Amy Stebbins bezeichnet das Musiktheaterstück „Einar hat’n Vogel“ als Neuauflage von Peter und der Wolf. Sie arbeitet mit Berheide seit zwei Jahren zusammen: Er komponiert und sie schreibt die Texte und inszeniert. Beide erklären, dass die Arbeit eine Synthese ist; sie inspirieren sich und geben sich Tipps. Ihre erste Zusammenarbeit war im Jahr 2016 eine Auftragsarbeit der Staatsoper München. Dort kam der Kontakt mit den Augsburger Philharmonikern zustande.

    Mit der Orchesterkasse finanziert

    Der Cellist Johannes Gutfleisch, damals im Orchesterrat der Philharmoniker, musste kurzfristig für einen Münchner Kollegen einspringen und war begeistert von der Musik Berheides. Gutfleisch erklärt: „Wir haben eine Orchesterkasse, welche nur für gemeinnützige Zwecke ausgegeben werden darf. Unser Gedanke war, das Geld wieder in neue Kunst zu reinvestieren. Darüber hinaus fördert das Orchester die Musikvermittlung an Kinder.“

    Das Orchester spielt seit vielen Jahren Kinderkonzerte und geht an Schulen. Viele Kinder kommen erst durch solche Konzerte mit Musikinstrumenten in Berührung. „Einar hat’n Vogel“ ist ein außergewöhnliches Projekt. „Die Auftragsarbeit, welche vom Orchester initiiert worden ist, wird vom gesamten Staatstheater mitgetragen“, so Gutfleisch. Weitere Förderungen kommen von „Mehr Musik!“ und dem Verein der Freunde des Theater Augsburg. Die mobile Produktion ist mit 23 Orchestermusikern besetzt, die ein gewaltiges Farbspektrum mit skurrilen Instrumenten erzeugen. Berheide schwärmt: „Wenn Musik zaubern könnte, dann wäre vermutlich dieses Stück herausgekommen.“

    Kein moralischer Zeigefinger

    Auf die Frage, welche Motivation das Orchester hatte, dieses Thema zu wählen, antwortet Gutfleisch, dass man vor Jahren durch die Flüchtlingskrise den Wunsch hatte, sich positiv einzusetzen. Stebbins konkretisiert: „Wir wollten das Thema breiter und globaler ausrichten. Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft gehen jeden etwas an. Jeder ist davon betroffen.“ Das Stück soll aber nicht den moralischen Zeigefinger heben. Es werden allerdings Fragen für den persönlichen und alltäglichen Verhaltenskodex gestellt, die auch Grundschulkinder begreifen können und sollen – Pädagogik, verpackt in einem musikalischen Klangspektakel.

    Dazu benutzt der Komponist sogar eigens für das Stück entwickelte Instrumente: Das Signalhorn, gebaut aus PVC-Rohren, wird ein Highlight sein. Auf die Frage, ob es schwer ist, Neue Musik für Kinder zugänglich zu machen, antwortet Berheide: „Kinder sind das ideale Publikum für Neue Musik, sie sind unverbraucht und haben eine andere Hörerwartung als Erwachsene.“ Und sie sind hinterher auch das ehrlichere Publikum.

    Das 1. Familienkonzert „Einar hat’n Vogel“ der Augsburger Philharmoniker findet am Sonntag, 4. November, um 11 Uhr im Martinipark in Augsburg statt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden