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Premiere: Der Totengräber hält Zwiesprache mit einem Totenkopf

Premiere

Der Totengräber hält Zwiesprache mit einem Totenkopf

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    Die Zeit steht still. Matthias Klösel spielt in „Die Maske des roten Todes“ den Totengräber Christian Voigt.
    Die Zeit steht still. Matthias Klösel spielt in „Die Maske des roten Todes“ den Totengräber Christian Voigt. Foto: Mercan Fröhlich

    Der Backstein-Keller der Werkstattgalerie Krüggling bot das perfekte Ambiente für Matthias Klösels jüngste Theaterproduktion. Der umtriebige Augsburger Theatermacher hatte diesmal eine Schauergeschichte von Edgar Allan Poe dramatisiert und deren Handlung im spätmittelalterlichen Augsburg angesiedelt. Klösel ist darin mal Totengräber, mal Erzähler, mal hochmütiger Adeliger oder Sänger schauerlicher Lieder. Eine Stunde kompakte Theaterunterhaltung.

    Grundlage für das einstündige Szenario bildete Poes Erzählung „Die Maske des roten Todes“. Inszeniert hatte es Jürg Schlachter. Die Pest wütet erbarmungslos und rafft einen nach dem anderen dahin. Doch Graf Prospero glaubt, dem Tod ein Schnippchen schlagen zu können. Auf seiner Burg fühlt er sich sicher und feiert deshalb mit seinen Freunden rauschende Feste.

    Der Totengräber kann es niemandem Recht machen

    Nur tanzt dort auch der Tod mit, verborgen hinter einer roten Maske. Das Ende: Dunkelheit, Tod, Verwesung. Bevor Klösel die Poe-Geschichte mit großer Gestik, sonorer Stimme und dramatischer Mimik rezitiert, agiert er als Augsburger Totengräber Christian Voigt. Diese fiktive Figur betritt die kleine Kellerbühne, singend vom Tod, der überall seine Pfeile schießt, und hebt ein Grab nach dem anderen aus. Zwar kann er es niemandem recht machen, da die Gräber zu wenig tief sind und er während er Arbeit zu viel Bier trinkt. Aber in jener Zeit hat selbst Voigt andere Sorgen, als die Ermahnungen des Propstes von St. Georg. Im Hintergrund eine große Standuhr. Das Pendel steht still, ein Symbol für das Ende der Zeit.

    Mit dem nicht selten in breitestem Augsburger Dialekt sprechenden Totengräber gibt das Stück einen Einblick in die Dimension des Todes jener Tage des späten Mittelalters um Augsburg und in Schwaben. In Duktus und Darstellung ist Voigt eine Figur des Volkstheaters. Dennoch wird deutlich, wie sehr der schwarze Tod einst jegliche öffentliche Ordnung und Moral bedrohte. Und die Öffentlichkeit fand rasch die Schuldigen der Epidemie: die Juden. Voigt spricht im Dialog mit einem Totenschädel, die sich anschließende Poe-Geschichte wird höchst eindringlich in direkter Publikumsansprache erzählt. Eine Edgar Allan Poe Late Night Show war versprochen und diese wird von Matthias Klösel auch gegeben. Kräftiger Premierenapplaus.

    Weitere Aufführungen am 24. November um 20.30 Uhr in der Werkstattgalerie Krüggling sowie am 14., 15. und 17. November im City-Club gezeigt. Karten bei der Buchhandlung am Obstmarkt.

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