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Staatsgalerie im Glaspalast: „Nur das, was floppt, kann weg“

Staatsgalerie im Glaspalast

„Nur das, was floppt, kann weg“

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    Die Staatsgalerie für moderne Kunst im Glaspalast zeigt noch bis Ende 2020 die Ausstellung „Aufruhr in Augsburg“ mit Werken unter anderem von Walter Dahn und Jiri Georg Dkoupil.
    Die Staatsgalerie für moderne Kunst im Glaspalast zeigt noch bis Ende 2020 die Ausstellung „Aufruhr in Augsburg“ mit Werken unter anderem von Walter Dahn und Jiri Georg Dkoupil. Foto: Nicole Wilhelms/Bayerische Staatsgemäldesammlungen

    Herr Maaz, Sie haben zu diesem Gespräch die Broschüre der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen „Die Pinakotheken in Bayern“ mitgebracht: Könnten Sie mir bitte kurz erklären, was es damit auf sich hat?

    Prof. Bernhard Maaz: München und die Pinakotheken, Alte, Neue und Moderne sowie Sammlung Brandhorst und Sammlung Schack, werden dankenswerterweise maßgeblich durch den Freistaat Bayern finanziert. Für uns bedeutet das, dass wir dem Flächenstaat als Staatsgemäldesammlungen etwas zurückgeben möchten von den Schätzen, über die wir verfügen. Das ist eine alte Tradition, die etwa aus dem Jahr 1800 stammt. Diese Tradition ist mir auch wichtig.

    In der Broschüre sind die vielen Zweigstellen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen aufgeführt.

    Maaz: Dort sind Beiträge der Kollegen enthalten, die für diese Filialen zuständig sind. Da finden sie Ansbach, Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Burghausen, Füssen, Neuburg, Oberschleißheim und so weiter. Und sehen Sie, hier bei der Staatsgalerie mit alten Meistern in der Katharinenkirche da sehen Sie, da ist Dürer dabei, Holbein, Cranach, drei große Namen und ein großes Anliegen: Diese schöne Tradition fortzuschreiben. Man ändert auch mal was – aber die Staatsgalerie in der Katharinenkirche ist nicht in Frage gestellt. Und sie hat – das ist mir wichtig – zehntausende Besucher pro Jahr.

    Und schon sind wir beim Thema. Vor anderthalb Jahren haben die Staatsgemäldesammlungen bekannt gegeben, dass die andere Augsburger Zweigstelle, nämlich die für Moderne Kunst im Glaspalast, geschlossen werden soll.

    Maaz: Da schaut es anders aus. Diese Zweigstelle hatte zuletzt kaum noch 5000 Besucher im Jahr. Dort sind die Besucherzahlen über die Jahre zurückgegangen.

    Was auch daran lag, dass Ihre Sonderausstellung im Glaspalast irgendwann nicht mehr regelmäßig gewechselt worden ist.

    Maaz: Man kann nicht in allen Filialen immer ein wechselndes Programm fahren. Überdies war Augsburg der einzige Ort in ganz Bayern, an dem wir zwei Galerien unterhalten haben.

    Warum sind Sie mit dem Standort im Glaspalast in Augsburg nicht glücklich?

    Maaz: Dort gibt es drei verschiedene Einrichtungen für Moderne Kunst: zum einen die Sammlung Walter, dann die städtische Einrichtung, das H2-Museum, das ich jedes Mal mit interessanten, frischen Thesen und Themen vorgefunden habe, die eine sympathische Programmatik zeigen, und die dritte ist unsere, wo wir zuletzt die Jungen Wilden gezeigt haben, wichtige Werke der 1980er Jahre. Weil der Besuch extrem zurückgegangen ist, kamen wir zu dem Schluss: Das verlängern wir nicht. Das hatte auch mit der Konkurrenzsituation von dreimal Moderner Kunst im Haus zu tun.

    Oft sagt man doch, dass so eine Ballung das Interesse beflügelt?

    Bernhard Maaz ist Generaldirektor der Bayerische Staatsgemäldesammlungen.
    Bernhard Maaz ist Generaldirektor der Bayerische Staatsgemäldesammlungen. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Maaz: Man hätte sicherlich statt dreimal Moderner Kunst einmal modernes Design machen können oder stärker mit Video arbeiten ... Ich habe von einer Idee gehört, die ich außerordentlich sympathisch finde, nämlich ein Zeitungs- oder Medienmuseum dort einzurichten.

    Das würden Sie favorisieren an dem Ort? Aber ein solches Museum ist ja jenseits von Ihrem Aufgabengebiet als Staatsgemäldesammlungen.

    Maaz: Ja. Aber damit ist ja niemandem etwas genommen. Die Moderne Kunst als Diskursgegenstand bleibt ja da. Und die Staatsgemäldesammlungen als solche sind unverändert in der Katharinenkirche und auch in der Barockgalerie des Schaezlerpalais mit etlichen Werken präsent. Mir ist wichtig, das zu betonen, um …

    … nicht den Eindruck zu erwecken, Kunst aus Augsburg abzuziehen.

    Maaz: Genau. Wir bleiben – übrigens in einem sehr sehr guten Austausch mit Kunstsammlungsdirektor Christof Trepesch. Wir bleiben mit der Galerie Alter Meister und den Leihgaben da, nur das, was floppt, das kann weg.

    Haben Sie zu wenig Aufwand betrieben, um die Staatsgalerie im Glaspalast zu bewerben?

    Maaz: Seit unserer ersten Ausstellung im Glaspalast 2006 haben wir den Standort Glaspalast Augsburg in der Stadt Augsburg, am Bahnhof in Augsburg sowie bei potenziellen Besuchern in der Pinakothek der Moderne in München massiv mit Plakaten und Flyern beworben. Dennoch waren die Besucherzahlen auch auf Grund der schlechten Anbindung des Glaspalastes von der Innenstadt Augsburg aus kaum zu steigern. Selbst mit einem speziell für den Glaspalast erarbeiteten Kunstvermittlungsprogramm ließen sich nicht mehr Besucher anlocken.

    Wieso haben Sie nicht öfter die Ausstellung im Glaspalast gewechselt, um das Interesse höher zu halten?

    Maaz: Das ist eine Frage der Ressourcen. Die Frequenz des Wechsels ist verlangsamt worden, schon vor meiner Zeit. Wir haben eine neue Spielstätte eröffnet. Die neue Spielstätte für Moderne Kunst hat 250000 Besucher im Jahr, sie ist im Schloss Herrenchiemsee. Wenn wir dort 250000 Menschen im Jahr erreichen und hier 5000, dann ist es nicht nur vernünftig und effektiv, sondern geradezu geboten, dort, wo wir die Menschen erreichen, auch hinzugehen. Wir zeigen dort jedes Mal eine Weiterentwicklung unserer Ausstellung.

    Als wir vor anderthalb Jahren mit Ihnen gesprochen haben, klang von Ihrer Seite an, dass Sie verwundert waren, dass die Stadt Augsburg sich nicht für ein Bleiben engagiert hat.

    Maaz: Ich möchte der Stadt nichts vorhalten. Die Stadt hat sich damals und bis jetzt nicht bei uns engagiert. Deshalb finde ich einen stillen Abgang jetzt zum Jahresende vertragsgemäß genau richtig. Das schafft Raum für neue Perspektiven.

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