
„Pelléas et Mélisande“: Das blaue Kleid behält sie bis zuletzt


Ein Mann nimmt eine junge Frau zu sich, doch die folgt ihrem eigenen Gefühl und liebt einen anderen. Das Theater Augsburg setzt „Pelléas et Mélisande“ als Drama einer Selbstbehauptung in Szene.
Familie kann ein ungemütlicher Ort sein, manchmal eine regelrechte Hölle. Ende des 19. Jahrhunderts begann man, unter den Mantel des bis dahin tunlichst Verschwiegenen zu blicken. Auch Maurice Maeterlinck streift das Thema in seinem Drama „Pelléas et Mélisande“ (1893), in dessen Vordergrund eine Eifersuchtstragödie steht. Die Regisseurin Yona Kim schält nun in einer Neuinszenierung den thematischen Strang der prekären Familie heraus aus dem Stück und verknüpft es mit dem Motiv weiblicher Selbstbehauptung. Am Theater Augsburg hat sie sich „Pelléas et Mélisande“ vorgenommen – nicht das Schauspiel, sondern die gleichnamige Oper von Claude Debussy, welche Maeterlinck einst nach dem Wortlaut vertonte.
Heikle Sippschaftsverhältnisse geraten ins Wanken, wenn Außenstehende hinzutreten. Vor allem, wenn sie nicht ins System passen. Als Golaud erstmals auf Mélisande trifft, wirkt die junge Schönheit wie eine Spätheimkehrerin von einer Party in ihrem leuchtend blauen Kleid – der pure Gegensatz zu den cremefarbenen Tönen, die bei Golaud und seiner Familie vorherrschen. Mélisande wird, als sie seine Frau wird, ihren Kleidungsstil dem seinen anpassen; doch unter der konservativen Rock-und-Blusen-Kombi behält sie stets ihr blaues Kleid. Sie trägt es auch, als sie stirbt, Zeichen dafür, dass sie sich nicht hat deformieren lassen.
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