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Augsburg: Der Augsburger Abiturient, der in den USA Filmmusik studieren will

Augsburg

Der Augsburger Abiturient, der in den USA Filmmusik studieren will

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    Irgendwann könnten diese Sitze besetzt sein mit Menschen, die seine Musik hören: Abiturient Luca Spatz will Filmmusik komponieren.
    Irgendwann könnten diese Sitze besetzt sein mit Menschen, die seine Musik hören: Abiturient Luca Spatz will Filmmusik komponieren. Foto: Dominik Durner

    John Williams kennt man, Hans Zimmer sowieso, und auch Howard Shore ist mit Sicherheit manchen ein Begriff. Zuletzt tat sich auch Volker Bertelmann alias Hauschka als Oscar-Gewinner für die "Beste Filmmusik" hervor. Da wäre es fast vermessen, zu behaupten, der nächste große Filmkomponist könnte aus dem beschaulichen Augsburger Raum stammen – der Abiturient Luca Spatz will aber irgendwann genau in diese Riege vorstoßen.

    Luca Spatz wurde 2004 in Regensburg geboren, ziemlich bald darauf zogen seine Eltern aus beruflichen Gründen – der Vater ist Chirurg, die Mutter arbeitet bei der Caritas – nach Westheim, seit 2015 wohnt Familie Spatz nun in Friedberg. Seine Eltern haben Spatz auch gewissermaßen musikalisch geprägt: "Es sind zwar beide keine Berufsmusiker, meine Mutter spielt aber Gitarre und mein Vater Klavier." Beide Instrumente beherrscht auch der 18-Jährige, das Klavier lernte er sechs Jahre, an der Gitarre ist er in seinem dreizehnten Jahr.

    2022 noch der Förderpreis bei "Jugend komponiert", 2023 schon Bundessieger

    Die Gitarre führte ihn auch auf das Augsburger Gymnasium St. Stephan, dort legte er 2022 sein Abitur ab – was ihn irgendwie auch zu einem Fugger- beziehungsweise Mozartstädter macht. Mit Mozart verbindet Spatz die Vorliebe zur Komposition, "aber eher zeitgenössisch als Wiener Klassik", sagt Spatz und lacht. Generell ist er ein lockerer Typ, während des Gesprächs im Kaffeehaus des Filmtheaters Thalia nippt er gelegentlich und bedächtig an seinem Kaffee. Den Ort hat er selbst vorgeschlagen, das Kino könnte nämlich irgendwann als Projektionsfläche seines Wirkens dienen: Luca Spatz will Filmmusik komponieren.

    Aber Komposition, dazu noch die von Filmmusik: Wie kommt man als 18-Jähriger darauf? Als Spatz im Kino den zweiten Teil von Stephen Kings "Es" sah, reifte der Wunsch langsam in ihm. Für Spatz ein okayer Film, dafür aber "mit unterschätztem Soundtrack". Danach beschäftigte er sich rege mit den Produktionsstadien von Filmen und wusste irgendwann: "Filmmusik? Das will ich beruflich machen."

    Spatz komponiert für Blasinstrumente, ohne sie spielen zu können

    Dafür legt er sich ins Zeug. Noch als Autodidakt komponierte er 2021 bereits ein Stück für ein kleines Ensemble, womit Spatz beim Bundeswettbewerb "Jugend komponiert" 2022 einen der Förderpreise gewann. Das ermöglichte ihm ein Stipendium für eine Kompositionswerkstatt auf Schloss Weikersheim. Rückblickend sei das der wichtigste Moment für seinen musikalischen Karriereweg gewesen: "Der Förderpreis hat meinen Wunsch in trockene Tücher gewickelt", sagt Spatz.

    Auf Schloss Weikersheim lernte er neben Komposition auch einen Lehrer kennen, bei dem Spatz seit rund neun Monaten Privatunterricht nimmt. Mit dem Kompositionsunterricht im Rücken folgte dieses Jahr die Krönung, der 18-Jährige zählte bei "Jugend komponiert" sowohl im Landes- als auch im Bundeswettbewerb zu den Siegern. Als Gewinner des Landeswettbewerbes wiederum wurde ihm eine Ehre zuteil: eine Auftragskomposition für eine Oboistin des Münchner Rundfunkorchesters.

    Für die Oboe zu komponieren, ist für Spatz wegen des Instruments eine Herausforderung: Mit Blasinstrumenten wie der Oboe hat der Nachwuchskomponist eigentlich nichts am Hut. Da helfe ihm nur, sich in die Theorie einzulesen und sich so ein Verständnis dafür anzutrainieren, wie man wann welche Blech- oder Holzbläser einsetzt und für sie Takte komponiert.

    Das erste große Ziel für Spatz: das Masterstudium für Filmmusik in Kalifornien

    Daneben versuche er, zwei bis vier Stunden täglich Gitarre zu spielen: "An den Tagen, an denen ich viel komponiere, klappt das aber nicht." Das müsse er, um für seine Studienbewerbungen auf der Höhe zu bleiben. Die Universitäten, an denen er sich beworben hat oder noch will, haben nämlich nicht nur klangvolle Namen, sondern auch hohe Ansprüche: Jeweils drei Kompositionen in unterschiedlicher Besetzung, Sprachtests für die US-amerikanischen Hochschulen, dazu Empfehlungen seiner Lehrer – "und Essays zuhauf", sagt Spatz. Darunter leiden andere Hobbys: Spatz hat einen Angelschein und spielt Schach im Friedberger Schachverein, viel Raum für Freizeit bleibt bei seinen Vorbereitungen jedoch nicht.

    Aber das sei ein kleines Übel, möchte man an der Julliard in New York, am Curtis Institute in Philadelphia, am Berklee College in Boston oder an der University of Southern California (USC) in Los Angeles studieren. Präferenzen hat Spatz keine, allein die USC bietet das, was er später einmal machen möchte: einen Masterstudiengang in Filmmusik. Bis dahin hat er aber noch Zeit, er muss zuvor ohnehin erst noch einen Bachelor absolvieren. Dafür hat er sich neben den US-Unis schon in München und Weimar beworben, wahrscheinlich bewirbt er sich auch noch in Salzburg, Wien, Würzburg und Darmstadt. Ambitionierte Ziele für die Zeit nach dem Studium hat er jedenfalls genug: in Hollywood arbeiten, an Projekten mit "gewisser internationaler Verbreitung" mitwirken, und natürlich: "Ein Oscar wär' schon nett."

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