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Kolumne: Tuiachs Thesen: Einen Videoclip für das Römische Museum bitte!

Kolumne

Tuiachs Thesen: Einen Videoclip für das Römische Museum bitte!

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    Tuiachs Thesen: Einen Videoclip für das Römische Museum bitte!
    Tuiachs Thesen: Einen Videoclip für das Römische Museum bitte!

    Kempten (von den Römern cambodunum genannt) hat es uns vorgemacht: Dort wurde eine Videoanimation über die römische Vergangenheit produziert, die tausende Besucher anzieht. Gut, das Römische Museum in Augusta vindelicorum lässt auf sich warten, aber einen solchen Film kann man ja überall zeigen.

    Ich sehe den Film schon vor mir: Römische Besatzungssoldaten kaufen auf dem antiken Stadtmarkt ihr „garum“ ein, diese eklige Fischsauce. Anschließend schlürfen sie samstags dort ihren Latte macchiato und Prosecco, schlendern später aufgeprotzt über den Rathausplatz und die Maximilianstraße, bestaunt von den Einheimischen in ihren armseligen Fellen. Dann ein Schwenk zu der dürftigen Hüttensiedlung am Rand der Stadtmauer. Und dazu die Frage, ob es damals schon einen kulturellen Austausch zwischen Römern und Ur-Lechhausern gab?

    Ja, wir sehen eine römische Aurelia, die sich tatsächlich mal in einen groben, nach Met riechenden Hermenegild verguckt. In allen Kulturen gab es ja Romanzen zwischen Siegern und Besiegten, und es ist ja auch auffällig, dass es in Augsburg die meisten dunkelhaarigen Menschen in Bayern gibt. Jetzt schwenkt die Kamera in die bei den Römern beliebte Bäckergasse mit dem Anlaufpunkt „Panem et circenses“, berühmt für das Römerle, die Erfindung des pfiffigen Lechhauser Bäckers, Alarich Urkorn.

    Aus dem Norden kommen die Hooliganen

    Aber alles hat ein Ende: Plötzlich sehen wir, wie von allen Seiten die Völker ins Wandern kommen. Aus dem Osten kommen die Ottomanen, aus dem Süden die Muränen, aus dem Norden die Hooliganen und aus dem heutigen Frankreich die Poularden, und die römischen Besatzer müssen Augsburg verlassen. Dabei lassen sie jede Menge Steine zurück, deren Bergung heute viel Geld kostet. Nur darf die niedere Beamtenschaft nicht mit. Im Zuge der Migration gelangt vom Westen her das Urvolk des Augsburgers, die Anhausertaler, an den Lech. Aus der Verbindung mit den übrig gebliebenen Römern entsteht der schwäbische Provinziabili – kloi, gschtumpet und knickrig.

    Wir sehen, dass fußkranke Legionäre, die es nicht mehr über die Alpen nach Rom schaffen, auf dem Gebiet Königsbrunns zurückgelassen werden. Das ist der Grund, warum es dort bis heute so viele Orthopäden gibt.

    Was für ein Filmstoff. Und Kurt Gribl, der ja jetzt bald Zeit hat, kann bei seiner Größe hervorragend einen germanischen Aufsässigen aus Kriegshaber spielen und Johannes Hintersberger (die Römer waren kleiner) den Kohortenführer posttergum montanus. Film ab!

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