Das Kafkajahr neigt sich dem Ende zu. Kafka war ein sensibler Einzelgänger, mit Max Brod verband ihn eine enge Freundschaft, berichtet Yvonne Schlosser von der deutsch-tschechischen Gesellschaft. Genau mit dieser Freundschaft zu Max Brod und der Kommerzialisierung Kafkas in der Neuzeit befasst sich das Prager Improvisationstheaterstück „Kafka has left the building“ des Prager Performance-Kabaretts „To Téma – Das Thema“. Deshalb ist die Bühne am Montag, 16. Dezember im Abraxas ein Merchandiseshop und die Besucher werden in das zweisprachige Stück eingebunden. Diese Veranstaltung setzt einen Schlusspunkt unter das Kafkajahr.
Kafka Rezeption in Deutschland und Tschechien
Besonders an Kafka, ist der „ewig junge Blick“, sagt Yvonne Schlosser, der Machtstrukturen, auch des Kapitalismus, in Werken wie „Der Prozess“ oder „Das Schloss“ entlarvt. In Deutschland wurde Kafka bereits in den 60ern rezipiert und damit früher als in seiner Heimat Tschechien, berichtet Schlosser. Das lag daran, dass Kafka als Jude wahrgenommen wurde, dessen Werk die Shoah überlebte. Dabei spielte der Glaube für Kafkas Vater kaum eine Rolle. „Diese Trennlinie zwischen Juden und Nicht-Juden wurde erst im Dritten Reichen gezogen“, sagt Schlosser.
Und in Tschechien? Lange wurde Kafka in der damaligen CSSR, einem Staatengebilde, das Tschechien und die Slowakei verband, kaum gelesen. Erst in den 80er Jahren, kurz vor dem Mauerfall weiteten Autoren wie Jaroslav Rudiš den Blick und fingen an, Kafka wiederzuentdecken, sagt Schlosser. Rudiš ist bis heute für die jüngere Kafka Literatur bedeutsam, denn der Schriftsteller vertonte mit seiner Band „Kafka“ auf humorvolle Art seine Texte. So beispielsweise im Frühling zu Beginn des Kafkajahres im Literaturhaus München. „Ich wollte gar nicht mehr aufhören, zu tanzen und zu lachen“, sagt Schlosser. Die sich sicher ist: „Lachen ist auch eine Reinigung.“
Eine andere Herangehensweise an Kafka als den Humor hat die Autorin Magdaléna Platzová in ihrem Buch „Leben nach Kafka“ gewählt: die weibliche Perspektive. Deshalb zeichnet sie das Berufsleben und die Flucht der „ewigen Verlobten“ und Jüdin Felice Bauer nach, ebenso wie ihre Mutterschaft. Denn trotz hunderten von Liebesbriefen „blieb Felice Bauer lange silhouettenhaft für die Menschen“, sagt Schlosser. Ein Geheimnis bleibt aber, warum eine rationale Frau wie Bauer den sensiblen Kafka liebte, berichtet Schlosser und beendet damit den Rückblick auf das Kafkajahr.
„Kafka has left the building“ ist am Montag, 16. Dezember, um 20 Uhr im Kulturhaus Abraxas zu sehen.
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