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Staatstheater Augsburg: Von Las Vegas nach Augsburg: Peter Chu choreografiert neuen Ballettabend

Staatstheater Augsburg

Von Las Vegas nach Augsburg: Peter Chu choreografiert neuen Ballettabend

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    Der Amerikaner Peter Chu choreografiert den Ballettabend „Moving“ auf der Brechtbühne im Gaswerk.
    Der Amerikaner Peter Chu choreografiert den Ballettabend „Moving“ auf der Brechtbühne im Gaswerk. Foto: Birgit Müller-Bardorff

    Wie im Stuhlkreis zu Schulbeginn sitzen die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Augsburg auf dem dunklen Tanzboden in der Brechtbühne und hören dem Mann vor ihnen zu. Die Atmosphäre ist locker, manchmal kichert einer, eine andere dehnt nebenbei die Beine und ein Kollege hebt den Finger, um etwas zu fragen. Für Peter Chu, den Choreografen des neuen Ballettabends „Moving“ am Staatstheater Augsburg, ist diese entspannte Stimmung essenziell. „Tänzer können nur dann gut arbeiten, wenn sie sich wohlfühlen“, weiß er. Dass in der Augsburger Company aber nicht nur gute Stimmung herrscht, sondern auch ein extrem diszipliniertes Arbeitsklima, das betont er im Gespräch mehrmals. „Die beschweren sich nie, im Gegenteil, ich muss sie überreden, dass sie auch mal eine Pause machen“, sagt er.

    Choreografie „left behind (you) right“ verbindet analoge und digitale Welt

    Einige Tänzerinnen und Tänzer kennt Peter Chu bereits von seiner Arbeit vor zwei Jahren. Damals stellte er seine Kurzchoreografie „yourFace“ bei „Dimensions of Dance II“ vor. Diesmal ist es abendfüllend, was Peter Chu mit der Augsburger Truppe kreiert hat: Die Choreografie trägt den Titel „left behind (you) right“ und bewegt sich zwischen analoger und digitaler Welt. Im Mittelpunkt stehen die Beziehungen von Menschen und die Frage, wie sich die digitale Selbst-Präsentation darauf auswirkt. Analoge und digitale Sphäre verbindet die Premieren-Vorstellung aber nicht nur in inhaltlicher Hinsicht. Weil die Aufführung wesentlich mehr Menschen sehen wollen als pandemiebedingt Zuschauerinnen und Zuschauer in der Brechtbühne zugelassen sind, wird das Ballett am Mittwochabend auch per Live-Stream übertragen.

    Das sieht der Choreograf als besondere Herausforderung, ist es doch sein Credo, Tanz nicht zu präsentieren, sondern zu einer speziellen Erfahrung zu machen. „Ich will nicht, dass das Publikum nur betrachtet, sondern dass es für die Zuschauerinnen und Zuschauer zum sinnlichen Erlebnis wird, das sie mit ihrem ganzen Körper erspüren können“, erläutert Chu. Dazu bedient sich der Amerikaner mit chinesischen Wurzeln eines Gesamtkonzepts aus Licht, Sound, Video und Tanz. Und in Augsburg wird auch das Publikum Teil dieser Inszenierung sein. Peter Chus Bewegungssprache ist von asiatischer Kampfkunst, Meditation und Akrobatik geprägt. Das erklärt sich nicht nur aus seiner familiären Herkunft, sondern auch aus seiner eigenen Biografie. Bevor Chu mit zwölf Jahren den Tanz für sich entdeckte, war er Kunstturner. Für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben fehlte der Familie jedoch das Geld. „Auch Ballett konnten wir uns nicht leisten, erst durch Stipendien wurde es möglich“, erzählt er. Seine Ausbildung erhielt Peter Chu schließlich an der berühmten Juilliard School in New York.

    Choreograf Peter Chu kam als Tänzer nach Las Vegas

    Heute lebt er in Las Vegas, downtown, wo die Künstler zusammenkommen, abseits vom touristischen glamourösen Strip. Hier findet er viel Inspiration für seine eigene Truppe „cluthis“, die er projektbezogen mit Tänzerinnen besetzt – tatsächlich bewusst nur mit Frauen, weil er findet, dass die in der modernen amerikanischen Tanzszene, die ihre Ursprünge im männlich geprägten Jazzdance und Hip Hop hat, unterrepräsentiert sind.

    Nach Las Vegas kam Chu schon als Tänzer, als er ein Engagement in der Show der Sängerin Celine Dion ergatterte. Sein Blick bekommt etwas Entschuldigendes, wenn er von seiner Vergangenheit als Showtänzer erzählt. „Das ist nicht so angesehen“, weiß er aus Erfahrung. Dabei sei es ihm damals so gut wie nie zuvor gegangen, weil für die Mitwirkenden der Show bestens gesorgt wurde. Mit Annehmlichkeiten wie täglicher Massage, Akupunktur und besten Trainingsbedingungen. „Sie hat uns so gut behandelt“, schwärmt Peter Chu von Celine Dion. Wie Respekt, Vertrauen und Freundlichkeit die künstlerische Arbeit beflügeln, das hat er dort erfahren und es nun in Augsburg weitergeführt.

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