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Eiskanal: Augsburger Kanuten wachsen Eiszapfen an Helm und Paddel

Eiskanal

Augsburger Kanuten wachsen Eiszapfen an Helm und Paddel

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    Leo Bolg ist einer der Kanuten, die sogar bei den eisigen Temperaturen dieser Tage im Eiskanal trainieren. Der 22-Jährige hat große Ziele.
    Leo Bolg ist einer der Kanuten, die sogar bei den eisigen Temperaturen dieser Tage im Eiskanal trainieren. Der 22-Jährige hat große Ziele. Foto: Fred Schoellhorn

    Minus 16 Grad Außentemperatur, Schneekristalle funkeln in der aufgehenden Morgensonne und gefrorene Reihen von Eiszapfen ummanteln die Ränder der Slalomstrecke. Die Wassertemperatur liegt knapp unter null Grad. Trotzdem setzt sich Leo Bolg pünktlich um acht Uhr in sein Kajak und beginnt das Morgentraining.

    Das Schlimmste ist Spritzwasser im Gesicht

    Die eisige Kälte fordert dem Sportler alles ab. Schon nach ein paar Minuten bilden sich Mini-Eiszapfen an Helm und Paddel, nahezu jeder Wassertropfen, der die Kleidung berührt, friert auf den kalten Oberflächen sofort fest. Am neoprenbedeckten Körper spürt Bolg die Kälte nicht. „Die Kleidung hält dicht und durch den Spritzschutz kommt auch kein Wasser ins Boot. Das Schlimmste ist Spritzwasser im Gesicht und an den Fingern“, berichtet der hartgesottene Schwaben-Kanute nach seinem eineinhalbstündigen Ausdauertraining auf der Jugendstrecke.

    Normalerweise steigt Leo Bolg täglich für zwei Trainingseinheiten ins Boot, doch bei dem derzeit herrschenden Frost belässt er es lieber bei nur einem Paddeldurchgang. Alternativ geht es danach in den Kraftraum oder er hält sich mit anderen Sportarten wie Langlaufen oder Bouldern fit. „Bei minus 16 Grad ist für uns Kanuten auch wirklich bald die Grenze des Ertragbaren erreicht. Die letzten Tage war ich fast der Einzige, der hier unterwegs war“, gesteht Bolg, dass die Temperaturen den Spaßfaktor deutlich schmälern.

    Dennoch haben die Kanu Schwaben Augsburg und der Augsburger Kajak Verein (AKV) ihre Trainingseinheiten nur geringfügig reduziert. „Bis auf die Schüler gehen unsere Kanuten schon noch aufs Wasser, allerdings machen wir bei tieferen Temperaturen als minus 10 Grad Schluss“, sagt Manfred Scheppach, Leistungsklassen-Trainer beim AKV. Er verzichtet bei dieser Kälte allerdings auf das Techniktraining und konzentriert sich auf Ausdauer-Einheiten. „Die Kanuten müssen die Strecke immer von oben bis unten durchfahren und ständig in Bewegung bleiben. Das hält den Körper warm“, so Scheppach.

    Viele Kanuten sind in die Wärme ausgeflogen

    Zahlreiche Kanuten sind derzeit sowieso in wärmere Gefilde geflüchtet. Auch Leo Bolg war bis vor kurzem noch in Australien, hat sich bei Temperaturen um die 30 Grad mit einem „Warmwasserlehrgang“ und einem Start bei den „Australien Open“ auf die neue Saison vorbereitet. Da der U23-Team-Weltmeister von 2016 vergangenes Jahr den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft verpasst hat, musste er die Reise selbst organisieren. „Es war eine schöne Erfahrung und ich habe gesehen, woran ich noch arbeiten muss.“

    Zurück im kalten Deutschland macht es ihm der Temperaturunterschied von 40 Grad nicht gerade leicht, täglich ins Boot zu steigen. Doch Bolg hat ein festes Ziel vor Augen. Der 22-Jährige, der derzeit eine Ausbildung bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei macht und seit Februar für den Sport freigestellt ist, will sich Ende April wieder für das deutsche U23-Team qualifizieren – und Anschluss an die deutsche Spitze finden. „Der Ehrgeiz ist da. Deshalb will ich das Training natürlich den ganzen Winter über durchziehen. Eine Pause wäre da nicht so gut“, sagt er. Ähnliches gelte für alle Augsburger Spitzenfahrer.

    Wie beim AKV auch, wird bei den Kanu Schwaben nur das Trainingsprogramm der Schüler aufgrund der aktuellen Witterung aus Sicherheitsgründen etwas zurückgefahren. „Der Nachwuchs geht dann für Spiele oder Athletiktraining in die Halle. Bei jungen Fahrern kommt es ja doch mal vor, dass sie ins Wasser fallen. Und da kann man bei diesen Temperaturen wirklich krank werden“, sagt Bolg. Deshalb gilt natürlich auch für ihn: nach dem Training so schnell wie möglich ins Warme. „Der Körper darf auf keinen Fall auskühlen.“

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