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Schwimmbäder: „Für Augsburg ein Jahrhundertprojekt“

Schwimmbäder

„Für Augsburg ein Jahrhundertprojekt“

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    Der Augsburger Bevölkerung steht zu wenig Wasserfläche zur Verfügung, sagen die Mitglieder der ARGE „50-Meter-Hallenbad für Augsburg“.
    Der Augsburger Bevölkerung steht zu wenig Wasserfläche zur Verfügung, sagen die Mitglieder der ARGE „50-Meter-Hallenbad für Augsburg“. Foto: Foto: Silvio Wyszengrad

    Herr Zitzelsberger, Sie setzen sich mit der von Ihnen mitbegründeten Arbeitsgemeinschaft im Namen von fast 20 Wassersportvereinen aus der Region für ein wettkampfgerechtes 50-Meter-Hallenbad in Augsburg ein. Wie ist der aktuelle Stand?

    Zitzelsberger: Die ARGE hat mit wenigen Vereinen begonnen, doch mittlerweile sind auch Vereine aus Friedberg, Bobingen, Königsbrunn und Stadtbergen dazugekommen. Denn dieses 50-Meter-Bad, das die ARGE innerhalb der nächsten fünf Jahre stehen haben möchte, hat eine Bedeutung weit über die Augsburger Stadtgrenzen hinaus.

    Dieses Bad soll in erster Linie den Sportschwimmern zugute kommen?

    Zitzelsberger: Zunächst stellt es die Grundlage für den erforderlichen Schulsport in Augsburg dar. Daher wollen wir nicht nur ein einziges Schwimmbecken mit zehn Bahnen auf 50 mal 25 Metern und zwei Metern Wassertiefe, sondern wir wollen dazu noch drei Lehrschwimmbecken für die Anfängerschwimmkurse. Außerdem wollen wir ein Sprungbecken mit 10-Meter-Turm. Denn das neue Bad soll die gesamte Bandbreite der olympischen Schwimmsportarten ermöglichen und sowohl der Öffentlichkeit, den Schulen, als auch den Vereinen zur Verfügung stehen. Dazu gehören explizit auch der Tauchsport, der Behindertensport und Integration durch Sport. Unsere Prioritäten liegen ganz klar nicht auf einem Luxusbad mit großen und teurem Wellnessbereich, unsere Prioritäten liegen auf dem Sport, der Gesundheit und dem Mehrwert für die Familien.

    „Wir reden über Bruttokosten von 30 bis 35 Millionen Euro“

    Haben Sie bereits eine Vorstellung davon, über welche Kosten wir bei einem solchen Projekt sprechen?

    Zitzelsberger: Zum Vergleich können wir das Bad, das vor rund fünf Jahren in Nürnberg gebaut worden ist, heranziehen. Dort lag man bei Kosten von etwa 25 Millionen Euro, ohne die Kosten für die Freizeiteinrichtungen. Doch wenn man es heute mit Baukostensteigerung kalkuliert, dann reden wir hier schon über Bruttokosten von 30 bis 35 Millionen Euro. Das sind aus heutiger Sicht seriöse Zahlen, die uns der Bayerische Schwimmverband errechnet hat. Da wären schon diese vier bis fünf angesprochenen Becken entsprechend dem Bedarf in Augsburg mit eingerechnet.

    Wie kann ein Projekt mit einer solchen Bausumme in Augsburg finanziert werden?

    Zitzelsberger: Wir sind in sehr engem Schulterschluss mit dem Augsburger Oberbürgermeister und den Stadtratsfraktionen quer durch alle Parteien hindurch und haben die volle Rückendeckung der großen Verbände wie etwa den Deutschen Schwimmverband. Bei entsprechender Beantragung kann man hier schon einen Betrag von etwa 21 Millionen Euro als Förderung bekommen. Davon etwa 60 Prozent als Zuschuss vom Freistaat. Ein Schulschwimmbad ist allerdings dann nur förderfähig, wenn das 50-Meter-Becken 25 Meter breit ist.

    „In Augsburg werden 20 000 Neubürger hinzukommen - das hat negative Auswirkungen“

    Welche Punkte müssen jetzt angegangen werden? Neben der Finanzierung eines solchen Riesenprojekts?

    Zitzelsberger: Die Stadt kann eine solche Summe natürlich nicht einfach aus dem laufenden Haushalt heraus stemmen. Das würde alles sprengen. Da muss man einen Investitionsplan aufstellen. Dazu sind wir Vereine in guten Gesprächen mit den betroffenen Stellen bei der Stadt. Wir brauchen ein Grundstück, wir brauchen eine Planung und eine seriös durchgerechnete Finanzierung. Es müssen Zuschussanträge gestellt und genehmigt werden. Wir brauchen ein Baurecht, was man in Augsburg ja auch nicht an jeder Ecke bekommt. Schließlich reden wir allein von einem Gebäude mit rund 10 000 Quadratmetern und bis zu 14 Metern Höhe beim 10-Meter-Turm. Dazu bräuchte man ein Grundstück mit der doppelten oder sogar zweieinhalbfachen Größe.

    Mit Blick auf die 35 Millionen Euro – ginge es da nicht vielleicht auch eine Nummer kleiner?

    Zitzelsberger: Naja, man sollte da schon mal betrachten, wie wenig Wasserfläche der Augsburger Bevölkerung mit ihren knapp 300 000 Bürgern derzeit zur Verfügung steht. Vor vielen Jahren wurde das ehemalige gebührenfreie Freibad geschlossen, dort wird jetzt eine Kita gebaut. Das Traglufthallenbad im Bärenkeller haben wir auch vor langer Zeit verloren. Und vor neun Jahren wurde das Augsburger Sportbad geschlossen. In den letzten 40 Jahren hat die Stadt aber über 50 000 Augsburger dazubekommen und weitere 20 000 Neubürger werden in den nächsten Jahren hinzukommen. Das hat negative Auswirkungen. Vor allem auch auf den Schul- und Vereinssport, aber auch für die Öffentlichkeit.

    „Die Vereine können den Bedarf derzeit nicht decken“

    Das heißt, die Kinder lernen nicht mehr ausreichend Schwimmen?

    Zitzelsberger: Theoretisch könnten wir schon heute alle Augsburger Bäder von Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und am Freitag bis 13 Uhr ausschließlich fürs Schulschwimmen nutzen, ohne damit den erforderlichen Bedarf laut Lehrplan zu decken. Was wiederum heißt, die Öffentlichkeit hätte zu diesen Zeiten keine Wasserfläche mehr. Dazu kommt noch ein anderer Aspekt: Die Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, zu uns nach Deutschland kommen, können zum großen Teil nicht schwimmen. Wir haben beispielsweise bei uns im Post SV eine riesige Nachfrage von Frauen muslimischer Herkunft, die aus religiösen Gründen dringend ein Frauenschwimmen möchten. Teilweise haben wir im Verein aber sogar einen Aufnahmestopp, weil wir keine Schwimmhallen-Kapazitäten mehr haben. Ich kann Schwimmunterricht nur bis zu einer gewissen Anzahl an Teilnehmern verantworten. Mehr geht nicht. Deshalb bräuchten wir für alle Angebote eine Wasserfläche, die mindestens so groß ist wie das Plärrerbad, das Gögginger Bad, das Spickelbad, das Haunstetter Bad und das Alte Stadtbad zusammen.

    Also können die Vereine den Bedarf derzeit gar nicht decken?

    Zitzelsberger: Nein, wir beim Post SV haben Wartelisten mit Eltern, die händeringend Schwimmkurse für ihre Kinder suchen. Alle Vereine leisten hier einen wichtigen entlastenden Beitrag für die Schulen. Wir machen ehrenamtlich das Angebot, dass Kinder schwimmen lernen können. Und wir müssen in die Zukunft schauen. Das 50-Meter-Bad ist für uns ein „Jahrhundertprojekt“. In Schwaben wird man sonst nirgendwo mehr ein solches Bad bauen. Das kann sich höchstens eine Stadt wie Augsburg mit entsprechenden Zuschüssen leisten. Alle anderen Städte in Schwaben sind weit davon entfernt, auch was die Förderfähigkeit angeht.

    „Ideal wäre ein zentraler Standort zwischen Lech und Wertach“

    Dabei gibt es in Augsburg sogar noch zwei 50-Meter-Becken...

    Zitzelsberger: Ja, das Bärenkellerbad und das Familienbad, beides Freibäder. Doch diese Becken sind nicht wettkampfgerecht. In beiden Bädern sind die Startblöcke abgebaut und es gibt keine ordentlichen Markierungen mehr. Dort ist kein ordentliches Schwimmtraining möglich, auch weil sich die Trennleinen meterweit bewegen und immer maximal zwei Bahnen zur Verfügung stehen. Früher hatten wir acht Bahnen im Sportbad und das war schon zu knapp. In München gibt es zwei 50-Meter-Hallenbäder, die Olympiahalle und das Bad am Isar-Gymnasium, das übrigens mit 90 Prozent Bundeszuschuss gebaut wurde.

    Welchen Standort kann man sich in Augsburg vorstellen?

    Zitzelsberger: Das Bad muss von der Öffentlichkeit, den Vereinen und den Schulen gut erreichbar sein. Am besten über eine Straßenbahnhaltestelle. Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg wäre eine Lage empfehlenswert, die die Studenten zeitnah erreichen können. Das Ideale wäre ein Standort zwischen Lech und Wertach, der zentral liegt und der damit für die Öffentlichkeit, die Schulen und die Vereine gut erreichbar ist. Denn nur wenn die Schüler in 30 Minuten die Umkleiden erreichen, ist ein Bad überhaupt förderfähig. Und viele unserer Mitglieder fahren oft, vor allem im Sommer wie ich mit dem Fahrrad zum Schwimmtraining.

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