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Foto: Roth
Foto: Roth

Georg Zimmermann (hinten Mitte) und seine Kollegen Nikias Arndt, Nico Denz, Jonas Koch, Miguel Heidemann und Jannik Steimle (v.l.).

Radsport
27.09.2022

Eine Unachtsamkeit zerstört den WM-Traum von Radprofi Georg Zimmermann

Von Robert Götz

Plus Als die Rad-WM in die entscheidende Phase ging, passierte Georg Zimmermann ein Fahrfehler. Er überschlug sich und musste aufgeben. Dabei hatte sich der Augsburger so viel vorgenommen.

Vielleicht ist es ganz gut, dass Georg Zimmermann seinen Rückflug aus Australien erst für den Donnerstag gebucht hat. So kann der 24-jährige Radprofi in Sidney noch ein wenig den bisher wohl schwärzesten Tag seiner Karriere verarbeiten. Am Sonntag musste der Augsburger, der als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft in das WM-Rennen gestartet war, nach einem Sturz aufgeben. „Es war das deprimierendste Rennen meiner Karriere“, sagt Zimmermann.

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Radprofi Georg Zimmermann übersieht ein Schlagloch und überschlägt sich

Es waren noch rund 75 Kilometer auf dem Kurs rund um die australische Küstenstadt Wollongong zu fahren, das Feld war eng zusammen, die entscheidende Phase des Rennens begann, als ein Moment der Unachtsamkeit den WM-Traum von Georg Zimmermann zerstörte.

 „Ich habe ein Schlagloch übersehen, dabei ist mir der Lenker aus den Händen gerutscht, ich bin mit dem Oberkörper über den Lenker auf die Straße geflogen“, beschreibt Zimmermann seinen Sturz. Der Augsburger musste mit großflächigen Schürfwunden, besonders an den Händen, das WM-Rennen aufgeben.

Als Kapitän der Nationalmannschaft hatte Georg Zimmermann viel vor

Die Enttäuschung bei Zimmermann war riesig. Erstmals hatte er bei seiner dritten WM-Teilnahme als Kapitän die deutsche Nationalmannschaft anführen dürfen. „Das war eine Riesen-Ehre für mich. Ich hatte auch die Nummer eins des Teams, das war auch noch einmal eine Bestätigung, dass ich das Team anführe. Und der Rolle bin ich einfach nicht gerecht geworden, wenn ich nach 200 Kilometer vom Rad absteige. Leider beim wichtigsten Rennen des Jahres.“

Zimmermann dachte dabei auch an seine Kollegen Nikias Arndt, Nico Denz, Miguel Heidemann, Jonas Koch und Jannik Steimle. „Das war auch eine Riesenenttäuschung beim Team, da war der Tag gelaufen. Ich hatte einen Weltklasse-Support, sie haben sich bis dahin für mich aufgearbeitet.“

Georg Zimmermann hatte bis zu seinem Sturz ein gutes Gefühl

Dabei schien bis zu seinem Sturz noch eine gute Platzierung für Zimmermann möglich. Zwar hatte das deutsche Team, das sowieso nur mit Außenseiterchancen gestartet war, zu Beginn des Rennens eine rund 30-köpfige Ausreißergruppe mit einigen Favoriten verpasst, doch konnten sie nach rund 80 Kilometer aufschließen. Danach rollten Zimmermann und seine Kollegen im Feld mit, ohne ganz vorne aufzutauchen. Zimmermanns Plan schien aufzugehen. „Ich habe 200 Kilometer nur Kraft geschont, war richtig sparsam unterwegs, hatte einen super Support von meinem Team und habe mich richtig gut gefühlt“, erzählt er. „Am Ende mache ich den Fahrfehler, passe einen Moment nicht auf, und so ist der Traum von einem guten WM-Rennen dahin.“

Rad-WM in Australien für Deutschland ein mittleres Desaster

Es wurde sogar zu einem mittleren Desaster. Am Ende fuhr Arndt nach 266,9 Kilometern als bester Deutscher 3:08 Minuten hinter Weltmeister Remco Evenepoel als 52. über den Zielstrich – schlechter endete ein Eliterennen bei Weltmeisterschaften für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) seit 1995 nicht mehr. Heidemann, Koch und Denz mussten zudem entkräftet aufgeben.

Georg Zimmermann muss mit Verletzungen an den Händen seine Saison beenden

Zimmermann war untröstlich, war nach dem Rennen lange für niemand mehr ansprechbar. „Ich wollte niemanden sehen.“ Zumal mit dem Sturz auch seine Radsportsaison beendet ist. „Meine Hände sind verbunden. Ich kann die nächsten zehn bis 14 Tage keinen Lenker anfassen. Wir haben beschlossen, dass ich es einfach gut sein lasse. “

Es war der enttäuschende Schlusspunkt unter eine für ihn eigentlich tolle Saison. Ein sechster Etappenplatz bei der der Tour de France, ein vierter Gesamt-Platz bei der Deutschland-Tou – Zimmermann hat im Trikot seines Rennstalls Intermarche Werbung in eigener Sache gemacht.

Eine Nacht nach dem deprimierende WM-Aus hat er aber shcon wieder nach vorne blicken können: „Auf ein Glücksgefühl kommen zehn Rückschläge. Deswegen muss man, wenn es läuft, es umso mehr genießen. Und ich werde im nächten Jahr wieder angreifen.“

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