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Alkoholmissbrauch: Alarmierende Signale bei Jugendlichen

Alkoholmissbrauch

Alarmierende Signale bei Jugendlichen

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    Alarmierende Signale bei Jugendlichen
    Alarmierende Signale bei Jugendlichen

    Von Till Hofmann München/Augsburg - Ob als Seelentröster, Problemverdränger oder Stimmungsmacher: Alkohol liegt bei jungen Menschen im Trend. Der unmäßige Genuss alkoholischer Getränke nimmt unter Jugendlichen seit Jahren kontinuierlich zu", sagt eine Sprecherin des Familienministeriums. Und sie wird noch deutlicher: "Regelrechtes 'Kampfsaufen' ist das große Problem."

    Die Zahl der Krankenhauseinweisungen von 10- bis 20-Jährigen wegen Alkoholvergiftungen hat sich in Bayern zwischen den Jahren 2000 und 2006 mehr als verdoppelt. Im vorvergangenen Jahr waren es im Freistaat 3033 Kinder und Jugendliche, die mit Vergiftungserscheinungen in Kliniken behandelt werden mussten. Im Ländervergleich rangiert Bayern damit nur knapp hinter Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen.

    Eine bayernweite Aktionswoche gegen den Alkoholmissbrauch (26. Mai bis 1. Juni) soll vor allem junge Menschen auf die Risiken der Droge aufmerksam machen. "Jugendliche Konsumenten unterschätzen die Gesundheitsgefahren", sagt der Münchner Suchtexperte Prof. Felix Tretter. Nach einem Rausch mit 1,5 bis zwei Promille seien Körper und Geist bis zu drei Tage "nicht mehr voll funktionsfähig".

    Alkoholexzesse könnten lebensbedrohlich wirken. Und Tierexperimente deuteten inzwischen darauf hin, dass Hirnschädigungen in jungen Jahren - hervorgerufen durch übermäßigen Alkoholkonsum - von Dauer sind.

    Vor einem Jahr hat Tretter das Bündnis "Münchner Ärzte gegen Alkoholmissbrauch" gegründet - nachdem sich in Berlin ein 16-Jähriger in den Tod getrunken hatte. Ergebnis der Bemühungen ist ein Projekt, an dem bislang das Schwabinger Klinikum beteiligt ist - und bald auch das Harlachinger Klinikum. Wenn Jugendliche im Vollrausch ins Krankenhaus kommen, werden Suchttherapeuten hinzugezogen.

    Noch am Krankenbett findet ein erstes Gespräch statt - oft unter schwierigen Bedingungen. Die jungen Patienten haben Gedächtnisausfälle. Peinlich berührte Eltern versuchen zu vertuschen. Das aus Tretters Sicht ermutigende Projekt soll flächendeckend in Bayern praktiziert werden.

    Eine lokale Initiative hat Claudia Winter von der Suchtberatungsstelle der Caritas in Augsburg entwickelt. An zehn Abenden und in jeweils vier Einzelgesprächen versucht sie, junge alkoholauffällige Menschen - meistens vom Gericht zu dem Kurs verdonnert - von ihrem Weg in den Rausch und oft auch in die Gewalt abzubringen. Ein schwieriges Unterfangen. Wie selbstverständlich für viele das Hochprozentige sei, "das hat mich schon erschreckt", gesteht sie.

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