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Interaktive Karte: Auf dem Land wird zu viel gebaut, in Augsburg zu wenig

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Auf dem Land wird zu viel gebaut, in Augsburg zu wenig

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    Im ländlichen Raum wird der Studie zufolge oft sogar zu viel neu gebaut, statt den Bestand zu sanieren.
    Im ländlichen Raum wird der Studie zufolge oft sogar zu viel neu gebaut, statt den Bestand zu sanieren. Foto: Stefan Sauer (dpa)

    Die Stadt Augsburg hängt hinterher - zumindest, was den Wohnungsmarkt betrifft. Bis 2020 werden hier knapp 1800 neue Wohnungen benötigt. Davon wurden bisher allerdings nur 1200 fertiggestellt: 600 Einheiten zu wenig also. Insgesamt sind 70 Prozent des Wohnbedarfs gedeckt.

    Augsburg steht mit diesem Problem nicht alleine da. Vielmehr reiht sich die Stadt in eine bundesweite Entwicklung ein. Wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) jetzt ergeben hat, werden in den sieben größten Städten Deutschlands nicht nur wenige, sondern viel zu wenige Wohnungen gebaut.

    In München ist der Bedarf mit Wohnungen nur zu zwei Dritteln gedeckt

    Prekär sah es zuletzt in Köln aus, wo der Bedarf an Neubauwohnungen seit 2016 nicht einmal zur Hälfte gedeckt werden konnte (46 Prozent). In Stuttgart wurden 56 Prozent der Wohnungen gebaut, die nötig gewesen wären. Und auch in München zeigte sich die Lage nur unwesentlich besser (67 Prozent).

    Gründe für die Misere sind der hohe Zuzug in den Städten, das knappe Personal in Bauämtern, strenge Vorschriften und der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft. "Man kommt mit dem Bauen nicht hinterher", sagt Studienautor Ralph Henger.

    Ganz anders zeigen sich die Tendenzen dagegen auf dem Land. Dort werden teilweise zu viele neue Wohnungen gebaut, etwa in Sachsen-Anhalt, Sachsen, im Saarland - oder in Bayern. Demnach beschäftigen Fälle von Überangebot auch einige Landkreise in Schwaben und an Schwaben grenzende Gebiete in Oberbayern.

    In Dillingen an der Donau zum Beispiel wurden mehr als zwei Drittel der Wohnungen mehr gebaut, als eigentlich erforderlich sind. Und auch in Günzburg ist der Bedarf mit 147 Prozent mehr als gedeckt. Ähnlich sieht es im Allgäu aus. Ein besonders großes Missverhältnis besteht der Studie zufolge im Unterallgäu, wo auf 864 gebaute Wohnungen ein ermittelter Bedarf von 583 kommt - das sind 281 Einheiten mehr als notwendig.

    Einzige Ausnahme der Region in diesem Zusammenhang ist der oberbayerische Landkreis Landsberg am Lech. Die Nähe zu München schlägt sich - wie auch in Augsburg - in einem Missverhältnis von Angebot und Bedarf nieder: 561 Wohnungen wurden hier bislang fertiggestellt, gebraucht werden jedoch 714.

    Kommunen sollten laut Studie ein besseres Flächenmanagement betreiben

    Am Ende bleibt es ein "Entweder-Oder-Dilemma": Während es vor allem in den Städten zu einem Engpass an Wohnraum kommt, gibt es in ländlichen Regionen der Studie zufolge ein deutliches Zuviel. Wie lässt diese Diskrepanz überwinden?

    Wie die Autoren der Studie Ralph Henger und Michael Voigtländer erklären, verlieren Stadt- und Dorfzentren durch Neubaugebiete vor den Türen von Kleinstädten an Bedeutung. Dort verschärfe sich dann das Leerstand-Problem. Kommunen auf dem Land fernab der Metropolen sollten deshalb ein besseres Flächenmanagement betreiben, um attraktiv zu bleiben und Leerstände in der Ortsmitte zu vermeiden.

    Der Grundsatz "Umbau vor Neubau" sei hier wichtig, heißt es vonseiten der Autoren weiter. So sollte in einem Drittel der deutschen Kreise "die Bautätigkeit im Neubau gebremst werden", um das Problem eines Überangebots letztlich zu vermeiden.

    Und die Städte? Die müssten sich laut Studie anstrengen, um die Mietenentwicklung zu bremsen. Entscheidend hierfür, mahnen Henger und Voigtländer, sei in den Metropolen die Bereitstellung von Bauland, um Investoren anzulocken. Zudem sollten mancherorts alte Gebäude umgebaut werden, anstatt neue zu errichten.

    Auch sollten der Bund und das Land finanziell klamme Städte stärker unterstützen, etwa für den Ausbau des Nahverkehrs. Wenn das Umland besser angeschlossen wäre, so das Argument, würde das Wohnen dort attraktiver und der innerstädtische Druck des Wohnungsmarktes würde sich etwas abschwächen.  (AZ/dpa)

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