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Gesundheit: Bayern warten immer länger auf einen Termin beim Facharzt

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Bayern warten immer länger auf einen Termin beim Facharzt

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    Ein Hausarzt misst in seiner Praxis einer Patientin den Blutdruck.
    Ein Hausarzt misst in seiner Praxis einer Patientin den Blutdruck. Foto: Bernd Weissbrod, dpa (Symbol)

    Die gesundheitlichen Probleme der Testanrufer waren immer vergleichbar, die Antworten der Praxen jedoch in der Mehrheit der Fälle unterschiedlich. Die Grünen wollten wissen, wie lange es in Bayern dauert, bis ein Kassenpatient beim Facharzt einen Termin bekommt und wie viel schneller es für Privatversicherte geht. Das Ergebnis nach Anrufen bei 460 Praxen: Gesetzlich Versicherten wird im Schnitt ein Termin in 37 Tagen angeboten, den anderen in neun Tagen, also 28 früher. Bei vergleichbaren Tests 2013 und 2015 betrug der Unterschied nur 17 bzw. 23 Tage.

    Für den Münchner Grünen-Bundestagsabgeordneten Dieter Janecek ergibt sich daraus, dass die Politik etwas tun muss. Gemeinsam mit seiner Bad Kissinger Kollegin Manuela Rottmann hat er die Testanrufe in Auftrag gegeben. Termine angefragt wurden jeweils bei Haut-, Augen- und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten sowie Neurologen, Kardiologen, Radiologen und Orthopäden. Die Anrufer meldeten sich mit "Ich bin privat versichert und hätte gerne einen Termin" und noch am gleichen, spätestens am übernächsten Tag mit "Ich bin gesetzlich versichert ...".

    Wartezeiten für Arzt-Termin: Klarer Vorteil für Privatpatienten

    Die angeblichen Beschwerden waren immer gleich: Es ging etwa um nachlassende Sehkraft, Hautausschlag, MRT des linken Knies oder Rückenprobleme. Bei einem Neurologen in der Region Augsburg bekam der "private" Anrufer innerhalb dreier Tage einen Termin, der "gesetzliche" hätte 202 Tage, also mehr als ein halbes Jahr, warten sollen. Das ist allerdings ein Extremfall, ebenso der Augenarzt im Allgäu, bei dem der eine nach vier Tagen, der andere nach vier Monaten einen Termin bekommen hätte. Im Durchschnitt warten laut der Grünen-Untersuchung im Raum Augsburg Privatpatienten zehn Tage auf einen Termin, Kassenpatienten dagegen 38. Im Allgäu, wozu auch Isny/Leutkirch gerechnet wurde, müsste man je nachdem 14 bzw. 37 Tage warten. Am größten sind die Unterschiede der Behandlung von Privat- und Kassenpatienten im Raum Würzburg (40 Tage), am niedrigsten in Bayreuth (19).

    Es gibt auch Gegenbeispiele: Bei einem guten Drittel der angerufenen Ärzte wurde kaum ein Unterschied bei der Terminvergabe gemacht. Die Grünen nennen ausdrücklich HNO-Praxen in Augsburg und Kardiologen in München.

    OECD-Studie: Relativ kurze Wartezeit in Deutschland

    "Keiner will die Zwei-Klassen-Medizin", sagt Dieter Janecek. "Aber im Grunde haben wir sie, wenn wir den Unterschied von 28 Tagen sehen." Der Grünen-Politiker glaubt nicht, dass die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eingeleiteten Maßnahmen für kürzere Wartezeiten Wirkung zeigen werden. Seine Partei strebt weiter die Bürgerversicherung an, in der alle ohne Unterschied versichert sind. In einem ersten Schritt verlangen Janecek und Rottmann eine einheitliche Honorarordnung, mit der die Behandlung von Privatpatienten finanziell weniger attraktiv wird: "Für gleiche Leistung wird es dann das gleiche Geld geben."

    Ähnliche Untersuchungen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) gibt es übrigens nicht. Sie verweist auf eine OECD-Studie, wonach die Patienten in Deutschland mit die kürzesten Wartezeiten auf einen Arzttermin haben. In einer anderen Befragung hätten 76 Prozent erst jüngst angegeben, dass ihnen die Terminvergabe nicht zu lange dauert. Außerdem weist die KVB ausdrücklich darauf hin, dass die niedergelassenen Ärzte Freiberufler sind, die selbst über die Terminvergabe entscheiden.

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