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Oktoberfest 2019: Betrunken auf E-Scooter: Hunderte verlieren während Wiesn ihren Schein

Oktoberfest 2019

Betrunken auf E-Scooter: Hunderte verlieren während Wiesn ihren Schein

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    Der Kettenflieger ist ein Klassiker unter den Attraktionen auf dem Oktoberfest.
    Der Kettenflieger ist ein Klassiker unter den Attraktionen auf dem Oktoberfest. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Ja, da schau her, auch das gibt es: Das 186. Oktoberfest ist zu Ende gegangen und dieses Mal sind offenbar ausnahmslos alle zufrieden. Der Festleiter, Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner, findet sogar, dass die Wiesn im Jahr 2019 „als Gesamtkunstwerk“ neu entdeckt wurde.

    Drei Gründe dafür nennt er bei der abschließenden Pressekonferenz am Sonntagmittag. Erstens: Das 16 Tage dauernde Spektakel habe durchwegs ein „entspanntes, gut gelauntes Volksfestpublikum“ angezogen. Zweitens: Nicht nur die Wiesnwirte und Brauereien seien mit 7,3 Millionen verkauften Mass Bier auf ihre Kosten gekommen. Auch Schausteller und Händler hätten von der „erstarkten Lust am Volksfestvergnügen“ der rund 6,3 Millionen Wiesnbesucher profitiert. Und drittens: Die Wiesn sei mit einem ausgeweiteten Angebot für Kinder, Familien und Senioren wieder zu einem Fest für alle Generationen geworden. All das sei ganz im Sinne der Stadt. „Wir wollen keine Rekordwiesn. Wir brauchen keine Rekorde. Wir wollen Qualität haben“, sagt Baumgärtner.

    Oktoberfest 2019: Viele E-Scooter-Fahrer waren betrunken

    Einen erfreulichen (Negativ-)Rekord gab es aber offenbar doch. Erstmals ging, wie der Sprecher des Polizeipräsidiums München, Marcus da Gloria Martins, berichtet, die Gesamtzahl der Straftaten zurück. Bis Sonntagfrüh registrierte die Polizei 914 Delikte. Das sind zehn weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für da Gloria Martins ist das ein klarer Beleg dafür, „dass das Oktoberfest ein sehr sicheres Volksfest ist“ – auch wenn in einzelnen Deliktsbereichen ein leichter Anstieg zu verzeichnen war: 45 Sexualdelikte (Vorjahr: 42), 22 Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte (Vorjahr: 20), 232 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (Vorjahr: 231), 263 Körperverletzungen (Vorjahr: 256), darunter 32 Masskrugschlägereien (Vorjahr: 27).

    Mit einem E-Scooter fährt ein Mann durch die Innenstadt. Betrunken sollte man die Fahrzeuge nicht nutzen.
    Mit einem E-Scooter fährt ein Mann durch die Innenstadt. Betrunken sollte man die Fahrzeuge nicht nutzen. Foto: Oliver Berg, dpa

    Dass die Polizei auf der Festwiese sowie in ganz München und Umgebung erneut alle Hände voll zu tun hatte, zeigen weitere Zahlen. Um die E-Scooter vom Festgelände fernzuhalten, hatten die Behörden Sperrringe errichtet. Bei Kontrollen wurden mehr als 1100 E-Scooter-Fahrer abgewiesen – darunter viele Touristen, die von dem E-Scooter-Verbot auf der Wiesn noch nichts gehört hatten. In 414 Fällen standen die Fahrer unter Alkoholeinfluss. 254 Führerscheine wurden sofort sichergestellt. Bei 32 weiteren Fahrern konnte die Polizei rechtzeitig einschreiten, um eine Trunkenheitsfahrt zu verhindern.

    Polizei ist stolz auf ihre gute Aufklärungsquote beim Oktoberfest 2019

    Dass es auf dem Oktoberfest selbst vergleichsweise friedlich zuging, führt die Polizei auf ihre Vorsorgemaßnahmen zurück. So seien insgesamt 356 „auffällige und aggressive Personen“ in Gewahrsam genommen worden, noch bevor sie die Sicherheit anderer gefährden oder Straftaten begehen konnten. Um welch zupackende Kaliber es sich dabei zum Teil handelte, zeigen die Berichte aus dem Polizeigewahrsam. So habe ein 50-jähriger Münchner eine Zellentür aus ihrer Verankerung gerissen. Und ein 38-jähriger Pole habe das sogar mit einer in der Zelle fest verankerten Edelstahl-Toilettenschüssel geschafft - ein Einrichtungsgegenstand wohlgemerkt, der eigentlich so konstruiert ist, dass er jeder Form von Randale standhält. „Wir staunen selbst“, sagt der Polizeisprecher.

    Besonders stolz ist die Münchner Polizei auf ihre Aufklärungsquoten am Oktoberfest. Trotz insgesamt leicht rückläufiger Straftaten konnten deutlich mehr Verdächtige festgenommen werden: 469 gegenüber 409 im Vorjahr. Bei den Sexualdelikten konnten nach Angaben des Sprechers rund zwei Drittel der Tatverdächtigen ermittelt werden – zum Teil „in flagranti“, zum Teil durch aufmerksame Sicherheitskräfte und durch Videoüberwachung.

    96.912 Bierkrüge sollten auf dem Oktoberfest 2019 gestohlen werden

    Recht professionell arbeiteten nach Aussage des Festleiters die Ordner auf der Wiesn auch in anderer Hinsicht. So wurden „Andenkenjägern“ in den Zelten und an den Ausgängen bis gestern früh 96.912 Bierkrüge abgenommen. Und die lange Schlange vor dem Fundbüro am Sonntagvormittag zeugt davon, was im Rausch des Festes so alles liegen bleibt.

    Bis kurz vor Wiesnschluss zählten die Mitarbeiter 3778 Fundstücke, darunter 780 Ausweise, 690 Kleidungsstücke, 660 Geldbörsen, 465 Bankkarten, 420 Smartphones und Handys, 300 Schlüssel, 155 Brillen, 55 Schmuckstücke sowie acht Kameras. Zu den Kuriositäten unter den Fundstücken gehörten: Ein Gebiss, ein Kinderwagen, ein Ehering, ein Flügelhorn und ein originalverpacktes Buch „Dalí - das malerische Werk“.

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