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Dialekte: Von der Brotzeit bis zur Vesper: Jeder sagt's anders

Dialekte

Von der Brotzeit bis zur Vesper: Jeder sagt's anders

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    Von Manuela Mayr In Augsburg, Aichach, Landsberg und zum Beispiel auch in Füssen wird "Brotzeit" gemacht. Die Rieser lassen sich derweil ihre Vesper schmecken, ein Wort das auch im Allgäu westlich der Iller gebraucht wird. Bei den Lindauern gibt es das "Z'Neune", bei den Lindenbergern das "Unterbrot", während man sich an der unteren Iller bis nach Neu-Ulm vormittags in der Pause ganz einfach beim "Brot essen" stärkt. Alle meinen das Gleiche, jeder sagt es anders. Die Dialekte in Bayerisch-Schwaben und dem angrenzenden Oberbayern sind vielfältig.

    Wissenschaftliches Werk sichert die Mundart für die Nachwelt

    Allmählich geht dieser Reichtum an traditionellen sprachlichen Ausdrucksformen auch in unserer Region verloren. Immer weniger Menschen bleiben ihr Leben lang in ihrem Heimatort. Wer etwas werden will, lernt zumindest Hochdeutsch und Englisch. Im "Sprachatlas für Bayerisch-Schwaben", den die Universität Augsburg erarbeitet hat, sind die hiesigen Dialekte des ausgehenden 20. Jahrhunderts für die Nachwelt gesichert. Allerdings hatte der Normalverbraucher davon bisher nicht viel. Das wissenschaftliche Werk in 15 dicken Wälzern ist für Laien kaum verständlich. Professor Werner König und sein Kollege Dr. Manfred Renn hatten deshalb schon lange vor, eine populäre Ausgabe herauszubringen. Die Serie "G'schwätzt und G'redt" in unserer Zeitung und die Reaktionen der Leser ermutigten sie dazu.

    Sponsoren ermöglichten das Buch für interessierte Laien

    Über Jahre scheiterte die Verwirklichung an den Kosten, denn das Buch, für das keine allzu großen Auflagen zu erwarten sind, weil es nur in unserer Region von Interesse ist, sollte für jedermann erschwinglich sein. Eine Reihe von Institutionen und Privatpersonen haben es mit ihrer finanziellen Unterstützung jetzt möglich gemacht. Der "Kleine Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben" erscheint in zwei bis drei Wochen im Augsburger Wißner-Verlag. Er wird 14,80 ¤ kosten.

    Für die Autoren Werner König und Manfred Renn, die sich 1974 an der Universität Freiburg das erste Mal begegnet waren, ist damit ein Schlusspunkt ihrer gemeinsamen Arbeit erreicht. Vor zwei Jahren hatten der Professor aus dem Lechfeld und der Allgäuer im dtv-Verlag den "Kleinen bayerischen Sprachatlas" für den gesamten Freistaat herausgebracht - mit großem Erfolg.

    In die Freude über das Erreichte mischt sich Wehmut - auch deshalb, weil das Sprachatlas-Team in Augsburg - anders als das in Würzburg - bald ganz aufgelöst sein wird. Dr. Edith Funk, die von Anfang an dazu gehörte, arbeitet jetzt an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. König wird im nächsten Jahr mit 65 in Ruhestand gehen, Renn, der bald 60 wird, macht sich selbständig und hofft auf einen Auftrag für den "Kleinen schweizerdeutschen Sprachatlas".

    Mit leisem Neid weist König darauf hin, dass sich der Bezirk Unterfranken aus dem Erlös eines Aktien-Verkaufs ein "Unterfränkisches Dialektinstitut" leistet. Es ist auch Anlaufstelle für die Bevölkerung und kümmert sich um Fortbildungen für Lehrer, Schüler, Heimatpfleger und Mundart-Dichter.

    Deutsche Alltagssprache wird im Internet erhoben

    Froh sind König und Renn, dass an der Uni Augsburg mit dem Projekt "Atlas der deutschen Alltagssprache" von Professor Stephan Elspaß die Forschung im Kontakt mit der Bevölkerung weitergeht, wenn auch auf andere Art. Die Sprachatlas-Mitarbeiter fragten in den 80er und 90er Jahren bei älteren Leuten in der Region 2000 Dialekt-Begriffe und Sätze persönlich ab. Elspaß dagegen erhebt seine Daten über Deutschland hinaus im Internet.

    Dass Dialekte immer mehr einer Umgangssprache mit regionalen Färbungen Platz machen, sehen die Autoren des "Kleinen Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben" ohne Illusionen. "Die Situationen, in denen der Dialekt das angemessene Mittel der Verständigung ist, werden immer weniger, beispielsweise dann, wenn der Ehepartner, der Nachbar oder die Kameraden im Fußballverein aus einer anderen Region stammen", heißt es im Vorwort.

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