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Medizin: Die Herz-Lungen-Maschine im Gepäck

Medizin

Die Herz-Lungen-Maschine im Gepäck

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    Schwaben will die Uniklinik.
    Schwaben will die Uniklinik.

    Von Sibylle Hübner-Schroll Augsburg - Der Fall, berichtet Professor Michael Beyer, sei relativ dramatisch gewesen: Ein 78-jähriger Mann mit zahlreichen Vorerkrankungen hatte einen Herzinfarkt und zudem einen schweren "kardiogenen Schock" erlitten - sprich, sein Kreislauf war völlig zusammengebrochen. Eine Bypass-Operation bot die einzige Rettungschance.

    Doch der Mann lag transportunfähig im Krankenhaus von Heidenheim (Baden-Württemberg), die Möglichkeiten für einen solchen Eingriff waren dort nicht gegeben. Also machte sich Beyer, Chefarzt der Herzchirurgie am Augsburger Klinikum, mit seinem Leitenden Oberarzt Dr. Frank Oertel auf den Weg gen Nordwesten - in Begleitung einer Fachkrankenschwester und eines Kardiotechnikers, außerdem mit einer Herz-Lungen-Maschine im Gepäck.

    Es handelte sich um den ersten Einsatz unter Zuhilfenahme der mobilen Herz-Lungen-Maschine im Rahmen des "Cardiac survival network". Dieses Netzwerk, ein den Angaben zufolge deutschlandweit einmaliges Projekt, war vor gut einem Jahr in Augsburg gegründet worden mit dem Ziel, die Versorgung von herzchirurgischen Patienten in der Region zu verbessern. Kernpunkt des Projekts: Ein Operationsteam der Augsburger Herzchirurgie fährt zu nicht oder kaum transportfähigen Patienten, um notwendige Eingriffe vor Ort - in kooperierenden Krankenhäusern - vorzunehmen. Alternativ kann der Patient vom Team auch transportfähig gemacht und nach Augsburg begleitet werden, um ihn dort zu operieren, heißt es.

    Entsprechende Kooperationsverträge wurden bislang mit Krankenhäusern in Heidenheim, Kempten und Kaufbeuren geschlossen, weitere Kliniken sollen folgen.

    In den vergangenen Monaten waren die Augsburger Ärzte mit ihrem knallroten, komplett ausgestatteten Spezialfahrzeug bereits zu mehreren kleineren Eingriffen hinausgefahren. Bei der Operation in der vergangenen Woche in Heidenheim jedoch wurde erstmals auch die Herz-Lungen-Maschine benötigt. Es handele sich um eine Sonderanfertigung, berichten Beyer und Oertel - ein Gerät, das zwar mit einem Gewicht von rund 100 Kilogramm ziemlich schwer, aber ansonsten vergleichsweise handlich ist und auf Rollen bewegt werden kann.

    Morgens um kurz nach 9 Uhr wurde das Team von den Kollegen in Heidenheim informiert, nach nur 15-minütiger Vorbereitung sei es dann gestartet, so die beiden Herzchirurgen. "Als wir ankamen, lag der Patient schon auf dem Operationstisch", erzählt Beyer. "Vor Ort haben wir dann mithilfe unserer transportablen Herz-Lungen-Maschine eine Bypass-Operation vorgenommen." Eine Weile blieb das Team anschließend noch in Heidenheim, um sicherzugehen, dass der Patient stabil ist, und hielt auch bei der Rückfahrt mit der Intensivstation telefonisch Kontakt. Der 78-Jährige sei zwischenzeitlich auf dem Weg der Besserung: "Wir gehen davon aus, dass er die ganze Sache gut überstehen wird", sagt Beyer.

    Um das Netzwerk zu etablieren, habe man nach der Gründung noch zahlreiche bürokratische, organisatorische und finanzielle Hürden überwinden müssen, sagt Beyer rückblickend. Doch die Mühen haben sich gelohnt. Die Augsburger Herzchirurgen sind dankbar für die Unterstützung, die Firmen dem Projekt in Form sowohl von Sach- als auch von Geldspenden gewährt haben. Das Netzwerk sei "ein erfolgversprechendes Modell im Sinne einer schnellen und effektiven Patientenversorgung", lautet Beyers Fazit. "Wir werden es auf jeden Fall weiterführen."

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