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München: Droht dem Münchner Flughafen neuer Ärger?

München

Droht dem Münchner Flughafen neuer Ärger?

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    Die dritte Startbahn am Münchner Flughafen liegt erst auf Eis. Doch die Überlegungen, aus dem Flughafen eine Aktiengesellschaft zu machen, könnte den Bürgerentscheid umgehen.
    Die dritte Startbahn am Münchner Flughafen liegt erst auf Eis. Doch die Überlegungen, aus dem Flughafen eine Aktiengesellschaft zu machen, könnte den Bürgerentscheid umgehen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Überlegungen in der CSU zur Umwandlung des Münchner Flughafens in eine Aktiengesellschaft stoßen beim Bund Naturschutz (BN), der SPD und den Grünen auf scharfe Kritik. "Es wäre eine skandalöse Missachtung des Münchner Bürgerentscheids, wenn aufgrund einer neuen Gesellschaftsform doch eine dritte Startbahn kommen würde", sagte der Landesbeauftragte des Bundes Naturschutz, Richard Mergner, der Deutschen Presse-Agentur. 

    Mergner appellierte an Finanzminister Markus Söder (CSU), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen München GmbH (FMG) ist, nicht mit "solchen Tricksereien" den Bürgerentscheid vom Sommer 2012 zu umgehen. Damals hatten die Münchner gegen den Bau einer dritten Startbahn votiert. SPD und Grüne forderten Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf, die Flughafen-Pläne der Staatsregierung im Landtag offenzulegen. Kommt eine Volksbefragung zur dritten Startbahn?

    Der Flughafen München soll keine Aktiengesellschaft werden

    Mergner und die Oppositionsparteien bezogen sich auf einen Bericht des "Münchner Merkur". Das Blatt hatte am Samstag über die seit längerem in der CSU kursierenden Überlegungen berichtet, die Flughafengesellschaft in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Dem Bericht zufolge wird dies in der Staatsregierung als das aktuell realistischste Szenario angesehen. Eine Umwandlung in eine Aktiengesellschaft würde es ermöglichen, dass der Freistaat oder ein privater Investor den Gesellschafter-Anteil der Landeshauptstadt München übernimmt, die sich gegen den Bau einer dritten Startbahn sperrt. 

    Laut Zeitungsbericht ist die Umwandlung in eine AG mittlerweile von mehreren Ministerien geprüft und für möglich befunden worden. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es bisher nicht. "Die CSU-Regierung spielt bei der Startbahn mit verdeckten Karten, um an den Bürgern vorbei Fakten zu schaffen", kritisierte dennoch der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher. "Ein Infrastrukturprojekt dieser Größenordnung darf kein Geheimkommando sein. Herr Seehofer muss dem Landtag Rechenschaft ablegen."

    Opposition kritisiert Überlegungen der CSU

    Die dritte Startbahn am Flughafen München

    Zwei Startbahnen gibt es am Münchner Flughafen bereits. Sie sind jeweils 4000 Meter lang und 60 Meter breit.

    Doch das internationale Drehkreuz stößt damit an seine Grenzen, die Airportbetreiber wollen eine dritte Startbahn bauen.

    Die wichtigsten Daten zur geplanten Piste:

    Maße: 4000 Meter lang, 60 Meter breit

    Kapazität: 30 Flugbewegungen pro Stunde

    Kosten: Rund 1,2 Milliarden Euro

    "Das wäre natürlich eine verheerende Geschichte, wenn sie versuchen, uns mit dieser Trickserei in die Ecke zu stellen", erklärte der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl. Die Einstimmigkeit der drei FMG-Gesellschafter - Bund, Land und Landeshauptstadt - sei im Gesellschaftsvertrag festgelegt. "Solange es diese gibt, wird es keine dritte Startbahn geben", betonte Magerl. Er kündigte einen Dringlichkeitsantrag seiner Fraktion an. "Wann immer wir nach Plänen zur Umwandlung der FMG in eine Aktiengesellschaft gefragt haben, wurden diese durch die CSU-Regierung negiert. Jetzt tritt zutage, dass wir belogen und getäuscht wurden." 

    Bernhard Goodwin, Sprecher der Münchner SPD-Stadtratsfraktion, erklärte: "Den Bürgerwillen auszuhebeln, ist typische CSU-Politik." Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte dem "Münchner Merkur" (Samstag), die Stadt werde sich nicht "rausboxen" lassen. Er könne nicht akzeptieren, "wenn übergangen wird, was die Bürger wollten". Reiter schloss auch juristische Schritte nicht aus.

    Seehofer fordert Stillschweigen zu Flughafen-Plänen

    Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat seinem Kabinett bis zum Herbst absolutes Schweigen zu den Münchner Startbahn-Plänen der Staatsregierung verordnet. Beim kleinen CSU-Parteitag in Bamberg hatte Seehofer am Samstag die Mitglieder der Staatsregierung ermahnt: "Ich sage jetzt präventiv jedem, ob er im Kabinett sitzt oder nicht, diese selbst veranlasste Diskussion nicht zu führen. Sonst müsste ich dazu ein klares Wort in der Öffentlichkeit sagen", drohte der Parteichef für den Fall weiterer Verstöße Abmahnungen an. Seehofer erinnerte das Kabinett an die offizielle Linie, zunächst die letzte zum Flughafenausbau noch ausstehende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts abzuwarten, die für den Herbst erwartet wird. dpa, lby

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