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Freie Wähler: Allgäuer Abgeordneter Pohl rastet aus und fühlt sich erpresst

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Allgäuer Abgeordneter Pohl rastet aus und fühlt sich erpresst

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    Nicht zum ersten Mal ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen FW-Politker Bernhard Pohl.
    Nicht zum ersten Mal ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen FW-Politker Bernhard Pohl. Foto: Matthias Becker

    Der Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler) hat mal wieder Ärger mit der Justiz. Er soll am 1. Juli in angetrunkenem Zustand einen Anwalt und Steuerberater, der vor Jahren als Referendar in seiner Kanzlei tätig war, in einem griechischen Lokal in Kaufbeuren wüst beschimpft haben. Pohl bestreitet den Vorfall nicht. Aber er wehrt sich.

    Laut einer Strafanzeige, die unserer Redaktion vorliegt, soll Pohl den Steuerberater gegenüber dem Wirt und vor anderen Gästen „Arschloch“, „Vollpfosten“ und „peinliche, arme Sau“ genannt und seine Fähigkeit als Anwalt in Abrede gestellt haben. Die Schimpfkanonade soll 30 Minuten angehalten haben. Dann sei Pohl im Lokal eingeschlafen. Tags darauf soll er versucht haben, den Wirt von einer Zeugenaussage abzuhalten.

    Anwalt nimmt Entschuldigung von Bernhard Pohl nicht an

    Eine gütliche Einigung der ehemaligen Duzfreunde scheiterte. Zwar habe Pohl sich entschuldigt, wie beide Parteien bestätigten, aber nach Ansicht seines Kontrahenten nicht in der Weise, die die Ehre des Steuerberaters bei den Augen- und Ohrenzeugen in dem Lokal wieder- herstellt. Pohl wiederum fühlt sich durch die Forderungen nach einem schriftlichen Geständnis und einer Entschädigungszahlung unter Druck gesetzt und hat seinerseits Anzeige wegen versuchter Erpressung und Nötigung erstattet.

    Auf Anfrage unserer Redaktion räumte Pohl zwar ein, „sich in Rage geredet“ zu haben und auch, dass er an diesem Abend „nicht mehr ganz nüchtern“ gewesen sei. Andere Behauptungen aber seien „böswillig“. Er trinke kaum mehr Alkohol und lasse sich „nicht als Trunkenbold hinstellen“. Dass er versucht haben soll, den Wirt von einer Zeugenaussage abzuhalten, sei „völlig absurd“. Er habe zwar mit dem Wirt über den Vorfall gesprochen, aber zu einem Zeitpunkt lange vor der Strafanzeige gegen ihn. Und dass er manchmal kurz einnicke, habe gesundheitliche Gründe. Das könne er auch nachweisen.

    Tiefere Ursache des Zerwürfnisses ist nach Angaben Pohls das Verhalten seines Berufskollegen, „der regelmäßig insbesondere Steuerberater aus der Region wegen angeblichen Fehlverhaltens abmahnt und vor den Kadi zerrt, um damit Geld zu machen.“ Er habe sich, so Pohl, nicht länger anhören wollen, „wen er für geschäftsunfähig hält, wem er den Amtsarzt schicken will, wer Prozessbetrug betreibt und wer aus seiner Sicht ein Dauerstudent ist, der vermutlich mehrfach durch die Steuerberaterprüfung gefallen ist.“ Sogar gegen einen Richter im Memmingen habe sein früherer Referendar Strafanzeige wegen Rechtsbeugung erstattet. Darüber habe er sich an dem Abend in dem Lokal erregt.

    Landtagsabgeordneter Bernhard Pohl: "Abgeordnete sind kein Freiwild"

    Pohl räumt ein: „Dabei sind auch harte Worte gefallen, die ich normalerweise nicht verwende. Ich habe emotional reagiert und dabei aus meiner Sicht überzogen.“ Klein beigeben aber will er nicht, obwohl er sich, wie er sagt, darüber bewusst sei, dass in diesem Zusammenhang auch seine früheren Verurteilungen wegen Verkehrs- und Alkoholdelikten wieder gegen ihn ins Feld geführt werden. „Auch Abgeordnete sind kein Freiwild und schon gar nicht erpressbar“, sagt Pohl.

    Die Ermittlungen führt die Staatsanwaltschaft in Kempten.

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