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Bayern: Genmais-Panne: 100 Bauern klagen gegen Freistaat

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Genmais-Panne: 100 Bauern klagen gegen Freistaat

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    Mit Genmais verunreinigtes Saatgut ist auch im Landkreis Aichach-Friedberg ausgeliefert worden. Landwirt Xaver Tyroller (Mitte) und seine Frau Annegret vom Berghof in Oberschönbach mussten rund 40 Hektar Mais unterpflügen.
    Mit Genmais verunreinigtes Saatgut ist auch im Landkreis Aichach-Friedberg ausgeliefert worden. Landwirt Xaver Tyroller (Mitte) und seine Frau Annegret vom Berghof in Oberschönbach mussten rund 40 Hektar Mais unterpflügen. Foto: Claudia Bammer

    Vor einem Monat musste die Mais-Saat von rund 100 bayerischen Bauern per Anordnung der Behörden vernichtet werden, weil das Saatgut gentechnisch veränderte Körner enthielt. Allein beim Verwaltungsgericht Augsburg haben deshalb 48 Bauern Klage gegen den Freistaat Bayern eingereicht. Schadensersatz wollen die Kläger aber vor allem von der Firma Pioneer, die das verbotene Saatgut verkauft hat.

    In den Pressestellen der Regierungen von Oberbayern und Unterfranken liegen die Genmais-Akten bereits in den Ablagen. Vier Wochen ist es inzwischen her, dass die für Süd- und Nordbayern zuständigen Behörden die Vernichtung von Maispflanzen anordneten, weil das Saatgut gentechnisch veränderte Körner enthielt. Mitten im ersten Wachstumsschub musste der Mais von knapp 100 bayerischen Bauern untergepflügt werden. "Letzte stehen gebliebene Pflanzen wurden penibel mit der Hand rausgezogen", sagt Gerhard Miller, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Unterallgäu. Das Problem war damit fürs Erste aus der Welt geschafft.

    Doch die Auseinandersetzung darüber, wer den Schaden tragen muss und in welchem Umfang, hat gerade erst begonnen. Allein beim Verwaltungsgericht Augsburg haben 48 Bauern Klage gegen den Freistaat Bayern eingereicht - eine juristische Vorsorgemaßnahme zur Wahrung von Ansprüchen, wie Miller erklärt. Denn die Schreiben, "die fast alle identisch sind", so Gerichtssprecherin Monika Schrieder-Holzner, sind eine Formsache zur Einhaltung von Fristen. "Wir haben nichts gegen den Freistaat", betont Miller.

    Erste Adresse, um Schadenersatzansprüche einzufordern, ist für die Landwirte die Firma Pioneer, die das verbotene Saatgut verkauft hatte. Mit Einladungen an die betroffenen Landwirte ist sie in die Offensive gegangen. In Horgau (Kreis Augsburg) kam am Dienstagabend ein Großteil der insgesamt 80 südbayerischen Geschädigten zusammen. 1500 Euro pro Hektar als Darlehen soll Pioneer geboten haben - zu nicht akzeptablen Bedingungen, berichteten Teilnehmer. Der Firma, gegen die die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt und die mit dem Land Niedersachsen im juristischen Streit liegt, sei es wohl mehr darum gegangen, ihren Standpunkt darzulegen, meint Miller.

    Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hatte Anfang Februar routinemäßig Stichproben bei dem Saatguthersteller gemacht und diese zur Analyse an das Landesamt für Verbraucherschutz- und Lebensmittelsicherheit weitergegeben. Erst Ende April, als die Maisaussaat schon begonnen hatte, ging das Ergebnis bei dem dafür zuständigen Umweltministerium in Hannover ein. Die Handelswege der verunreinigten Chargen konnten nach Informationen der Umweltorganisation Greenpeace - sie hat den Skandal nach eigenen Angaben aufgedeckt - aber erst nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Stade Anfang Juni verfolgt werden.

    Schwerpunkt der Aussaat im Landkreis Unterallgäu

    Über die Nummern der Säcke kamen die Behörden dann an die Namen der Käufer in sieben Bundesländern. Mais für 800 Hektar landete in Bayern - allein 240 davon im Landkreis Unterallgäu. Und jeder der 24 Betroffenen in der viehstärksten Region Deutschlands mit zum Teil sehr hohen Pachtpreisen habe dort einen Schaden von 15 000 bis 20 000 Euro, sagt Kreisobmann Miller. Einige haben zwar nach dem Unterpflügen Ende Juni noch einmal nachgesät. Doch so spät könne man vielleicht noch mit einem Drittel des normalen Ertrags rechnen, sagt der Landwirt. Ganz abgesehen von dem Imageschaden, den die Landwirtschaft fürchten müsse. "Dabei sind wir Opfer und nicht Täter", betont er. Manuela Mayr

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