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Augsburger Mediengespräche: Ist das Smartphone nun gut oder böse?

Augsburger Mediengespräche

Ist das Smartphone nun gut oder böse?

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    Überaus unterhaltsam, überaus kontrovers: Bei den 14. Augsburger Mediengesprächen ging es um den richtigen Umgang mit dem Smartphone. Es diskutierten (von links): Gero Gode, Verena Weigand, Dirk von Gehlen, Katrin Müller-Hohenstein, Tagrid Leménager und Alexander Markowetz.
    Überaus unterhaltsam, überaus kontrovers: Bei den 14. Augsburger Mediengesprächen ging es um den richtigen Umgang mit dem Smartphone. Es diskutierten (von links): Gero Gode, Verena Weigand, Dirk von Gehlen, Katrin Müller-Hohenstein, Tagrid Leménager und Alexander Markowetz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Smombie nähert sich einer Bompel und... Sie haben nicht die geringste Ahnung, um was es hier geht? Fängt so ein Witz an?

    Also: Eine Bompel ist eine Bodenampel, die Smartphone-Nutzer vor einfahrenden Straßenbahnen warnt, indem ihre Lichter rot blinken. Die Stadtwerke Augsburg haben im Frühjahr solche Ampeln testweise installiert – für Menschen, die ständig auf ihr Handy starren und deshalb nicht mehr bemerken, was um sie herum passiert. Diese Menschen werden als „Smombies“ bezeichnet. Das „Jugendwort des Jahres“ 2015 ist eine Mischung aus „Smartphone“ und „Zombie“.

    Bompeln für Smombies: Ist das eine etwas sonderbare Erscheinung unserer technikverliebten Zeit oder eine sinnvolle Neuerung, die der Verkehrssicherheit dient? Und: Sollte man über diese Smombies lachen, sie tolerieren oder ihnen helfen? Oder auch dies: Sollte man das Smartphone verteufeln?

    Über das Thema lässt sich herrlich streiten

    Wer über unsere Smartphone-Nutzung nachdenkt, gelangt schnell zu recht grundlegenden Fragen, über die sich herrlich streiten lässt. Und genau so kam es – bei den 14. Augsburger Mediengesprächen, die am Donnerstagabend von der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) in Zusammenarbeit mit den Augsburger Hörfunk- und Fernsehsendern sowie der Stadt Augsburg im Rathaus veranstaltet wurden.

    Es waren die wohl unterhaltsamsten und kontroversesten Mediengespräche der vergangenen Jahre – weil schnell nicht mehr nur über das Thema diskutiert wurde: „Digitaler Burnout? Der richtige Umgang mit dem Smartphone“. Sondern über das Große und Ganze. Von Hasskommentaren auf Facebook bis zur Internetsucht, von der Erziehung unserer Kinder im Umgang mit Medien bis zum tief greifenden Wandel der Gesellschaft durch den digitalen Fortschritt. Immer verbunden mit der Frage: Ist das gut oder böse?

    Da warnte etwa Alexander Markowetz, Informatiker und Autor des Buches „Digitaler Burnout“: Auf unsere Gesellschaft kämen zu viele Veränderungen in zu kurzer Zeit zu. „Der digitale Wandel ist viel zu schnell.“ „Blödsinn“, fand Gero Gode von FoundNext.org, der Startups gründet und junge Unternehmen berät. Markowetz werfe mit Worten und Zahlen um sich, die einem Angst machen sollten. Markowetz hat in einer viel beachteten, wenn auch nicht repräsentativen Studie herausgefunden, dass der durchschnittliche Smartphone-Nutzer sein Gerät 88 Mal am Tag einschaltet und es zweieinhalb Stunden nutzt. Er hält das für ungesund. Den Umgang der Deutschen mit Smartphones bezeichnet er gerne als „kollektive Verhaltensstörung“.

    Es sind Zuspitzungen wie diese, die Tagrid Leménager und Verena Weigand sichtlich störten. Leménager leitet die Arbeitsgruppe „Internet- und Medienabhängigkeit“ am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Sie erlebt junge Menschen, die zum Beispiel ihrer Einsamkeit durch exzessive Smartphone- und damit Internetnutzung entfliehen wollen. Und die dann die Kontrolle verlieren, süchtig werden und leiden. Schlechte Noten in der Schule oder Niedergeschlagenheit seien erste Anzeichen für eine Internetsucht, erklärte sie.

    Verena Weigand, Bereichsleiterin Medienkompetenz und Jugendschutz bei der BLM, sieht diese Gefahren ebenfalls – und will weg von einer Diskussion, ob Smartphones, das Internet oder der digitale Wandel schlicht gut oder böse seien.

    Offener Umgang mit lebenslangem Lernen

    Auch Dirk von Gehlen, Leiter Social Media/Innovation der Süddeutschen Zeitung, hatte Lust an der Zuspitzung: Den Finger in die Steckdose zu stecken, sei weitaus gefährlicher als auf dem Smartphone herumzuwischen, meinte er.

    Zugleich lieferte er eine Art Fazit der Diskussion: „Wir müssen das Neue als gegeben annehmen.“ Sowie: Der Wandel sei nicht aufzuhalten, es brauche daher einen offenen Umgang mit lebenslangem Lernen.

    Darauf immerhin konnten sich alle einigen. Wie auf das, worauf BLM-Präsident Siegfried Schneider und die Moderatorin des Abends, Katrin Müller-Hohenstein vom ZDF, bereits zu Beginn hingewiesen hatten: Der Umgang mit Smartphones habe etwas Zwiespältiges. Zweifellos habe das Smartphone „eine Vielzahl positiver Aspekte“, so Schneider. „Auf der anderen Seite weiß ich, dass es mich verrückt macht“, so Müller-Hohenstein.

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