Artenschutz vs. Wildverbiss: Gamsabschuss im westlichen Allgäu vorerst gestoppt
In der Kürnach im westlichen Allgäu dürfen in diesem Jahr keine Gämsen mehr erlegt werden. Warum diese Entscheidung den Rechtsstreit aber dennoch nicht beendet.
Im Rechtsstreit um den Gamsabschuss in der Kürnach westlich von Kempten hat der Verein „Wildes Bayern“ einen ersten Erfolg erzielt. Das Landratsamt Oberallgäu als Untere Jagdbehörde hat den Abschussplan für das in Bayern liegende Gebiet der Kürnach bis zum Abschluss des Hauptsacheverfahrens ausgesetzt. Das heißt, dass in diesem Jahr keine Gämsen mehr erlegt werden dürfen.
Jagd in Bayern: Stehen die Gämse in der Kürnach vor der Ausrottung?
Der Verein „Wildes Bayern“ hatte beim Verwaltungsgericht Augsburg gegen den Abschussplan geklagt und einen Eilantrag mit dem Ziel eingereicht, ihn sofort zu stoppen. „Das Landratsamt hat nun eingelenkt und den Abschussplan mit sofortiger Wirkung außer Vollzug gesetzt, bis über unsere Klage entschieden ist“, sagt der Münchner Verwaltungsrechtler und Jagdrechts-Kommentator Michel Pießkalla, der den Verein vertritt. Eine endgültige Entscheidung des Gerichts könne sich noch bis ins kommende Jahr hinziehen. Aus dem Landratsamt Oberallgäu verlautete, „dass das vom Verein Wildes Bayern gesondert angestrengte Eilverfahren damit erledigt und der Weg für den zügigen Fortgang des Hauptsacheverfahrens frei ist“.
Der Streit um die Gamspopulation in der Kürnach, einem kleinen, bewaldeten Gebirgszug westlich von Kempten, der sowohl in Bayern als auch in Baden-Württemberg liegt, schwelt schon lange. Neu entzündet hatte er sich, als nach dem Plan der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt Oberallgäu in diesem Jagdjahr 15 Gämsen geschossen werden sollten. Nach Auffassung des Vereins „Wildes Bayern“, einem Aktionsbündnis zum Schutz der Wildtiere und ihrer Lebensräume, hätte dies die „Ausrottung“ der urigen Wildart in der Kürnach bedeutet.
Warum müssen Gämse in Bayern überhaupt geschossen werden?
Dabei gehen die Meinungen über die tatsächliche Gamspopulation in diesen vorgelagerten Bergen zu den Alpen weit auseinander. Während der Bayerische Jagdverband in der Kürnach und der angrenzenden baden-württembergischen Adelegg von 23 genetisch identifizierten Tieren spricht, weisen die der Unteren Jagdbehörde in Sonthofen vorliegenden Daten auf einen deutlich höheren Bestand hin.
Ziel der Abschusspläne sei es, heißt es aus dem Landratsamt, Wald und Wild in einer Balance zu halten. Der Wald müsse sich ohne Schutzmaßnahmen verjüngen können, Wildverbiss vermieden werden. Der Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht Augsburg könne „einen wichtigen Beitrag zur Faktenlage leisten“.
Christine Miller, Vorsitzende des Vereins „Wildes Bayern“, die die Klage gegen den Abschussplan eingereicht hat, ist zunächst einmal „sehr zufrieden“. „Wir freuen uns, dass durch die Entscheidung des Landratsamtes in diesem Jahr die größte Gefahr gebannt und keine weitere Gams mehr geschossen werden darf." Ansonsten, betont die Wildbiologin, wäre dies „der Todesstoß für die kleine Gamspopulation westlich von Kempten gewesen“.
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