
Coronavirus erreicht Deutschland: Infizierte kommen aus Bayern

Ein Mann aus dem Kreis Landsberg hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Am Dienstagabend wurde bekannt: Auch drei Kollegen des Mannes haben sich infiziert.
In Deutschland sind erstmals Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Zunächst war die Rede nur von einem Mann aus dem Landkreis Landsberg am Lech. Es handelt sich um einen 33-Jährigen, der bei der international tätigen Firma Webasto in der Konzernzentrale im Kreis Starnberg arbeitet. Das Unternehmen hat auch ein Werk in Utting (Kreis Landsberg).
Am Dienstagabend teilte das Gesundheitsministerium in München mit, dass drei weitere Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert worden seien. Sie stünden in Zusammenhang mit dem ersten bestätigten Fall. Auch die drei neu angesteckten Patienten seien Mitarbeiter der Firma Webasto aus dem Landkreis Starnberg. Alle arbeiteten in der Firmenzentrale, wo insgesamt rund tausend Menschen arbeiten.

"Es wurde entschieden, dass auch die drei neuen Patienten in der München Klinik Schwabing stationär aufgenommen und dort medizinisch überwacht und isoliert werden", teilte das Ministerium mit. "Bei einigen weiteren Kontaktpersonen läuft derzeit ein Test, ob auch hier eine Infizierung mit dem Coronavirus vorliegt."
Über Einzelheiten wollen das bayerische Gesundheitsministerium und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Mittwoch per Pressemitteilung berichten. Weitere Angaben machte ein Sprecher am Abend zunächst nicht.
Coronavirus: Mann aus Kreis Landsberg steckt sich bei chinesischer Kollegin an
Mehr Details sind bereits über den ersten Patient bekannt: Er befindet sich nach Angaben der Taskforce Infektiologie des LGL klinisch in einem guten Zustand. "Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert." Er liegt derzeit auf der Isolierstation im Münchner Klinikum Schwabing. Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert.
Das Landsberger Gesundheitsamt wurde laut dem Sprecher des Landratsamtes, Wolfgang Müller, am Dienstag um 9 Uhr morgens informiert. Die Mutter und das Kind des Infizierten seien daheim isoliert. Müller geht davon aus, dass dies für 14 Tage der Fall sei - so lange könne die Inkubationszeit dauern, also die Zeit zwischen einer Infektion und den Symptomen.
Der Mann aus dem Kreis Landsberg hat ein Kind, das in einen Kindergarten in Kaufering geht. Die Eltern des betreffenden Kindergartens sind bereits informiert, der Kindergarten wird laut Müller aber nicht geschlossen. "Mutter und Kind sind gesund, sie weisen keine Symptome auf", sagte Müller. Weitere Maßnahmen sind nach Informationen des Robert-Koch-Instituts nicht notwendig.
Webasto schließt Stammsitz in Gauting wegen Coronavirus
Das bayerische Gesundheitsministerium und das LGL hatten die Öffentlichkeit am Dienstagvormittag in einer Pressekonferenz über den ersten Coronavirus-Fall in Deutschland informiert. Der Mann habe sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt, erklärte Andreas Zapf, Leiter des LGL. Die Behörden seien damit beschäftigt, herauszufinden, mit wem die Mitarbeiter der Firma Webasto Kontakt hatten. Das müsse jetzt "ganz rasch" gehen.
Derzeit würden etwa Kontaktpersonen in der Firma und der Familie überprüft, sagte der Leiter der Taskforce Infektiologie, Martin Hoch. "Die Zahl kann noch steigen."
Der 33-Jährige habe an einer Schulung seiner Firma Webasto teilgenommen, an der auch eine Kollegin aus dem Werk des Unternehmens in Shanghai teilgenommen habe, hieß es weiter. Die Frau habe vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch von ihren Eltern gehabt, die aus der besonders betroffenen Region Wuhan stammen. Sie sei am 23. Januar wieder zurückgeflogen und habe sich auf dem Heimweg krank gefühlt. Sie befindet sich nach Angaben von Webasto ebenfalls in stationärer Behandlung.
Am Dienstagabend kündigte Webasto an, seinen Stammsitz im Ortsteil Stockdorf der oberbayerischen Gemeinde Gauting wegen der vier infizierten Mitarbeiter bis Sonntag zu schließen. Bis dahin sollen Mitarbeiter der Firmenzentrale auch nicht an nationale und internationale Standorte reisen.
Schon zuvor hatte das Unternehmen sämtliche Dienstreisen nach China für die nächsten zwei Wochen abgesagt. Die Mitarbeiter wurden darüber hinaus gebeten, Termine mit externen Besuchern in Stockdorf zu verschieben oder auf Telefonkonferenzen auszuweichen. Bei Terminen außer Haus sollen die Mitarbeiter ihren Ansprechpartnern anbieten, bereits ausgemachte Termine zu verschieben oder sie telefonisch abzuhalten.
Gesundheitsministerium: Geringes Risiko, sich mit Coronavirus zu infizieren
Der Sprecher des Gesundheitsministeriums betonte: "Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von der Taskforce Infektiologie des LGL und vom Robert Koch-Institut (RKI) derzeit als gering erachtet."
Allerdings ist die Art, wie sich der erste Patient in Deutschland infiziert hat, besonders. Die Chinesin, bei der er sich wohl angesteckt hat, hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar noch keine Symptome der Krankheit. "Das ist neu, dass wir das so wissen", sagte Hoch. Die Behörden müssten aber noch mit der Chinesin sprechen, um das zu bestätigen. Bisher waren die Experten davon ausgegangen, dass die Krankheit in der Regel erst ansteckend ist, wenn ein Patient Symptome zeigt. Zudem war der Fall in Landsberg erst die dritte bekannte Coronavirus-Erkrankung, bei der die Ansteckung außerhalb Chinas stattfand. Bisher handelte es sich bei fast allen der rund 50 erfassten Infektionen in Frankreich, den USA, Thailand und anderen asiatischen Ländern um importierte Fälle.
Mittlerweile sind weltweit mehr als 6000 Infektionen mit dem von China ausgehenden Virus 2019-nCoV bestätigt. Die Zahl der Toten in China stieg auf über mehr als 130 - die meisten davon waren ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen. Das neue Virus stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang. China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische Maßnahmen ergriffen: In der Provinz Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt.
Gegen das Coronavirus kann man sich nicht mit einer Impfung schützen
Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Die Symptome können aber mit Medikamenten abgemildert werden.
Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome.
Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003 mit fast 800 Toten sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen November 2002 und Juli 2003 lediglich neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hier nicht. (jako, dow, zian, axhe, smi mit dpa)
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Das Kind des nachgewiesenermaßen infizierten trägt mit Sicherheit Keime in sich, vielleicht hat es noch keine anderen Kinder in der KiTa angesteckt.
Meines Erachtens müssen mindestens zwei potentielle Generationen Erkrankter zusätzlich in Schutzvorkehrungen und insbesondere eine aktive, offiziell angeordnete Isolierung (Quarantäne) einbezogen werden. Insgesamt ist also eine Isolierung von drei Generationen bei engen Kontakten und von zwei Generationen bei einem engen und einem lockeren Kontakt angezeigt.
Das bedeutet z.B.:
Erste Generation sind Personen in der engeren (Arbeits-) Umgebung einer nachgewiesenermaßen erkrankten Person, die selber noch keine Infektionsanzeichen tragen:
Zweite Folge-Generation: Isolierung der engeren Kontakte wie Lebenspartner, Kinder im Haushalt, andere enge Kontakte (Freunde, auch in Gruppen wie z.B. Sportverein), und lockere Kontakte der ersten Generation, soweit feststellbar (Aufenthalt an Orten mit potentieller Übertragungsmöglichkeit).
Dritte Folge-Generation: Isolierung von engeren Kontaktpersonen des engeren Teils der zweiten Folge-Generation. Dazu gehören u.a. engere Arbeitskollegen der Lebenspartner, die Schulklassen oder Kindergartengruppen der Kinder (und Freistellung für deren Betreuungspersonen) und deren Lehrer oder Erzieher, in letzter Zeit getroffene Freunde und andere Personen in Gruppen mit gemeinsamer Aktivität.
Hat eine erkrankte Person Kinder im eigenen Haushalt, gehören dessen Kinder zu den Personen in der engeren Umgebung einer nachgewiesenermaßen erkrankten Person, von denen wiederum zwei weitere Generationen Abstand einzuhalten ist; das bedeutet im Regelfall:
Zweite Folge-Generation: Isolierung der Schulklasse oder Kindergartengruppe vorgenannter Kinder.
Dritte Folge-Generation: Isolierung der engeren Kontakte der Schulklasse, also im Regelfall Schließung der kompletten Schule (und Freistellung für deren Betreuungspersonen), beide Elternteile der Kinder der näher betroffenen Schulklasse selbst und engere Kontakte der Schulklasse.
Dieser Fall, bei dem eine komplette Schulschließung indiziert ist, liegt also stets dann vor, wenn ein Elternteil nachgewiesenermaßen erkrankt ist. Mindestens wäre also bei der ersten in Bayern bekannt gewordenen Ansteckung die Bildungseinrichtung der Kinder zu schließen.
Bei lockeren Kontakten reicht vermutlich die Isolierung von zwei Generationen ab einer nachgewiesenermaßen erkrankten Person. Das bedeutet derzeit:
Erste Generation: Sämtliche Webasto-Mitarbeiter in der Hauptstelle (und alle lockeren Kontakte der bereits erkrankten)
Zweite Generation: Deren engere Kontaktpersonen, also insbesondere alle Familienangehörigen.
Erhöhte Schutzvorkehrungen sollten bei Menschen mit zahlreichen beruflichen Fremdkontakten erfolgen (z.B. Verkaufspersonal, Busfahrer, persönliche Dienstleistungen). Diese sollten daher ebenfalls in die Isolierung genommen werden, auch wenn ein nur lockerer Kontakt zur ersten Generation der noch nicht erkrankten sonst vielleicht noch keine Isolierung indizieren würden.
Ach ist das kompliziert, das machen die doch nie?
Dieser Virus ist relativ ungefährlich, die Todesopfer sind, wie bei jeder anderen Grippe auch, unter schon vorbelasteten und älteren Menschen aufgetreten. Also etwas übertrieben das Ganze. Die Infektionen in China sind auch zu erklären: In Städten, in denen an die 20 Millionen Menschen wohnen, ist man einfach viel näher beieinander..
Man macht so einen Hype um diesen Virus und vergisst dabei, dass diese Jahr allein in Deutschland über 25 Menschen am Grippevirus gestorben sind! Jedes Jahr kommen dabei in D. 100 oder mehr Leute ums Leben. Da gibts aber keine PK und sonstige "Horrormeldungen" wie jetzt bei diesem Coronavirus, welcher weitaus ungefährlicher ist. Bei der stärksten Grippewelle 2017/2018 sind allein in Deutschland (!) mehr als 25.000 Menschen gestorben und das bei ca.80 Mio.Einwohner!! Bei der Sars-Pandemie 2002/2003 sind weltweit "nur" knapp 800 Menschen gestorben!
Für mich macht die Hysterie den Eindruck als hätte die Welt zu viel 12 Monkeys gekuckt.
Sag mal! Was wird den hier in den Kommentaren für eine Hysterie geschoben?
Das Kind, welches den Kindergarten besucht, ist gesund. NICHT infiziert.
Der Vater ist isoliert, es besteht also keine Infektionsgefahr.
Wieso sollten weitere Personen involviert werden? Der Informationsgehalt läge bei Null, das getratscht wäre dafür aber groß.
Die Information könnte uns beunruhigen ;-)
Jetzt mal im Ernst; das Wissen um den neuen Virus ist schon noch ausbaufähig.
>> Allerdings ist die Art, wie sich der erste Patient in Deutschland infiziert hat, besonders. Die Chinesin, bei der er sich wohl angesteckt hat, hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar noch keine Symptome der Krankheit. "Das ist neu, dass wir das so wissen", sagte Hoch. Die Behörden müssten aber noch mit der Chinesin sprechen, um das zu bestätigen. Bisher gingen die Experten davon aus, dass die Krankheit in der Regel erst ansteckend ist, wenn ein Patient Symptome zeigt. <<
Das Kind, welches den Kindergarten besucht (hat), ist höchstwahrscheinlich eben schon Keimträger, wenn der Vater bereits am Wochenende sichtbare Krankeitserscheinungen hatte. Ansteckungen weiterer Kinder und der Erzieher/innen der Gruppe sind damit zumindest nicht ganz unwahrscheinlich, und sie alle sollten daher zu Hause bleiben, die Eltern der besagten Kinder auch. Ist das erstgenannte Kind 14 Tage nach dem letzten Tag mit Kontakt zum Vater noch gesund, können alle wieder ihrem gewohntem Lebenslauf nachgehen. Evtl. könnte man auch schon nach 10 Tagen die äußerste Stufe der Isolierung lockern, sollte dann aber umso stärker gegenlenken, falls in den folgenden 4 Tagen doch noch etwas auftritt. Dann würden für die meisten die 14 Tage wieder neu zählen - also lieber einmal und konsequent isolieren.
Eine Frechheit!!!! Wie kann man die Eltern nicht informieren?? Auf Nachfrage im Kindergarten, wird man auf Datenschutz verwiesen? Habt ihr sie noch alle? Ist der Datenschutz wichtiger als die Gesundheit unsr. KINDER??????,
Ich verstehe echt nicht wie man die Kinder weiter in die KiTa gehen lässt und die anderen Eltern nicht mal informiert? Jetzt wo man weiß dass auch Menschen die noch nicht erkrankt sind trotzdem schon ansteckend sein können.
Die Eltern sind jetzt informiert worden, aber der Kindergarten wurde nicht geschlossen. Bleiben die Eltern mit ihren Kindern zu Hause, bekommen sie womöglich nicht einmal eine Krankschreibung.
Danke Joachim F. für die Info. Also wenn ich da keine Krankschreibung kriegen würde, würde ich glaub zum Arbeitgeber sagen "okay, dann kommt das Kind zur Oma und ich komme wieder in die Firma wenn Ihnen das lieber ist, geht schon mit dem bisschen Husten".
"Es handelt sich dabei weltweit um die erste Ansteckung zwischen nicht eng Verwandten in einem Land außerhalb Chinas." so n-tv