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Foto: Ralf Lienert
Foto: Ralf Lienert

Zwei Brüder stehen wegen Mordes in Memmingen vor Gericht.

Prozess in Memmingen
10.09.2018

Mann erdrosselt seine Frau: „Ich war schockiert über mein Handeln“

Von Katharina Müller

Ein Mann erdrosselt seine Frau, steckt sie in eine Plastikfolie und vergräbt sie in Memmingerberg. Vor Gericht lässt er vorlesen, wie es dazu gekommen sei.

Zahlreiche Menschen drängen sich am Montag in den Zuhörerbereich des Sitzungssaals 132 am Memminger Landgericht. Als die beiden Angeklagten den Gerichtssaal betreten, fallen teils abfällige Bemerkungen, ein Beobachter sagt leise: „Mir wird schlecht, ich kann ihm gar nicht ins Gesicht sehen“. Manche kennen den 51-Jährigen offenbar, der seine Ehefrau ermordet haben soll. Mitangeklagt ist sein 60-jähriger Bruder. Für den Prozess sind 27 Fortsetzungstermine angesetzt.

Die Angeklagten sollen im Sommer 2017 gemeinsam den Plan geschmiedet haben, die Frau beziehungsweise Schwägerin zu töten. Die Ehe des 51-Jährigen mit der 35-Jährigen war seit längerem zerrüttet. Sie hatte eine Beziehung zu einem anderen Mann. Laut Anklageschrift reagierten die Brüder darauf immer wieder mit körperlicher Gewalt gegen die Frau. Der Ehemann bekam sogar ein Kontaktverbot. Die 35-Jährige wollte sich von ihm scheiden lassen. Das wollten die Brüder, die ebenso wie das Opfer aus Syrien stammen, aber nicht zulassen. Sie sahen unter anderem die Familienehre in Gefahr.

Mann soll seine Frau mit einem Kabelbinder erdrosselt haben

Am Tattag soll der Ehemann mit seiner Frau zu einer Halle im Gewerbegebiet in Memmingerberg (Kreis Unterallgäu) gefahren sein. Sein Bruder wartete dort laut Anklage auf die beiden. Während er die Frau ablenkte, stellte sich der 51-Jährige hinter die Frau, legte ihr einen Kabelbinder um den Hals und erdrosselte sie. Die Leiche sei in eine Plastikfolie gesteckt und auf den Grund eines Sickerschachtes gelegt worden. Daraufhin hätten die Tatverdächtigen diesen mit Bauschutt und Sand aufgefüllt.

Der 60-Jährige macht in der Verhandlung keine Angaben, sein Bruder lässt eine Stellungnahme verlesen. Darin gibt er zwar zu, seine Frau erdrosselt zu haben, stellt den Hergang aber anders dar als die Staatsanwaltschaft. Seine Frau habe ihm eines Tages gedroht: „Du wirst irgendwann nach dem Schlafen nicht mehr aufwachen.“ Das sei dem 51-Jährigen nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Am Tag der Tat habe er noch einmal mit ihr reden wollen – doch die Situation eskalierte. Seine Frau habe ihm ins Gesicht geschlagen, es habe ein Gerangel gegeben. Sie habe ihm gesagt, sie wünsche sich, dass er tot wäre. Da habe er die Beherrschung verloren. Auf dem Boden habe er einen Kabelbinder gefunden, ihr um den Hals gelegt und zugezogen. Er habe sie zum Schweigen bringen wollen. Anfangs wehrte sich die Frau noch, dann wurde sie ruhiger. Sie war tot. „Ich war schockiert über mein Handeln“, heißt es in der Stellungnahme. Die Tat bereue er zutiefst, vor allem, dass er seinen Kindern die Mutter genommen habe.

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