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Pfaffenhofen an der Ilm: Pfarrer unter Missbrauchsverdacht - Fronleichnamsprozession abgesagt

Pfaffenhofen an der Ilm

Pfarrer unter Missbrauchsverdacht - Fronleichnamsprozession abgesagt

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    Ein Pfarrer in Pfaffenhofen an der Ilm steht unter Missbrauchsverdacht. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft. Symbolbild
    Ein Pfarrer in Pfaffenhofen an der Ilm steht unter Missbrauchsverdacht. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft. Symbolbild Foto: Arno Burgi dpa/lbn

    Im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm ist die Fronleichnamsprozession ausgefallen. Das Bistum Augsburg hatte sie am Mittwochabend zunächst ohne Angabe von Gründen kurzfristig abgesagt. Am Donnerstag gab Generalvikar Harald Heinrich im Gottesdienst in Pfaffenhofen schließlich bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt gegen den Stadtpfarrer ermittelt. Er stehe unter dem Verdacht des sexuellen Kindesmissbrauchs. Der Priester, der gebürtiger Neuburger ist, sei vorläufig von seinem Amt entbunden.

    Anonymes Schreiben schildert Übergriff des Pfarrers

    Nach den Worten des Generalvikars ging Mitte März im Bischöflichen Sekretariat ein anonymes Schreiben ein, das einen Übergriff des Pfarrers schilderte. Am 8. April habe die eingeschaltete diözesane Beauftragte für die Prüfung solcher Vorwürfe die Staatsanwaltschaft informiert. Dieses Vorgehen sei in der Diözese Augsburg üblich. Als das Bistum am Dienstag von dem Ermittlungsverfahren erfahren habe, sei der Pfarrer sofort bis auf Weiteres entpflichtet worden. Die Freistellung bedeute keine Vorverurteilung durch das Bistum, nichtsdestotrotz wolle sie aber die Staatsanwaltschaft nach allen Kräften unterstützen.

    Heinrich zeigte sich erschüttert über die „gravierenden Vorwürfe“. In den vergangenen Jahren habe das Bistum „alle erdenklichen Schritte unternommen, um Fälle körperlicher Gewalt und sexuellen Missbrauchs zu verhindern“. Von allen Priestern und kirchlichen Mitarbeitern seien erweiterte Führungszeugnisse eingeholt worden, tausende von ihnen hätten an Präventionsfortbildungen teilgenommen. Der Generalvikar äußerte sein Mitgefühl gegenüber allen minderjährigen und erwachsenen Gewaltopfern. Er denke aber auch an die Täter, die damit schwerste Schuld auf sich lüden und auf keinerlei Verständnis oder gar Rücksichtnahme hoffen dürften.

    Kirchenkreise: Pfarrer war sehr unbeliebt

    Der Pfarrer war erst vor gut einem Jahr nach Pfaffenhofen gekommen und hatte am 3. März beim Bischof den Rücktritt von der Pfarrei eingereicht. Dieser hätte Ende August wirksam werden sollen, die Nachfolge ist bereits geklärt. Grund für seine Versetzungswünsche war, dass es zwischen dem Pfarrer und Kirchenmitgliedern immer wieder zu Konflikten gekommen ist. „Er war sehr unbeliebt“, heißt es aus Kirchenkreisen. Und zwar nicht nur in Pfaffenhofen, sondern an beinahe jeder seiner Wirkungsstätten.

    In Neuburg war der Pfarrer beispielsweise vor seiner Priesterweihe 1991 Ministrant, Organist und Mesnervertreter, in der Pfarreiengemeinschaft Königsmoos im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen war er von 1995 bis 1999 als Pfarrer eingesetzt. Alle Weggefährten beschreiben ihn unisono als unfreundlich, egoistisch, dominant und herrisch. „Er gibt den Takt vor, und wer sich nicht danach richtet, ist unten durch“, heißt es von Menschen, die unmittelbar mit ihm zusammengearbeitet haben. So muss es wohl zuletzt auch in Pfaffenhofen gewesen sein. Nach Medienberichten hätten innerhalb eines Jahres etwa 50 Ministranten wegen seines rauen Umgangstones ihren Dienst quittiert. (mit kna)

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