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Spirit Tour XXL: Pfarrer Witzel organisiert ein Biker-Treffen

Spirit Tour XXL

Pfarrer Witzel organisiert ein Biker-Treffen

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    Frank Witzel liebt es, Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen. Und der evangelische Pfarrer ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Nun verbindet er beides und lädt zu einer großen „Spirit Tour“ ein.
    Frank Witzel liebt es, Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen. Und der evangelische Pfarrer ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Nun verbindet er beides und lädt zu einer großen „Spirit Tour“ ein. Foto: Ulrich Wagner

    Auf dem Motorrad kommt er angebraust. Klar. Wie sonst! Frank Witzel ist bekannt als leidenschaftlicher Biker. Am Morgen setzte sich der 57-Jährige in Hirschegg im Kleinwalsertal auf seine Maschine, knapp zwei Stunden später kommt er strahlend im Annapunkt in Augsburg an. Dort wird er gleich herzlich begrüßt. Schließlich kennen ihn hier viele. Denn Witzel ist nicht nur bekennender Motorradfan, sondern auch evangelischer Pfarrer. Bis 2013 war er in Augsburg aktiv. Kein Wunder also, dass die Friedensstadt auch als Station auf seiner neuen „Spirit Tour XXL“ nicht fehlen darf. Einer groß angelegten Fahrt, mit der er nicht nur Biker über Bundesländergrenzen hinweg besser vernetzen will, sondern auch einfach Menschen ansprechen, die offen sind für andere.

    Die Tour beginnt am 18. Mai in Flensburg. Sie führt unter anderem über Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, München, Kempten bis ins Kleinwalsertal, wo sie am 2. Juni endet. Ersonnen hat sie Witzel nicht allein. Entstanden ist die Idee, wie er erzählt, zusammen mit seinem Hamburger Pastor-Kollegen Holger Janke. Beide wissen, dass die Biker-Szene eine besondere ist. Dass es in ihr vor allem eine sich selbst organisierende christliche Gruppe in Deutschland gibt. So staunt Witzel immer wieder darüber, wie viele Motorrad-Gottesdienste gefeiert werden. Das seien keine rein evangelischen Angebote, sondern christliche, bei denen Katholiken ebenso willkommen sind wie Mitglieder von Freikirchen und Menschen ohne Kirchenbindung.

    „Die Biker sind eine stark männlich dominierte Szene“, sagt Witzel, „bei der aber immer mehr Frauen dabei sind.“ Altersmäßig sei die Gruppe gemischt, die Biker mit 40 plus bildeten allerdings das Gros – „es werden immer mehr Silver Surfer“. Denn Witzel beobachtet, dass sich gerade Männer in und nach der Midlife-Crisis wieder aufs Motorrad schwingen. Sie würden diese Freiheit in der Natur genießen, wären fasziniert von der Einheit Mensch-Maschine. Biker seien starke Individualisten, die aber auch die Gemeinschaft schätzten.

    Pfarrer Frank Witzel kennt die Probleme des Lebens

    Auch Witzel selbst hat seine Passion intensiviert, seitdem seine zwei Kinder erwachsen sind. Als Mann, der zwei Scheidungen hinter sich hat, weiß Witzel von den Problemen des Paarlebens. Als Traumatherapeut kennt er die Schattenseiten des Lebens. Doch wer ihn so sitzen sieht und ihm zuhört, spürt auch die Zuversicht, den festen Glauben, den er vermitteln will: „Du bist begleitet“, das sei eine seiner wichtigsten Botschaften. „Du bist wertvoll.“ Jeder sei aufgerufen, seinen eigenen Weg zu finden, seine Berufung. „Und bei aller Unterschiedlichkeit gehören wir Menschen zusammen.“

    Gerade für diese Überzeugung ist Witzels Einschätzung nach die Biker-Szene prädestiniert: Dort vernetzten sich die unterschiedlichsten Milieus. Unter Motorradfahrern werde in der Regel nicht gefragt, was einer verdient, was einer beruflich macht. „Motorradfahren ist ein Lebensgefühl“, betont Witzel. Und dieses Gefühl verbinde, lasse Grenzen verschwinden. „Und gesellschaftliche Orte, an denen es Milieuüberschreitungen gibt, finde ich heilig.“ Denn, „mal ehrlich“, beginnt er zu erklären: „Die evangelische Kirche ist kreativ, bietet wahnsinnig viel an. Doch im Grunde kommen doch meist immer die gleichen Leute.“

    Witzel will aber auch die kirchlich Distanzierten erreichen. Schließlich habe doch schon Jesus gesagt: „Sucht eine Gemeinschaft über Grenzen hinweg. Geht an die Ränder.“ Daher schlage sein Herz für Begegnungen, wie er sie auf der „Spirit Tour“ schaffen will. Man legt eine bestimmte Strecke gemeinsam zurück, feiert Gottesdienste, Andachten, besucht Veranstaltungen, kommt miteinander ins Gespräch. „Zwölf Apostel – um genau zu sein: elf Apostel und eine Apostelin“ – haben sich, wie Witzel erzählt, zusammengefunden, bilden den „inneren Kreis“ der Spirittour, das Organisationsteam.

    Witzel ist sich sicher, dass in unserer globalen Welt die Sehnsucht nach Gemeinschaft wächst. „Und diese Sehnsucht nach Heimat, nach Wurzeln sollten wir nicht rechten Gruppierungen überlassen.“

    Was Motorradfahrer und Gläubige gemeinsam haben

    Doch wie lässt sich der Glaube, das Leben und Wirken als Pfarrer in der kleinen Gemeinde Hirschegg mit dieser doch eher riskanteren Art der Fortbewegung vereinbaren? „Stimmt, Motorradfahren ist unvernünftig und gefährlich“, gibt Witzel unumwunden zu und lächelt. Die Leidenschaft fürs Motorradfahren lebt, wie er sagt, von mehr, als es die nüchterne Betrachtungsweise hergebe. Witzel spricht von einem „Überschuss“. Von Todesnähe, Lebenskraft und einer tiefen Sehnsucht. „Aber ist nicht die Sehnsucht der Anfang allen Glaubens?“

    Informationen Alles Wissenswerte zur „Spirit Tour“ finden Sie im Internet unter www.motorrad-evangelisch.de

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