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Streit um Leitplanken: Der Beton-Mittelstreifen als tödliche Gefahr

Streit um Leitplanken

Der Beton-Mittelstreifen als tödliche Gefahr

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    Betonwände sollen künftig die Fahrbahnen voneinander trennen.Bild: Schöllhorn
    Betonwände sollen künftig die Fahrbahnen voneinander trennen.Bild: Schöllhorn

    Von Josef Karg Augsburg - Autofahrer auf der A 8 kennen dieses beklemmende Gefühl - vor allem zwischen München und Augsburg. Gerade bei verengter Fahrbahn an den vielen Baustellen fühlen sich viele aufgrund der massiven Beton-Leitplanken unwohl.

    Weil diese Elemente an immer mehr Autobahnen in Bayern als Mittelstreifen verbaut werden, ist in München ein Streit über die Sicherheit von Schutzwänden im Gange.

    Die Gewerkschaft der Polizei kritisiert, beim Aufprall eines Pkw auf Beton-Leitplanken könnten die Folgen oft tödlich sein: "Unfallfahrzeuge werden bei einem Aufprall wie Ping-Pong-Bälle zwischen den Betonleitplanken hin und her geworfen." Diese Bedenken teilt auch Professor Henning Wallentowitz, Leiter des Instituts für Kraftfahrtwesen der RWTH-Aachen.

    Der Crashtest-Spezialist wies an zwei Versuchen - jeweils mit Stahl und Beton - nach, dass eine Stahl-Leitplanke für Autofahrer wesentlich sicherer ist. Der Grund: Stahl ist verformbar und kann daher beim Aufprall die Energie des Autos aufnehmen. Fährt das Auto jedoch gegen starren und unverformbaren Beton, dann nimmt dieser überhaupt keine Energie auf. Alles überträgt sich aufs Auto, dessen Innenraum zerstört werde.

    Zudem werden die Fahrzeuge durch die angeschrägte Form der Betonleitplanken angehoben und könnten sich dabei sogar überschlagen.

    "Erste Versuche zeigen, dass der Fahrer 50 Prozent mehr Belastung bekommt, wenn er gegen die Betonwand fährt. Und aus der Literatur weiß man, dass das Risiko, dabei zu sterben, dreimal größer ist, als wenn der gleiche Unfall gegen eine Stahlplanke stattfindet", so Wallentowitz in einem Interview mit dem MDR.

    Die Gewerkschaft der Polizei nennt weitere Gründe, die gegen die Betonwände sprechen: Die Bergung von Verletzten werde deutlich erschwert, heißt es in einem entsprechenden Aktenvermerk. Die neuen Beton-Leitplanken seien zudem "nur unter großem körperlichen Einsatz zu überwinden", da die Höhe in der Regel 1,15 Meter beträgt. Auch für ältere Verkehrsteilnehmer seien die Betonleitplanken nach Unfällen kaum zu überwinden.

    Im bayerischen Innenministerium sieht man die Sache anders: Dort heißt es, dass die Betonwände insbesondere an viel befahrenen Autobahnen (dazu zählt auch die A 8) verbaut werden, weil sie verhinderten, dass Lkw auf die Gegenfahrbahn durchbrechen. Außerdem müssten sie nicht gewartet und nach Unfällen repariert werden, seien also günstiger, so eine Sprecherin.

    Der Kostenfaktor dürfe bei diesem wichtigen Sicherheits-Thema nicht im Vordergrund stehen, sagt wiederum die Polizeigewerkschaft.

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